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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sich nieder.
    Das Licht schien gerade in sein Gesicht. Trotz seiner noch jugendlichen Züge sah man, daß ein stilles, schweres Entsagen tief in seinem Inneren wohnte.
    „Das ist der Halunke“, flüsterte der Pascha, „der sich Hermann Wallert nannte, aber Hermann Adlerhorst heißt, ein Glied jener verfluchten Sippe, die Allah verdammen möge. Auch er soll zugrunde gehen mit den anderen. Horch!“
    Es ging wieder eine Tür. Man hörte leichte Schritte, die sich von jenseits der Ecke näherten.
    „Es kommt jemand. Rasch fort!“ flüsterte der Agent.
    Damit zog er den Pascha von der Veranda fort, weiter in den Garten hinein.
    „Warum so weit?“ meinte dieser. „Es ist ja so dunkel, daß man uns gar nicht sehen kann, wenn wir uns nur niederducken. Bleiben wir.“
    „Nein, bleiben wir nicht. Schauen Sie! Ein weißes Kleid! Das ist Zykyma. Sie geht in den Garten, um allein zu sein. Er aber will, wie wir ja vorhin vernommen haben, mit ihr reden; es steht also zu erwarten, daß er ihr nachkommt.“
    „Richtig, richtig! Vielleicht erlauschen wir da etwas. Kommen Sie!“
    Die beiden Ehrenmänner zogen sich weiter und weiter zurück, und Zykyma folgte ihnen, als ob sie sie gesehen habe, ganz in derselben Richtung.
    Endlich konnten sie nicht weiter. Sie waren in einer Ecke angelangt, wo mehrere niedrige, junge Tannen standen, deren Äste über eine Bank ragten.
    Rasch krochen sie unter die Bäume und setzten sich in das Moos nieder, und kaum war dies geschehen, so kam Zykyma herbei, blieb einige Augenblicke nachdenklich an der Bank stehen und setzte sich nieder.
    Es waren noch nicht fünf Minuten vergangen, so hörte man Schritte. Zykyma stand auf und machte eine Bewegung, als ob sie sich entfernen wollte, setzte sich aber doch wieder.
    Es war Hermann, der langsam herbeikam.
    „Zykyma, du hier?“ fragte er mit leiser, fast zärtlich klingender Stimme. „Darf ich mich ein wenig zu dir setzen?“
    Sie nickte ihm Gewährung.
    Und nun saßen sie ein kleines Weilchen still nebeneinander. Dann sagte er:
    „Sprich, Zykyma, was bewegt dein Herz? Warum flohst du vorhin, als ich die Depesche vorlas?“
    Zykyma antwortete nicht sofort. Endlich sagte sie mit leiser, doch hörbar bewegter Stimme:
    „Hermann, ich weiß, daß du mir deine stille Freundschaft widmest. Ich möchte dir etwas anvertrauen, wobei du dieselbe bestätigen könntest.“
    „Sprich, Zykyma! Es soll mich freuen, wenn ich dir beweisen darf, wie gern ich alles, alles für dich tue.“
    „Ich bin davon überzeugt, und gerade darum wende ich mich an dich. Ich will nämlich – fort von hier.“
    „Fort?“ fragte er, sich von seinem Sitz erhebend. „Fort von hier, von uns? Ist das möglich?“
    „Ja; ich will nicht nur, sondern ich muß.“
    „Du mußt? Was treibt dich zu diesem Entschluß?“
    „Frage mich nicht. Ich kann nicht darüber reden.“
    Da setzte Hermann sich wieder zu Zykyma nieder, ergriff ihre Hand und sagte in innigem Ton:
    „Zykyma, ich bin allerdings bereit, alles für dich zu tun; aber ich bitte dich, einen so wichtigen Schritt nicht unüberlegt zu unternehmen!“
    „Ich habe ihn überlegt, und es ist meine Überzeugung, daß ich nicht anders kann.“
    „Das ist traurig, sehr traurig! Was werden wohl die anderen dazu sagen!“
    „Sie dürfen es eben nicht wissen, wenigstens jetzt nicht!“ antwortete sie. „Ich habe mich gerade deshalb an dich gewandt.“
    „Hast du diesen so unglückseligen Entschluß erst kürzlich gefaßt, vielleicht gar erst heute?“
    „Ja, heute“, nickte sie.
    Er blickte ihr forschend in das Gesicht, obgleich es so finster war, daß er ihre weichen, schönen Züge nicht deutlich erkennen konnte.
    „Ah, ich beginne zu ahnen“, sagte er. „es ist ja sehr leicht zu erraten, was dich in solche Aufregung versetzt. Eine der Depeschen ist die Ursache deines so raschen Entschlusses! Vor Steinbach aber willst du doch nicht entweichen?“
    „Wie könnte ich das! Ich würde so glücklich sein, ihn wiedersehen zu dürfen. Ich habe ihm so viel zu verdanken.“
    „Nun, so freue dich ungetrübt. Georg soll dich nicht in dieser Freude stören, denn ich glaube nicht, daß du sein Kommen zu fürchten hast. Du kannst ruhig sein. Und nun, Zykyma, bitte ich dich aus dem Grunde meines Herzens und auch um deines Glückes und deiner Ruhe willen, sei aufrichtig mit mir. Beantworte mir die eine Frage: Hast du jenen Offizier, der sich Georg Orjeltschasta nannte, wirklich herzlich, herzlich liebgehabt?“
    Sie gab nicht

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