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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sind. Ich werde den Pascha mitbringen.“
    „So will ich gehen, um mich zum Ausgang vorzubereiten.“
    „Und auch ich breche sofort auf.“
    Lina ging in ihre Wohnung und paßte auf. Nach kaum fünf Minuten ging der Agent fort, und sie eilte hinüber zu Normanns, um diese von dem Erfolg der Unterredung zu benachrichtigen.

FÜNFTES KAPITEL
    Die Abrechnung
    Schubert begab sich nach seiner Unterredung mit Lina nach dem Hauptplatz, wo die Morgen- und Abendkonzerte stattfanden. Er erblickte den Gesuchten nicht.
    Ein langer, hagerer Kerl stand vor einem Baum und las das an denselben geklebte Plakat. Er war ganz in graugewürfeltem Stoff gekleidet und trug auch einen ebensolchen Hut. Ein riesiger Klemmer saß auf seiner kleinen Stülpnase. Dieser Mann, der einem jeden auffallen mußte, war zweifelsohne ein Engländer.
    Der Agent wandte sich ab. Zu anderer Zeit hätte er sich für diesen originellen Fremden interessiert und ihm einige Aufmerksamkeiten gewidmet. Jetzt aber war keine Minute dazu vorhanden.
    Er ging nach dem Pavillon, in dem er sich zum ersten Mal mit dem Pascha getroffen hatte, und wirklich, da saß derselbe!
    Der Türke schien erst vor ganz kurzer Zeit eingetreten zu sein, denn er hatte sein Getränk noch gar nicht angerührt. Als er den Agenten sah, prägte sich auf seinem Gesicht eine gewisse Spannung aus.
    Schubert schritt langsam an ihm vorüber und sagte dabei leise:
    „Schnell hinauf zum Rendezvous! Es gibt Wichtiges zu hören.“
    Dann setzte er sich nebenan und verlangte ein Glas Tee. Glücklicher- oder vielleicht auch unglücklicherweise waren nur sehr wenige Gäste vorhanden, deren Aufmerksamkeit sehr bald nach der Tür gezogen wurde. Der lange Engländer trat nämlich ein und schaute sich um.
    Als der Pascha ihn erblickte, zuckte er zusammen. Hätte nicht der Vollbart sein ganzes Gesicht bedeckt, so hätte man sehen können, daß er leichenblaß wurde.
    Lord Eaglenest – denn dieser war es – kam langsam näher und setzte sich nieder. Der Pascha wandte sich halb ab, drehte aber nun dem Lord gerade das Profil zu, diejenige Ansicht, bei der seine charakteristischen Züge viel leichter zu erkennen waren.
    Der Lord wurde aufmerksam. Er schlürfte langsam an dem Wein, den er sich hatte geben lassen, und betrachtete den Pascha mit immer mehr wachsendem Erstaunen.
    Die anwesenden Gäste bemerkten gar wohl, wie der Brite den Fremden fixierte. Es war klar, daß irgend etwas erfolgen werde.
    Und wirklich, da ließ der Graukarierte seinen riesigen Klemmer von der Nase fallen, zog eine Karte aus der Tasche, trat an den Tisch des Fremden und sagte:
    „Mein Herr, hier meine Karte. Bitte um die Ihrige!“
    Das war weder höflich noch grob gesprochen, sondern einfach im Ton ruhiger Aufforderung. Der Pascha konnte sich nicht weigern. Er stand ebenfalls auf, zog seine Karte hervor und tauschte dieselbe gegen diejenige des Engländers aus. Der letztere las:
    „Abrahim Effendi, Bankier aus Kairo.“
    Der Lord schüttelte verächtlich den Kopf und sagte so laut, daß alle es hörten:
    „Haben wir uns nicht schon einmal gesehen?“
    „Vielleicht in Kairo, mein Herr?“ antwortete der Türke, der sich alle Mühe gab, ruhig zu erscheinen.
    „O nein, in Kairo nicht, denn dort gibt es gar keinen Bankier Abrahim Effendi.“
    „Mein Herr!“ brauste der Pascha auf.
    „Schon gut! Ich bin Lord Eaglenest und bestätige hiermit mit meinem Ehrenwort, daß es in Kairo keinen Bankier dieses Namens gibt. Ihre Karte enthält also eine Lüge.“
    „Wollen Sie mich beleidigen?“
    „Nein! Lord Eaglenest kann Sie ebensowenig beleidigen, wie Sie seine Ehre anzutasten vermögen. Lassen Sie die Absicht fahren, in der Sie hierhergekommen sind! Es läuft nicht immer so gut ab, wie die früheren Male! Leider darf ich meinen Wein nicht austrinken, da ich nicht Gast sein kann unter einem Dach, unter dem so ein Kerl, wie Sie sind, sitzt.“
    Der Lord warf ein Zehnmarkstück auf den Tisch und schlenderte in langsamer Behaglichkeit zur Tür hinaus.
    Dieser Auftritt hatte ungeheures Aufsehen erregt. Es stand zu erwarten, daß die Kunde davon sich binnen einer Viertelstunde im ganzen Ort verbreitete.
    Die Gäste ließen ihre Augen nicht von dem Pascha, neugierig, was dieser unternehmen werde.
    Er behauptete mit vieler Mühe seine Fassung und winkte den Wirt herbei, der Zeuge dieses Auftrittes gewesen war.
    „Wer war denn dieser Mensch?“ fragte er. „Auf der Karte steht Lord Eaglenest.“
    „Der ist er auch. Ein Lord, Pair von

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