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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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die betreffenden Personen gesehen und begaben sich, natürlich von Lina begleitet, schleunigst durch den Gang nach der Tür zum Brunnenzimmer zurück.
    Nun trat der Kastellan unter das Tor, um sich sehen zu lassen. Als Steinbach ihn erblickte, kam er schnell auf ihn zu und sagte:
    „Weißt du, daß ich inkognito bin?“
    „Ja, Hoheit.“
    „So verrate mich nicht und nenne mich nur Herr Steinbach! Ist alles in Ordnung?“
    „Ja, alles“, antwortete der Gefragte, indem jetzt auch die anderen Personen herbeikamen.
    „So führe uns hinab.“
    Einigen der Anwesenden wurde es nun, da der entscheidende Augenblick nahte, doch bange. Sie befürchteten heimlich, daß der künstliche Fußboden doch unter ihnen weichen könne, und gaben diesem Gedanken Ausdruck.
    „Sorgen Sie sich nicht“, sagte Steinbach. „Wenn ich nicht genau wüßte, daß ich mich auf die Vorrichtung verlassen kann, würde ich mich sehr wohl hüten, selbst auf die Diele zu treten, viel weniger aber könnte es mir einfallen, Personen, die mir so lieb und teuer sind, dazu zu verleiten. Daß ich selbst meine Braut mitnehme, mag Ihnen der sicherste Beweis sein, daß wir nicht das mindeste zu befürchten haben. Hoffentlich ist der Mechanismus vorher genau untersucht worden.“
    „Oh, Sie können sich demselben ruhig anvertrauen“, erklärte der Kastellan. „Ich habe ihn gestern und heute wiederholt untersucht.“
    „So kommen Sie!“
    Während der Pascha mit dem Derwisch und Lina durch die rechts auf den Flur mündende Tür verschwunden war, traten die Herrschaften durch die linker Hand befindliche in das Dunkel der Kellertreppe, wo der Kastellan seine Lampe anzündete.
    Als sie an die beiden Zellen gelangten, die die sonderbare Akustik besitzen sollten, öffnete der Kastellan die Klappen. Die Zellen waren leer. Die beiden Gefangenen befanden sich oben.
    „Lassen wir sie jetzt“, meinte Steinbach. „Wir wollen machen, daß die Faxe baldigst ein Ende nimmt. Die Herrschaften dürfen in der Brunnenstube nicht erschrecken, wenn ich die Laterne plötzlich auslösche. Ließe ich sie brennen, so würde der Pascha, der doch durch die Klappe blickt, bemerken, daß wir nicht in die Tiefe stürzen. Und auch darauf muß ich Sie aufmerksam machen, daß wir alle einen Angstschrei ausstoßen müssen, wenn der Fußboden sich unter uns zu bewegen beginnt. Das klingt dann so, als ob wir stürzen.“
    Jetzt hatten sie die Tür erreicht, durch die sie in das Verderben gelangen sollten. Da ergriff Semawa Steinbachs Hand und fragte:
    „Bist du wirklich sicher, daß wir nicht Schaden nehmen werden, Geliebter?“
    „Hast du Angst, mein Herz?“
    „Nur um dich.“
    „Vertraue dich mir ruhig an. Selbst wenn der Mechanismus versagte, würden wir nicht in die Tiefe stürzen, denn ich habe heute früh einen Boten an den Kastellan geschickt, durch den ich befahl, daß noch extra starke Balken quer über die Tiefe gelegt werden sollen. Tretet also in Gottes Namen ein.“
    Der Kastellan schloß jetzt auf und trat in die Stube. Steinbach folgte ihm, und die anderen kamen, wenn auch ein wenig zaghaft, hinterher. Gegenüber lag nun die Tür, hinter der der Pascha wartete und hinter der der Schließer verschwinden sollte. Der erstere mußte jedes Wort hören, was gesprochen wurde.
    „Was ist das für eine Stube?“ fragte Steinbach sehr vernehmlich.
    Der Kastellan schloß laut die Tür zu, durch die sie gekommen waren, und antwortete:
    „Herr, das ist das gefährlichste Gemach im ganzen Schloß, weil jeder, der sich hier befindet, über dem Tod steht. Unter uns gähnt ein Brunnen, der mehrere hundert Fuß tief ist.“
    „Na, hoffentlich ist die Diele so stark und fest, daß sie uns zu tragen vermag.“
    „So lange ich will, ja. Aber es bedarf nur eines kleinen Griffs oder Drucks von mir, so fliegen Sie alle hinab und kommen vollständig zerschellt unten an.“
    Die Damen stießen einen unwillkürlichen Angstruf aus. Steinbach aber fragte im Ton der Neugierde:
    „Wo haben Sie denn diesen verhängnisvollen Druck anzubringen?“
    „An einem Hebel, der sich dort hinter jener Tür befindet.“
    „Wollen Sie uns das zeigen?“
    „Gern. Sie werden sehen, daß sich dann die Diele um ihre eigene Achse dreht und daß alles, was sich auf ihr befindet, in die Tiefe stürzen muß.“
    „So eilen Sie, daß wir von dieser gefährlichen Stelle wegkommen.“
    „Gleich, gleich.“
    Der Kastellan steckte den Schlüssel in das Schloß, öffnete, trat hinaus, zog den Schlüssel wieder ab

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