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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gemietet.“
    Schubert verschloß nunmehr die Pforte hinter sich und führte den Pascha in die Wohnung. Diese war unbeleuchtet, darum brannte er eine Lampe an und schob dann seinem Gast eine Kiste Zigarren hin.
    Dieser blickte sich im Zimmer um und rief verwundert:
    „Also hier wohnen Sie meinetwegen! Ich möchte wohl die Gründe dazu kennenlernen.“
    „Das sollen Sie. Tschita und Zykyma wohnen nämlich im Nachbarhaus.“
    „Ach, das ist herrlich, herrlich!“ jubelte der Pascha. „Aber irren Sie sich nicht etwa? Wissen Sie es genau?“
    „So gewiß, daß gar kein Irrtum möglich ist!“
    „Aber wird es auch möglich sein, die beiden Frauen zu entführen? Weit wird man sicherlich mit ihnen nicht kommen.“
    „Oh doch! Es gibt hierfür ein vortreffliches Mittel. Nachdem wir sie geraubt haben und mit ihnen in einem uns gehörenden Wagen davongefahren sind, fälsche ich einen Verhaftsbefehl, den wir dann nötigenfalls vorzeigen. Er wird uns legitimieren und uns sogar ermächtigen, den Schutz sämtlicher Behörden des In- und Auslandes zu requirieren.“
    „Hm! Wird man jedoch die Fälschung nicht entdecken?“
    „O nein. Es ist ein wirklicher Verhaftsbefehl; das einzige Falsche daran ist, daß er sich in unseren Händen befindet und nicht in denen eines wirklichen Polizisten!“
    „Schön! Vortrefflich! Und was haben Sie über den Derwisch erfahren?“
    „Etwas Gutes. Wir können noch heute mit ihm reden.“
    „Das ist ja herrlich! Sie sind wirklich ein Kapitalmensch. Hoffentlich aber kommen wir noch weiter, als bloß mit ihm zu sprechen!“
    „Ganz gewiß, wir werden sogar den Derwisch befreien, falls Sie gewillt sind, diesen Wechsel einzulösen.“
    Schubert hatte bei diesen Worten die Anweisung hervorgezogen und las sie dem Pascha vor. Sodann erklärte er, wie er zu dem Papier gekommen war.
    Der Pascha stand auf und schritt erregt in dem Zimmer auf und ab.
    Schubert beobachtete ihn eine Weile und fragte besorgt:
    „Was ist Ihnen? Es macht Ihnen wohl Schmerzen, den Wechsel einzulösen?“
    „Gar keine, gar keine“, entgegnete der Pascha eifrig. „Sie sollen Ihr Geld haben, und zwar gleich. Ich bin nur deshalb erregt, weil dieses Gelingen so plötzlich kommt. Ich habe mich jahrelang vergeblich abgemüht, und kaum habe ich Ihnen ein Wort gesagt, so ist die Sache bereits abgemacht. Ich bin außerordentlich mit Ihnen zufrieden, außerordentlich! Es fehlt bloß noch eins. Wir müßten noch Steinbach haben, aber leider ist dieser nicht da.“
    „Abwarten! Kommt Zeit, kommt Rat! Wir werden es so einrichten, daß alles, was wir vorhaben, auf einmal geschieht. Greifen wir jetzt zum allernächsten. Sie wollen Zykyma und Tschita sehen. Kommen Sie herunter in den Garten. Wir müssen sie vielleicht drüben aufsuchen. Wir müssen sehen, in welcher Weise es möglich ist, sie zu Gesicht zu bekommen. Dabei aber wollen wir vorsichtig sein. Selbst meine Wirtin braucht nicht zu wissen, daß wir uns im Garten befinden.“
    Der Agent verlöschte die Lampe, worauf sich die beiden möglichst leise in den Garten begaben.
    Es war kurz nach der Zeit des Neumonds, also ganz dunkel. Niemand konnte die zwei Männer sehen. Sie schlichen sich längs des Verbindungszauns hin und horchten; aber es ließ sich gar nichts hören, so daß sie zu der Überzeugung gelangten, daß sich niemand im Nachbargarten befinde.
    Nach einiger Mühe gelang es dem Agenten, den dicken Pascha über das Staket zu schaffen. Nun schlichen sie durch den nachbarlichen Garten nach der Giebelseite der Villa.
    Dort gab es eine Veranda, die mit Glasscheiben verschlossen war. Eine Ampel brannte in derselben und warf ihr Licht heraus in die Finsternis des Gartens.
    Drinnen saßen Tschita und Zykyma, beide mit weiblichen Handarbeiten beschäftigt.
    „Allah w' Allah!“ rief der Pascha leise, indem er den Arm Schuberts ergriff. „Sie sind es.“ Eine ungeheure Wut hatte ihn erfaßt. „Ach, da habe ich euch endlich!“ zischte er. „Ihr sollt nicht mehr lange hier sitzen. Ihr werdet mir folgen müssen, und dann, dann sollt ihr empfinden, was es heißt, Ibrahim Pascha heimlich zu verlassen und mit solch einem Laffen davonzulaufen.“
    Da ergriff ihn der Agent am Arme und flüsterte:
    „Still! Nur jetzt nicht räsonieren! Horch!“
    Eine Glocke ertönte. Dann hörte man eine Tür öffnen, und leichte Schritte gingen vom Haus nach der Gartenpforte.
    „Wo sind sie?“ fragte eine Männerstimme.
    „In der Veranda“, antwortete eine weibliche Stimme, jedenfalls die

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