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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Ahnung hat, wohin sie sind.“
    „Nun, erfahren soll er es doch noch, bevor er stirbt. Ich mag ihn nicht ins Jenseits spedieren, ohne ihm zuvor zu sagen, daß sein liebes Weibchen die niedrigste meiner Sklavinnen sein wird. Wann wird er mit den anderen kommen?“
    „Um zwölf Uhr.“
    „Nun, da haben wir ja noch fast über eine halbe Stunde Zeit. Bis dahin kann ich mir Tschita und Zykyma wohl einmal ansehen?“
    „Ganz wohl“, antwortete der Kastellan, an welchen diese Frage gerichtet war.
    „Ich gehe auch mit“, erklärte der Derwisch. „Ich möchte wissen, ob sie noch immer so zuversichtlich sind wie vorhin.“
    Der Kastellan warf einen verstohlenen Blick der Beruhigung und Genugtuung auf Lina. Er war bereits bei Tschita und Zykyma gewesen, hatte sie gebeten, sich wieder in ihre Zellen zu verfügen, da der Pascha kommen und sie höchstwahrscheinlich aufsuchen werde, und hatte so die Entdeckung verhütet, daß sie eigentlich gar nicht Gefangene seien. Indem er jetzt zu seinem Schlüsselbund griff, fragte er:
    „Beabsichtigen die Herren vielleicht gleich unten in dem Gang zu bleiben?“
    „Warum das?“
    „Weil diejenigen, welche wir erwarten, jedenfalls hierher in meine Stube kommen werden und Sie also sehen würden. Unten sind Sie am sichersten, und da unser Coup ja doch in der Brunnenstube vor sich gehen wird, so ist es wohl am allerbesten, wenn Sie gleich unten bleiben.“
    „Das ist richtig. Hoffentlich haben wir nicht allzulange zu warten?“
    „Gewiß nicht. Wenn die Herrschaften kommen, um sich die Burg anzusehen, werde ich ihren Wunsch natürlich augenblicklich erfüllen und sie direkt nach dem Brunnenzimmer führen. Es geht also gar keine Zeit verloren.“
    „Und sind Sie sicher, daß der Mechanismus seine Schuldigkeit tun wird?“
    „Ja. Er hat noch nie versagt, und ich sehe gar nicht ein, weshalb er gerade heute unwirksam sein sollte.“
    „So bleibt nur noch das eine zu bedenken, ob es dann möglich sein wird, nachzuweisen, was hier geschehen ist.“
    „Gewiß nicht; lassen Sie mich nur sorgen. Die ganze Gesellschaft kommt zerschmettert unten auf dem Grund des Brunnens an. Es wird keine Spur von ihnen vorhanden sein.“
    „Gut. Gehen wir also!“
    Lina blieb zurück, damit jemand vorhanden sei für den Fall, daß die Erwarteten indessen kommen würden. Die drei Männer stiegen in den Keller hinab.
    Als sie die beiden Zellen erreichten, in denen Tschita und Zykyma eingeschlossen waren, öffnete der Pascha die Klappe der Türe, hinter der die erstere steckte. Er erhielt von dem Kastellan die Laterne und leuchtete hinein. Tschita kauerte am Boden. Er konnte nicht ahnen, daß sie sich vorher ein Stockwerk höher ganz wohl befunden hatte.
    „Nun, schöne junge Frau, wie geht es?“ fragte er in höhnischem Ton.
    Sie antwortete nicht.
    „Hast wohl vor Schreck die Sprache verloren?“
    Sie sagte auch jetzt noch nichts.
    „Ach so! Du kennst mich gar nicht. Meine Stimme wird dir unbekannt geworden sein. Da will ich dafür sorgen, daß du mein heißgeliebtes Angesicht erblicken kannst.“
    Er näherte die Laterne seinem Gesichte, aber Tschita schaute gar nicht nach ihm. Der Pascha gab sich alle Mühe, sie zum Sprechen zu bringen, vergeblich. Er lachte über ihre jetzige Lage und drohte ihr mit seiner fürchterlichen Rache – sie öffnete jedoch nicht ein einziges Mal den Mund und wandte ihm auch nicht einmal ihr Gesicht zu, ihn anzusehen.
    Das enttäuschte ihn. Er war gekommen, sich an ihrer Angst und an ihren Bitten, die er sicher erwartet hatte, zu weiden, aber sie blieb stumm und bewegungslos.
    „Nun“, sagte er endlich, „dich werden wir schon noch zum Sprechen bringen, und dann sollst du heulen vor Entsetzen. Weißt du, wie in Stambul die Untreue eines Weibes bestraft wird? Sie wird in einen Sack gesteckt und in das Wasser geworden. Das ist aber eine viel zu schöne und schnelle Todesart für euch. Ihr sollt langsamer sterben. Jahrelang muß es dauern, bis ihr nach und nach verschmachtet und verkümmert seid. Der aber, mit dem du davongelaufen bist, wird heute noch sterben. Sein Körper wird in der Tiefe des Brunnens zerschmettert werden, und du sollst in diese Tiefe blicken dürfen, und das Entsetzen soll dir dabei alle Haare zu Berge treiben!“
    Der Pascha schlug darauf die Klappe zu und trat zur nächsten Tür, um auch deren Luke zu öffnen. Als er in die Zelle leuchtete, stand Zykyma an der gegenüberliegenden Wand. Sie hatte ihr Auge fest auf ihn gerichtet.
    „Ah, guten

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