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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sitzen, aber wir befinden uns doch wenigstens nicht mehr im Wasser. Klettere hinauf!“
    Jetzt zog Peter Dobronitsch den Schlauch zurück.
    „Ja, aber nun scheint es wirklich zu Ende zu sein. Hörst du etwas?“
    „Ja. Es war mir, als ob oben etwas gerauscht hätte.“
    „Mir auch.“
    „Was mag es gewesen sein?“
    „Vielleicht dieser verdammte Dobronitsch. Er hat uns nicht töten wollen und steigt nun wieder herab.“
    Dann kletterten die drei Rächer vom Dach hinab. Dobronitsch schraubte das Mundstück zu, und dann wurde der Hahn am Brunnen zugedreht. Jetzt standen sie bei dem letzteren. Der Bauer war höchst befriedigt über den Streich, den er seinen beiden Feinden gespielt hatte. Aber Georg von Adlerhorst fühlte Mitleid mit ihnen.
    „Jetzt wird es nahe an Mitternacht sein“, sagte er. „Willst du sie wirklich bis zum Morgen sitzen lassen? Sie könnten müde werden, in das Wasser stürzen und ertrinken. Ja, wenn wir es ablaufen lassen könnten, ohne daß sie es bemerken, so wollte ich es mir gefallen lassen.“
    „Hm, das wäre allerdings ein Spaß! Das Wasser wäre fort, und sie säßen noch immer oben auf den Stangen, weil sie denken, daß es noch da ist.“
    Dieser Vorschlag ließ sich leicht ausführen, und während dies geschah, brachte Boroda seine Wünsche bezüglich der Verbannten vor.
    Er erzählte, daß er mit ungefähr zweihundert flüchtigen Verbannten glücklich bis zu einem großen Dickicht am Mückenfluß gelangt wäre, das ihnen jedoch auf längere Zeit nicht genügenden Schutz gewähre. Er fragte den Bauern, ob er ihm nicht ein anderes Versteck nennen könne, wo die Flüchtlinge sicherer wären.
    „Oh, ich habe ein sehr gutes“, entgegnete Peter Dobronitsch, „und zwar auf der hohen Pechtanne, unter der du hier unseren Freund getroffen hast. Es ist dort vollständig Raum genug für deine zweihundert. Ich werde dir nachher dieses prächtige Versteck zeigen, und du wirst dich außerordentlich darüber wundern. Es kann wirklich kein besseres geben.“
    „Da bin ich wirklich neugierig. Und du meinst, daß es uns dann mit eurer Hilfe gelingen wird, über die Grenze zu kommen?“
    „Ich hoffe es zuversichtlich. Was wir tun können, das werden wir tun. Hier hast du meine Hand darauf.“
    Peter Dobronitsch gab Boroda die Hand, die dieser herzlich drückte.
    Dann sagte letzterer:
    „Hinüber müssen wir. Geht es nicht auf eine andere Weise, so führe ich mein Vorhaben aus, das mir gleich von allem Anfang an im Sinn gelegen hat. Wir suchen uns eine Stanitza, ein befestigtes Lager, in dem Uniformvorräte aufbewahrt werden, und überfallen es. In diese Uniformen kleiden wir uns und bemächtigen uns der vorhandenen Pferde. Sodann gelten wir für kaiserliche Kosaken und können in aller Gemütlichkeit bis in das Gouvernement Orenburg gelangen. Von da geht es durch Turkestan nach Persien, wo wir dann gerettet sind.“
    „Da müßtet ihr allerdings einen schneidigen Anführer wählen.“
    „Den haben wir bereits. Es ist ein Verbannter bei uns, Major Sendewitsch, der in der kaiserlichen Garde gestanden hat. Er spricht Persisch und Turkmenisch und ist ein kühner und umsichtiger Mann. Ihm würden wir das Kommando anvertrauen.“
    „Dennoch will diese Sache sehr überlegt werden. Sie ist äußerst gefahrvoll und wird sich vielleicht ohne die Hilfe des ‚Engels der Verbannten‘, ohne die Tochter des Tungusenfürsten Bula nicht ausführen lassen. Nun, ich hoffe, daß sie mit ihren Tungusen sofort von Platowa hierher aufbrechen wird. Ich habe einen sicheren Boten zu ihr geschickt.“
    „Es soll mich freuen, wenn sich vielleicht mit Hilfe dieses ‚Engels der Verbannten‘ ein leichterer Weg ausfindig machen läßt und wir uns hier meinem lieben Landsmann anschließen können.“
    „Meine Tochter hat mir erzählt, daß er ein Deutscher ist. Doch weshalb nennst du ihn deinen Landsmann?“
    „Weil mein Vater auch ein Deutscher ist.“
    „Ah, das freut mich außerordentlich, denn meine Frau ist ebenfalls eine Deutsche. Das ist ein Grund mehr für mich, aus allen Kräften für euch zu sorgen. Nun laßt uns aber das Versteck aufsuchen.“
    So weiter plaudernd, langten die drei bei der Pechtanne an und begannen emporzusteigen.
    Es braucht wohl nicht erst gesagt zu werden, daß Borodas Verwunderung, als er in der Höhle herumgeführt wurde, ebenso groß war wie diejenige Georgs. Er fand fast keine Wort, sein Erstaunen auszudrücken, und erklärte, daß das Versteck allerdings seiner ganzen Schar

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