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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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anderen Ton. Du bist mein Gefangener. Ich arretiere dich, und du wirst mich nach der Stanitza begleiten.“
    Stanitzas werden die befestigten Dörfer der Grenzkosaken genannt. War Georg einmal dort, so war eine Fortsetzung seiner Flucht unmöglich. Er griff also nach seiner Waffe in der Tasche. Da sagte Gisa, der Tunguse, der das bemerkte und den Versuch machen wollte, den ihm anvertrauten Mann lieber durch List als durch eine Gewalttätigkeit frei zu machen, zu dem Kosaken:
    „Brüderchen, du irrst dich wirklich. Ich kann es dir versichern.“
    „Du? Auf deine Versicherung kann ich gar nichts geben.“
    „Nicht? Nun, so will ich dir einen anderen Mann nennen, dessen Wort mehr gelten wird, Peter Dobronitsch. Er kennt diesen Herrn. Frage meinen jungen Begleiter selbst. Er hat es mir gesagt.“
    Das war ein Fingerzeig, den Gisa Georg gab. Dieser sah sofort ein, daß er sich auf Peter Dobronitsch berufen müsse. Was aber würde der Bauer dazu sagen, der ja von gar nichts wußte?
    Der Kosak lachte höhnisch auf.
    „Dieser Peter Dobronitsch kann ihn freilich kennen“, erwiderte er. „Jedenfalls hat er ihn in Platowa gesehen und wird aussagen müssen, daß er der Kosak Nummer zehn ist.“
    „Er wird mich legitimieren als den Kaufmann Skobeleff aus Jekaterinburg.“
    „Schweig! Was geht mich Dobronitsch an! Ich habe keine Zeit. Du reitest mit mir direkt nach der Stanitza.“
    Da richtete Georg sich im Sattel auf, blickte den Kosaken drohend an und fragte:
    „Kennst du die Gesetze und deine Instruktionen? Wenn ich dir sage, daß Peter Dobronitsch mich legitimieren wird, so hast du mich zu ihm zu begleiten. Verstanden?“
    „Wenn es mir gefällig ist. Da es mir aber nicht beliebt, so werde ich es nicht tun. Vorwärts!“
    Der Wachtmeister ergriff die Zügel von Georgs Pferd.
    „Weg mit der Hand!“ gebot nun dieser.
    „Oho, Bürschchen! Wenn du mir so kommst, werde ich dich fesseln.“
    „Versuch es! Sieh hier!“
    Georg zog eine Pistole aus der Tasche und hielt sie dem Kosaken entgegen. Der Wachtmeister ließ sofort die Zügel los und wollte nach seinem Gewehr greifen, da aber donnerte Georg ihn an:
    „Halt! Keine Bewegung, sonst schieße ich!“
    Da ließ der Kosak die erhobene Hand schnell wieder sinken und rief erschrocken:
    „Mensch, was fällt dir ein? Du hast die Waffe gegen mich erhoben! Weißt du, was das heißt?“
    „Jawohl! Das heißt, daß ich dich sofort niederschießen werde, wenn du es wagst, nochmals nach deinem Gewehr zu greifen.“
    Das imponierte dem Kosaken. Er fluchte:
    „Himmeldonnerwetter! Das kann dich den Kopf kosten.“
    „Meinetwegen! Also vorwärts, zu Dobronitsch!“
    Die drei Männer setzten sich in Bewegung, der Kosak neben Georg vorneweg und der Tunguse hinterher. Dieser letztere blieb absichtlich immer mehr zurück. Da rief der Wachtmeister ihm zu:
    „So beeil dich doch, wenn du mit uns fortkommen willst. Ich habe keine Zeit.“
    „Ich kann nicht so schnell fort. Mein Pferd ist lahm.“
    „So komm langsam nach. Ich habe keine Lust, auf dich zu warten.“
    Das hatte Gisa beabsichtigt. Seine List war ihm gelungen. Er ließ die beiden Voranreitenden hinter einem Buschwerk verschwinden und wandte sich dann schnell zur Seite, von der bisherigen Richtung ab.
    Nun zeigte es sich, daß sein Pferd keineswegs lahm war, denn in gestrecktem Galopp ritt er einen Bogen und jagte sodann auf das Gut zu, bei dem er vor den beiden ankam.
    Als Peter Dobronitsch, der vor dem Wohnhaus stand, den Reiter erblickte, rief er:
    „Gisa, du? Willkommen! Was führt dich schon so bald wieder zurück? Was gibt es denn?“
    „Ich bringe dir einen Flüchtling, den Kosaken Nummer Zehn aus Platowa. Karpala sendet ihn. Am Fluß hat der Wachtmeister Wassilij ihn arretiert, da hat der Kosak sich für einen Kaufmann und Ackerbauer aus der Umgegend von Jekaterinburg ausgegeben und gesagt, daß du ihn kennst.“
    „Schön! Wie soll er denn heißen?“
    „Skobeleff, ein Verwandter des Generals.“
    „Und sein Vorname?“
    „Den hat er gar nicht genannt.“
    „Ich werde ihn Iwan nennen.“
    „Wie es dir gefällt. Nun aber muß ich wieder fort.“
    „Wie kommt es, daß du nicht mit arretiert bist?“
    „Ich habe gesagt, mein Pferd geht lahm; darum blieb ich zurück. Nun reite ich wieder fort und komme später nach. Aber, fast hätte ich es vergessen. Der Flüchtling ist Edelmann, und Karpala liebt ihn.“
    Damit jagte Gisa wieder von dannen. Als nun der Bauer schnell in das Haus treten wollte, stand

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