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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Kopf.
    „Donnerwetter!“ rief er dem Unbekannten zu. „Bist du etwa Alexius Boroda, der berühmte Zobeljäger?“
    „Hm!“
    „Du kannst es getrost eingestehen, denn wenn du Boroda bist, so bin ich dein Freund und Leidensgefährte und will dich vor einer Gefahr warnen. Der Wachtmeister ist hier, um dich zu fangen. Er lauert dir auf.“
    „Oder ich ihm. Doch wer bist du?“
    „Ein flüchtiger Kosak mit der Nummer Zehn, den Peter Dobronitsch bei sich aufgenommen hat.“
    „So sind wir freilich Leidensgefährten. Ich will eingestehen, daß ich Alexius Boroda bin. Hier meine Hand. Wollen wir Freunde sein?“
    „Sehr gern. Ich habe dich erwartet, der Bauer hat mir von dir erzählt. Mir ahnte, daß du kommen würdest, aber Dobronitsch glaubte es nicht. Er dachte, daß du dich vor dem Wachtmeister fürchten und dich also heute fernhalten würdest.“
    „Ich muß noch heute mit ihm reden und fürchte mich vor keinem Wachtmeister. Selbst wenn dieser den Hof mit seinen Kosaken ganz umzingelt hätte, würde ich mich doch hineinschleichen.“
    „Das hast du nicht nötig, denn es sind keine Kosaken da, der Wachtmeister ist nur in der Begleitung eines Mannes erschienen, eines gewissen Propow, den Dobronitsch und seine Tochter als Freier abgewiesen haben, und der sich nun an ihnen rächen will.“
    „Weißt du, wo sie sich befinden?“
    „Ja. Sie warten in der Räucherei auf dich.“
    „Donnerwetter! Meinen sie vielleicht, daß ich komme, mich von ihnen räuchern zu lassen?“
    „Das nicht. Aber sie denken, daß du, um zu dem Bauern zu gelangen, durch das Fenster, das für die ‚armen Leute‘ geöffnet ist, einsteigen wirst. Ich werde es dir zeigen. Willst du mit mir gehen?“
    „Ja! Ich denke, daß ich mich dir anvertrauen kann.“
    „Habe keine Sorge. Ich bin sogar gewillt, auf der Flucht mich dir anzuschließen.“
    „Dann beantworte mir erst eine Frage. Was warst du früher?“
    „Offizier.“
    „Ah, das fordert mich allerdings zum Vertrauen auf. Bist du ein Russe?“
    „Nein. Ich bin ein Deutscher.“
    „Sapperment. Da können wir uns ja der deutschen Sprache bedienen. Mein Vater ist ein Deutscher. Er hat sich erst später, nachdem er nach Rußland ausgewandert war, Boroda genannt.“
    „Was höre ich? So ist also Barth dein eigentlicher Name? Denn Boroda heißt ja Bart auf deutsch.“
    „Ja. Wir sind Landsleute. Und da es so steht, will ich dir mein unbedingtes Vertrauen schenken. Ein Landsmann wird den anderen nie verraten. Schlag ein! Wir wollen gute Freunde sein und uns gegenseitig unterstützen, damit wir glücklich aus diesem vermaledeiten Land hinauskommen.“
    Sie schüttelten sich herzhaft die Hände, dann gingen beide still nebeneinander nach dem Haus. Boroda behielt aber trotz alledem die Pistole in der Hand.
    Bald gelangten sie auf den Vorplatz des Wohngebäudes. Hier nahm Georg Boroda eine Stellung ein, von der aus er in das erleuchtete Stübchen blicken konnte.
    „Schau!“ sagte er leise. „Dort befinden sich Brot, Speck und Schnaps für die ‚armen Leute‘. Da sind die beiden Kerle eingestiegen.“
    „Ah, jetzt sehe ich, daß sich die niedrige Tür dort bewegt. Ja, es stecken Leute dahinter. Du hast recht.“
    „Was wirst du nun tun?“
    „Hm! Ich möchte ihnen einen Streich spielen, so toll, wie sie ihn verdient haben. Wüßte ich nur, wo Peter Dobronitsch schläft.“
    „In dem Giebelstübchen da rechts.“
    „Ich werde ihn wecken. Wenn wir eine Leiter hätten, könnten wir an sein Fenster emporsteigen.“
    „Eine Leiter wird wohl zu finden sein. Ich weiß, daß es hier Gebrauch ist, die Leiter an die Hinterwand des Hauses zu hängen. Komm! Wollen einmal suchen.“
    Sie begaben sich leise nach der hinteren Wand des Hauses. Da hing, wie Boroda vermutet hatte, in der Tat eine Leiter an der Mauer. Rasch trugen sie dieselbe nach der Giebelseite und legten sie dort an. Sie reichte bis an den First des Gebäudes. Boroda, der Georg nach vorn geschickt hatte, um Wache zu stehen, stieg hinan und klopfte an das Fenster.
    Nach zweimaligem leisem Klopfen öffnete Dobronitsch dasselbe und erkannte den Frager.
    „Sapperment, Boroda, du? Welch eine Unvorsichtigkeit! Ich wette um meinen Kopf, daß der Wachtmeister heimlich mit seinen Kosaken da ist.“
    „Er ist da! Aber er hat keine Kosaken mit.“
    Jetzt erklärte Boroda dem Bauern alles, was er gesehen und von Georg gehört hatte.
    „Donnerwetter!“ meinte dieser darauf. „Das soll den beiden Burschen schlecht bekommen. Doch ich

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