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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sagte:
    „Sie entschuldigen! Ich habe natürlich unfreiwilligerweise Zeuge Ihrer Unterhaltung sein müssen und alles gehört. Gehen Sie noch nicht fort. Ich möchte ein Wort zu dieser Angelegenheit sagen. Bitte, setzen Sie sich! Was ich von Ihnen wünsche, können wir in aller Bequemlichkeit abmachen.“
    Der Angeredete ließ sich wieder auf seinen Stuhl nieder, während der vermeintliche Getreidehändler eine Bewegung des Erstaunens machte und dem Agenten in das Gesicht blickte.
    „Kennen mich die Herren vielleicht?“ fragte dieser.
    Beide schüttelten die Köpfe. Er fuhr also fort:
    „Das tut auch gar nichts zur Sache. Nur möchte ich Ihnen mitteilen, daß ich diesen Bäcker Franke, von dem Sie sprechen, kenne.“
    „So? Ist er auch Ihnen schuldig?“ fragte der Wechselinhaber.
    „Nein. Im Gegenteil bin ich ihm noch Dank für eine Gefälligkeit schuldig, die er vor längerer Zeit einem Verwandten von mir erwies. Darum muß mich das, was ich hier so ganz zufällig erfahre, im höchsten Grad interessieren. Ist der Wechsel wirklich gefälscht?“
    „Ja. Es ist kein Zweifel.“
    „Der Mann befindet sich also in einer so schlimmen Lage, daß er vor einer solchen Tat nicht zurückschreckt. Das hätte ich wissen sollen. Ich hätte ihn unterstützt.“
    „Das können Sie ja jetzt noch tun!“
    „Das möchte ich auch wohl; aber die Gefälligkeit, die Franke meinem Verwandten erwies, ist nicht so bedeutend, daß man eine solche Summe dafür zahlen könnte. Und sodann fragt es sich, ob Sie den Wechsel aus der Hand geben würden.“
    „Mit dem größten Vergnügen sogar!“
    „Und auf die Anzeige würden Sie verzichten?“
    „Ja, vorausgesetzt, daß ich mein Geld bekäme.“
    „Nun gut, so will ich ihn einlösen.“
    „Mit der vollen Summe?“
    „Ja.“
    „Dann können Sie ihn haben. Zählen Sie auf!“
    „Lieber Mann, Sie kommandieren ja schrecklich!“
    „Ja, Geld will ich sehen, eher gebe ich ihn nicht aus der Hand. Das versteht sich ganz von selbst.“
    „Aber höflicher können Sie wohl sein!“
    „Wenn ich erst mein Geld in der Tasche habe, so sollen Sie sehen, welche Komplimente ich Ihnen machen werde!“
    Der Agent war ganz glücklich, durch einen so ganz außerordentlichen Zufall den Schließer in seine Hand zu bekommen. Er hatte heute einen so glücklichen Tag wie selten. Zwar hätte er sehr gern etwas weniger bezahlt, aber er hoffte, daß der Pascha ihm diese Auslagen zurückerstatten werde. Darum zog er jetzt vom Leder und zählte fünfzehn Hundertmarkscheine hin. Der andere gab ihm jetzt den Wechsel, steckte die Scheine ein und sagte:
    „Gott sei Dank, das Geld ist gerettet! Ich will von einer Anzeige absehen, aber ich werde zu dem Halunken gehen und ihm ganz gehörig den Kopf waschen. Er soll niemals wieder für einen Pfennig Kredit bei mir haben!“
    „Tun Sie das, in Gottes Namen“, meinte der Agent. „Ich habe gar nichts dagegen und werde jetzt selbst zu ihm gehen und ihm den Standpunkt klarmachen.“
    Es lag nicht in seinem Interesse, länger zu bleiben. Er entfernte sich, nachdem er seine Zeche an den Wirt bezahlt hatte, der von seinem am Büffet befindlichen Sitz aus verwunderter Zeuge des ganzen Vorgangs gewesen war.
    „Auf den Leim gegangen“, lachte der vermeintliche Getreidehändler, als der Agent fort war.
    „Und zwar gründlich!“ stimmte der andere lustig ein. „Nun glaubt er, gewonnenes Spiel zu haben. Jetzt rennt er zum Bäcker!“
    „Der ist indes benachrichtigt worden und wird spazierengegangen sein, um sich nicht antreffen zu lassen.“
    Dem Agenten fiel es gar nicht ein, zu dem Bäcker zu gehen. Er begab sich nämlich nach seiner neuen Wohnung, und dann, als es dunkel zu werden begann, nach dem Pavillon, um den Pascha dort zu erwarten. Dieser kam sehr bald nach ihm, und die beiden sorgten dafür, daß eine lange Zeit verging, bis sie sich draußen trafen. Der Agent verließ, wie ausgemacht worden war, das Lokal zuerst, und der Pascha kam schnell nach.
    „Nun?“ fragte der letztere. „Haben Sie etwas in unserer Angelegenheit zu tun vermocht?“
    „Glücklicherweise ja, doch wir wollen nicht hier davon sprechen. Kommen Sie!“
    Der Agent führte den Pascha darauf nach seiner Wohnung. Als er den Schlüssel in die verschlossene Gartenpforte steckte, sagte der Pascha:
    „Da hinein führen Sie mich? Sie tun ja geradeso, als ob Sie hier zu Hause seien! Ich denke, Sie wohnen im Schwan?“
    „Bis heute vormittag. Dieses neue Logis habe ich mir Ihretwegen

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