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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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kein Regen. Das kann kein Regen sein. Ein Regen von solcher Stärke ist ganz und gar unmöglich. Das ist ein wirklicher Wasserstrahl, kein natürlicher allerdings, sondern ein künstlicher. Es ist mir schon vorhin der Gedanke gekommen, daß das Wasser aus der verdammten Feuerspritze des Peter Dobronitsch kommt. Er hat ja Schläuche, die von dem Brunnen an bis hierher reichen, und muß gesehen haben, daß wir eingestiegen sind.“
    „Wenn diese Vermutung richtig wäre, so müßte er droben auf dem Dach sitzen.“
    „Jedenfalls.“
    „Donnerwetter! So weiß er, daß wir ihn mit dem Boroda fangen wollen, und beabsichtigt nun, sich an uns zu rächen!“
    „Das ist ihm zuzutrauen.“
    „Wachtmeister, der Kerl will uns töten! Er beabsichtigt, uns hier zu ersäufen!“
    „Eine schöne Aussicht. Könnten wir denn nicht ein Loch durch die Mauer brechen, um hinauszukommen?“
    „Womit denn?“
    „Herrgott, ja! Wir haben keine Hacke, keine Brecheisen, nicht einmal einen armseligen Hammer!“
    „Und selbst wenn wir so ein Handwerkszeug hätten, steigt doch das Wasser so rapid, daß wir ersoffen wären, ehe wir ein Loch, das groß genug ist, fertigbringen.“
    „Was ist da zu tun, was ist da zu tun?“ rief Sergius in einem Ton, den nur die Todesangst eingeben konnte.
    Es wurde jetzt auf kurze Zeit ruhig unten; dann hörte man Sergius Propow in kläglichem Ton rufen:
    „Peter Dobronitsch!“
    „Soll ich antworten?“ flüsterte der Genannte den beiden anderen Dachgenossen zu.
    „Nein, auf keinen Fall“, antwortete Boroda, „du würdest dich in eine große Gefahr begeben.“
    „Das ist richtig. Also schweigen wir!“
    „Dobronitsch!“ rief es abermals. „Peterchen! Nachbarchen! Hörst du nicht?“
    Keine Antwort erfolgte.
    „Nachbarchen, mein Seelchen, mein Freundchen!“
    Die beiden Geängsteten lauschten angeregt, aber keine Antwort ließ sich hören.
    „Mein Engelchen, willst du uns, deine besten Freunde, elend ersaufen lassen?“
    Auch dieser Ruf war vergeblich.
    „So sprich doch, rede doch! Laß dich hören! Wir werden dir niemals etwas zuleide tun!“
    Aber dieses Versprechen half auch nichts.
    „Gott, er ist nicht da! Wir haben uns doch getäuscht und müssen elend umkommen! Warum bin ich so albern gewesen, mich von dir gegen ihn aufhetzen zu lassen!“
    „Schweig! Ich habe dich nicht aufgehetzt. Es war dein eigener Wille, dich zu rächen!“
    „Nein, du hast mich verführt!“
    „Kerl, bringe mich nicht noch in Wut, sonst erwürge ich dich, noch ehe du ersoffen bist! Mir ist alles egal!“
    „Welch eine Nacht, welche eine Nacht! Hier den langsamen sicheren Tod vor Augen zu haben! Das Wasser geht mir schon bis unter die Arme. Es hebt mich. Ich schwimme bereits!“
    „Vorhin sagtest du, daß du nicht schwimmen könntest. Schau, wie schnell du es gelernt hast. Sapperment! Wer stößt mich denn da? Bist du das gewesen? Aber es kann ja niemand hier sein. Es war da links von der Wand her. Will einmal fühlen.“
    Der Wachtmeister schien um sich zu tasten und sagte dann:
    „Da, da habe ich es erwischt, ein großes, dickes Bündel, das auf dem Wasser schwimmt. Es sind die Stangen, an denen die Fische beim Räuchern aufgehängt werden. Vielleicht können sie uns zur Rettung dienen. Wenigstens können wir durch sie den Tod noch hinausschieben. Wir stecken sie in die für sie bestimmten Mauerlöcher und setzten uns darauf. Komm, hilf mir, das Bündel aufmachen! Knüpfen wir die Schnüre auf!“
    Die drei Männer oben auf dem Dach hielten die Ohren an die Feueresse. Sie hörten alles und vernahmen jetzt ein vermehrtes Plätschern. Die Lage der beiden Menschen da unten war eine keineswegs beneidenswerte.
    „Wollen wir nicht aufhören?“ fragte Georg.
    „Noch nicht“, antwortete Dobronitsch. „Sie stehen zwar Todesangst aus, aber sie haben es verdient und werden sich das merken. An die Stangen habe ich nicht gedacht. Sie mögen sich darauf setzen und bis zum Morgen warten. Bequem werden sie es nicht haben. Ich werde erst aufhören, wenn sie festsitzen.“
    Unten hatten die beiden Leidensgefährten inzwischen still gearbeitet. Jetzt sagte der Kosakenwachtmeister:
    „So! Endlich ist das Bündel auf. Fühle nur nach den Löchern. Wir stecken mehrere Stangen nebeneinander. Das gibt einen bequemeren Sitz. Aber mach rasch! Das Wasser steigt wahrhaftig noch immer.“
    Man hörte das Anstoßen der Stangen an die Mauer.
    „So!“ versetzte dann der Wachtmeister. „Wie auf Polstern werden wir freilich nicht

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