Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
des Dienstmädchens.
    Der Hausflur wurde darauf hinter beiden verschlossen, und kurze Zeit später öffnete sich die Tür, die von der Wohnung nach der Veranda führte, und ein junger, sehr fein gekleideter Mann trat ein.
    „Teufel!“ knirschte der Pascha. „Jener Hermann Wallert, der – pst!“
    Drinnen wurde gesprochen.
    „Guten Abend!“ grüßte Wallert. „Wo ist denn unser Paul?“
    Er meinte Normann.
    „Er ging einmal nach der Stadt“, antwortete Tschita, „wird aber nicht lange bleiben.“
    „Schade, schade! Ich habe eine wichtige Nachricht für ihn und für uns alle. Schaut her!“
    Hermann hielt ein zusammengefaltetes Papier empor, an dem ein Siegel zu sehen war.
    „Ein Telegramm aus Königsberg. Ich will es euch vorlesen.“
    Er öffnete darauf das Papier und las:
    „In Königsberg angekommen. Übermorgen bin ich bei euch. Bringe auch jemanden mit. Herzlichen Gruß. Steinbach.“
    „Ach, Steinbach!“ rief Tschita jubelnd.
    „Steinbach!“ rief auch Zykyma, die Händchen zusammenschlagend.
    „Ja, Steinbach!“ lachte Hermann glücklich. „Endlich, endlich kommt er! Und wenn ihr wüßtet, was für eine Überraschung er für uns alle, und ganz besonders für dich, Zykyma, mitbringt!“
    Die Genannte blickte zu ihm auf und fragte:
    „Für mich? Was wäre das?“
    „Du mußt nicht fragen, was, sondern wer wäre das? Denn eine Person ist's, die er dir mitbringt. Zykyma, ich bitte dich, nicht zu erschrecken! Es ist unser endlich gefundener Georg von Adlerhorst. In diesem zweiten Telegramm hier“ – Hermann zog noch ein Papier hervor und entfaltete es – „meldet Georg, daß dieser Jemand, von dem Steinbach telegrafiert, er selbst sei.“
    Tschita stieß einen Freudenschrei aus.
    „Mein Bruder, mein Bruder! Ist's wahr, Hermann, ist's wahr?“
    Sie wollte ihm das Telegramm aus der Hand nehmen.
    „Halt!“ sagte er. „Das geht nicht. Es steht noch etwas drin, das Geheimnis bleiben muß, bis wir unsere Zykyma darauf vorbereitet haben –“
    Hermann wandte sich bei diesen Worten nach Zykyma um. Sie war aber nicht mehr da. Sie hatte, als er das Telegramm vorgelesen hatte, mit beiden Händen nach dem Herzen gegriffen und sich an die Wand gelehnt, als ob sie von einer plötzlichen Schwäche ergriffen worden sei. Dann hatte sie sich, während die beiden anderen miteinander sprachen, heimlich aus der Veranda geschlichen.
    Tschita öffnete die Tür, durch welche Zykyma verschwunden war, blickte hinein, schloß dann wieder zu und sagte:
    „Sie ist in der Tat nicht mehr da drinnen.“
    „Nun, dann kann ich die Depesche vorlesen. Sie lautet vollständig:
    ‚Meine Geliebten! Dieser Jemand, von dem Steinbach telegrafiert, bin ich. Ich kehre mit ihm heim zu euch und bringe meine Braut mit, die ich eurer innigsten Liebe empfehle. Euer endlich wiedergefundener Bruder Georg von Adlerhorst.‘„
    „Mein Gott!“ rief Tschita. „Er hat eine Braut!“
    „Eine Braut, ja!“ nickte Hermann. „Er hat Zykyma vergessen.“
    „Das sagst du in einem solchen Ton!“
    „Soll ich mich etwa darüber freuen? Du weißt ja, daß ich Zykyma liebe und sie glücklich sehen will. Kann sie aber glücklich sein, wenn sie erfährt, daß er ihr untreu geworden ist? Allerdings denke ich mir, daß es sich bei Zykyma und Georg gar nicht um eine bindende Liebe gehandelt hat. Sie haben sich gekannt, wie man sich eben zuweilen kennenlernt; er ist freundlich zu ihr gewesen, sie aber hat das für Liebe gehalten und sich als für immer und ewig an ihn gebunden betrachtet.“
    „So ist's, ja, so ist's, lieber Bruder.“
    „Sie hat stets an ihn gedacht und nur in seinem Andenken gelebt. Wie fürchterlich muß sie nun die Nachricht treffen, daß er verlobt ist!“
    „Es wird entsetzlich für sie ein! Was tun wir nur, um es ihr weniger schwer erscheinen zu lassen?“
    „Zunächst können wir nichts tun, als sie darauf vorzubereiten.“
    „Wenn ich es ihr mitteile, so bricht sie sofort verzweifelt zusammen. Sage du es ihr, Hermann. Es mag allerdings schwer für dich sein, ich glaube es, aber es ist dennoch besser, daß sie es aus deinem Mund erfährt als aus dem meinigen. Sie wird sich scheuen, ihren Schmerz vor dir sehen zu lassen. Sie wird sich zu beherrschen suchen, und das hilft ihr über den ersten Schreck hinweg. Also, willst du es tun, lieber Bruder?“
    „Da du es wünschst, ja.“
    „Ich werde lauschen, wo sie ist.“
    Tschita entfernte sich durch die Tür, durch die auch Zykyma gegangen war. Hermann aber setzte

Weitere Kostenlose Bücher