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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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plötzlich Mila hinter ihm. Sie hatte die letzten Worte gehört.
    „Karpala liebt ihn?“ fragte sie verwundert. „Wen denn?“
    „Einen Gefangenen, den der Wachtmeister jetzt bringt!“
    „Mein Gott! Ist das möglich! Väterchen, liebes Väterchen, da müssen wir ihn retten!“
    „Natürlich! Komm schnell herein! Ich muß dich und die Mutter instruieren.“
    Nach kurzer Zeit kam der Wachtmeister mit Georg angesprengt, der noch immer die gespannte Pistole in der Hand hielt, denn wenn er sie eingesteckt hätte, so wäre der Kosak sicher so klug gewesen, nun seinerseits zur Waffe zu greifen und ihm zuvorzukommen.
    „Heda!“ rief der Wachtmeister. „Peter! Heraus mit dir!“
    Anstatt des Genannten aber kam Mila, seine Tochter.
    „Was willst du?“ fragte sie.
    „Ist dein Vater daheim?“
    „Ja, er ist in seiner Stube.“
    „So rufe ihn! Ich habe mit ihm zu reden.“
    „Gleich! Aber heilige Antonia! Ist's möglich? Sehe ich recht? Das ist ja unser gute Iwan Skobeleff. Oder irre ich mich?“
    Georg war ganz erstaunt, Mila in dieser Weise sprechen zu hören. Doch ließ er seine Verwunderung nicht merken, sprang vom Pferd, eilte auf sie zu, reichte ihr beide Hände und antwortete:
    „Natürlich bin ich es, liebes Schwesterchen, natürlich! Du kennst mich also noch?“
    „Ja. Wie könnte ich dich vergessen haben! Und auch du erkennst mich sogleich?“
    „Das versteht sich. Wer das schöne Gesichtchen von Mila Dobronitsch einmal gesehen hat, der kann es nie vergessen.“
    Georg kannte zum Glück ihren Namen, da Gisa von ihr gesprochen hatte. Auch hatte er es ihr sofort angesehen, daß sie die Tochter sei, und ferner hatte der Kosak nach ihrem Vater gefragt, also war kein Irrtum möglich.
    „So komm nur gleich herein, komm!“ entgegnete sie und wollte ihn mit sich fortziehen.
    Da aber sagte der Wachtmeister, der mit finsterem Blick zugesehen hatte:
    „Halt! So schnell geht das nicht. Dieser Mann ist mein Gefangener. Er ist ein Flüchtling.“
    „Was fällt dir ein? Ich kenne ihn viel besser! Er ist unser liebes Freundchen Iwan Skobeleff. Das weiß ich ganz genau.“
    „Beweise es!“
    „Beweisen? Wie soll ich das beweisen? Komm her, Mütterchen. Kennst du ihn?“
    Jetzt war die Bäuerin aus der Tür getreten. Auch sie spielte ihre Rolle sehr gut. Sie streckte Georg die Hände entgegen und sagte, indem ihr gutes Gesicht vor Freude glänzte:
    „Iwan Skobeleff, mein Herzchen, mein Söhnchen. Du hier? Welch eine Überraschung! So etwas konnte kein Mensch vermuten! Wo ist denn mein Väterchen, mein Männchen? Ich muß ihn sofort holen!“
    Damit eilte sie in das Haus zurück, und als sie nach wenigen Augenblicken mit dem Bauern wiedergekehrt war, den sie hinter sich herzog, sagte sie:
    „Da ist er, da! Nun wirst du es wohl glauben, mein Peterchen!“
    Der Bauer machte ein freudig erstauntes Gesicht.
    „Bei Gott, er ist es!“ rief er. „Ich wollte es nicht glauben. Iwan Iwanowitsch, mein Söhnchen, komm in meine Arme, komm!“
    Darauf umarmte er Georg, küßte ihm nach der dortigen Sitte Stirn und Wangen und fragte dabei in stürmischer Weise:
    „Wie geht es denn deinem Väterchen?“
    „Gut!“
    „Und dem Mütterchen?“
    „Sehr gut. Sie wollen den Jahrmarkt in Platowa abwarten, um manches einzukaufen. Mich aber haben sie vorausgesandt, um euch über ihre Ankunft zu benachrichtigen.“
    „Was sagst du, Herzchen! Welche Freude, welche Freude das ist! Da sind sie also alle zusammen aufgebrochen, um uns zu besuchen?“
    „Nicht eigentlich, Väterchen will sich hier niederlassen.“
    „Wie herrlich! Will er sich ein Gut kaufen, eine Besitzung erwerben?“
    „Ja. Er meint, daß du ihm dabei mit Rat und Tat beistehen wirst.“
    „Natürlich, natürlich! Wie mich das freut! Wir sind entzückt, ganz entzückt. Komm aber nur herein!“
    „Ich darf nicht. Der dort hat es mir verboten.“
    „Der?“ fragte der Bauer, indem er nach dem Kosaken hinblickte, auf den Georg gezeigt hatte, und so tat, als ob er diesen erst jetzt bemerkte. „Warum nicht?“
    „Ich bin sein Gefangener. Er hat mich arretiert. Ich soll ein Flüchtling sein, ein entflohener Kosak Nummer Zehn aus Platowa.“
    „Wer hat ihm denn das weisgemacht? Sapperment! Bist du toll, Wachtmeister?“
    Der Wachtmeister wußte nicht, was er antworten sollte, denn die Art und Weise, in der der angebliche Skobeleff empfangen worden war, bewies zur Evidenz, daß er wirklich derjenige war, für den er sich ausgegeben hatte. Es war klar, daß hier nur

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