Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
komme gleich hinab und werde durch die Haustür gehen. Erwarte mich unten.“
    Dobronitsch schloß darauf sein Fenster, und Boroda begab sich wieder nach vorn zu Georg von Adlerhorst. Nach wenigen Minuten kam der Bauer aus dem Haus, trat zu ihnen und stellte sich so, daß er in das erleuchtete Kämmerchen blicken konnte.
    „Ja“, sagte er nach einer kurzen Weile. „Sie sind eingestiegen. Die Tür zur Räucherkammer steht offen, und das Brot und der Speck liegen ganz anders, als ich sie gelegt habe. Na, paßt einmal auf, was ich mit den Kerlen anfangen werde. Ihr könnt ja von hier aus alles genau sehen.“
    Mit diesen Worten ging der Bauer, und nach einer kurzen Weile sahen Georg und Boroda ihn in die Kammer treten und ausrufen:
    „Sapperment! Da hat jemand die Tür zur Räucherkammer aufgelassen, und der Wind treibt mir den ganzen Ruß herein.“
    Dann schob er klirrend den schweren eisernen Riegel vor, so daß der Kosak und Propow fest eingeschlossen waren, und begab sich wieder hinaus zu den beiden Lauschern.
    „Sie sind nun selbst gefangen“, lachte er, „und mögen in der Räucherkammer steckenbleiben bis morgen. Diese Schufte wollten mich in Schaden bringen, nun sollen sie dafür wenigstens gehörig ausgelacht werden. Ich freue mich königlich darauf, wenn ich sie am Tag vor allen Leuten herauslasse. Na, die werden ja schön aussehen, jedenfalls wie die Essenkehrer. Oh, da kommt mir ein köstlicher Gedanke! Wißt ihr, was wir jetzt tun? Wir wässern sie ein!“
    „Ah, das wäre wunderschön!“ lachte Boroda. „Aber wie willst du das anfangen?“
    „Sehr einfach, durch die Feueresse. Ich habe ja meine Lederschläuche, die stets für den Fall bereitliegen, daß einmal Feuer ausbricht. Wir schrauben sie an.“
    „Reichen sie denn hinauf bis zur Esse?“
    „Vollständig.“
    „Aber dann läuft dir das Wasser aus der Räucherei herein in das Kämmerchen.“
    „Kein Tropfen kann herein. Die Tür schließt wasserdicht, weil sonst der Rauch beim Räuchern auch hereindringen würde. Also wollen wir?“
    „Ich bin dabei.“
    „Ich auch“, stimmte Georg ein.
    „So kommt mit an den Brunnen.“
    Sie traten nun zunächst ganz nahe an das Fenster heran und lauschten. Es ließ sich aber nichts hören, denn die beiden Eingeschlossenen verhielten sich ganz ruhig. Sie schienen die Hoffnung zu hegen, daß irgendein Zufall sie aus ihrer Lage befreien werde, ohne daß sie sich zu blamieren hätten.
    Nun begaben sich die drei nach dem bereits erwähnten Brunnen und machten die Schläuche zurecht. Hierauf sagte der Bauer zu Georg:
    „Bleib du einstweilen hier; wenn ich pfeife, drehst du den Hahn auf und kannst dann nachkommen.“
    Er selbst nahm mit Boroda die lange Leitung auf und legte sie bis an das Wohngebäude. Hinauf stiegen sie vermittels einer bereits angelegten Leiter auf das Dach und setzten sich rittlings auf den First, der eine hüben, der andere drüben, so daß sie die Esse zwischen sich hatten. Den Schlauch hielten sie in den Händen.
    Nun stieß der Bauer einen leisen Pfiff aus, und sofort kam Georg herbei, stieg ebenfalls auf der Leiter hinan und blieb auf einer der oberen Sprossen stehen, von wo er dem Werk in aller Gemütlichkeit zuschauen konnte.
    „Jetzt scheint das Wasser zu kommen“, flüsterte der Bauer. „Der Schlauch wird schon schwer.“
    „Ja, es ist bereits da“, stimmte Boroda bei. „Halte die Mündung in die Esse!“
    Der Druck trieb das Wasser wirklich bis zur Esse empor, und als der Bauer den Finger von der Mündung entfernte und diese letztere in die Esse hielt, hörte man es unten auftreffen.
    „Donnerwetter!“ ertönte gleich darauf aus der Räucherkammer die Stimme des frommen Nachbarn. „Alle Teufel! Was ist das?“
    Der Kosakenwachtmeister aber rief laut:
    „Ich will doch einmal – heiliges Pech!“
    Er war unter die Esse getreten und hatte den starken, kalten Wasserstrahl gerade auf den Kopf bekommen.
    „Weiß Gott, es ist Wasser!“
    „Wirklich? Das ist doch gar nicht möglich! Wo soll es denn herkommen?“
    „Von oben natürlich, Dummkopf!“
    „Schafskopf! Das weiß ich auch. Ich will doch mal sehen, woher – Kreuzmillionenhagelwetter! Das läuft ja armstark! Sollte es denn angefangen haben, zu regnen?“
    „Das läßt sich schwer denken. Der Himmel war ja ganz sternenhell.“
    „Es ändert sich zuweilen in wenigen Minuten.“
    „Aber so stark gießt es doch nicht!“
    „Esel! Natürlich regnet es nicht solche Schiffsseile; aber die Tropfen laufen in

Weitere Kostenlose Bücher