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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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der den Verstand verloren hat. Und wenn ich dann gekommen bin und die Tür zugemacht habe, warum habt ihr euch still verhalten? Warum seid ihr nicht laut geworden? Warum habt ihr euch nicht gemeldet und mir gesagt, daß ihr drin wart? Weil ihr kein gutes Gewissen hattet und euch nicht erwischen lassen wolltet. Ihr seid Spitzbuben und habt mich bestehlen wollen.“
    „Schweig! Es kann mir nicht einfallen, dich zu bestehlen, ich, der Wachtmeister Wassilij.“
    „Wie? Was? Du bist der Wachtmeister?“
    „Ja.“
    „Die Stimme ist's, das ist richtig. Aber wer ist denn der andere?“
    „Dein Nachbar Sergius Propow.“
    „Der, der! Welch eine Dummheit! Was habt ihr denn eigentlich bei mir gewollt?“
    „Nun, ich kann es dir ja sagen. Wir wollten den Zobeljäger Boroda ergreifen.“
    „Bei mir?“
    „Ja. Wir glaubten, daß er wiederkommen werde.“
    „Ach so! Ja, Kinderchen, da habt ihr einen großen Fehler begangen. Wenn man jemand fangen will, darf man sich nicht selbst einschließen lassen. Ich habe natürlich das Recht, meine Türen zu verschließen, ihr aber dürft euch nicht ohne meine Erlaubnis bei mir einschleichen. Ihr habt nichts bei mir zu suchen. Nur um eine Ausrede zu haben, habt ihr die Geschichte mit dem Boroda ersonnen, und wenn ihr nicht habt stehlen wollen, so seid ihr aus einem noch schlimmeren Grund gekommen. Jeder von euch beiden hat es auf Mila, meine Tochter, abgesehen gehabt, und als ihr abgewiesen worden seid, habt ihr drohende Reden fallen lassen. Vielleicht habt ihr euch vereint, um diese Drohungen auszuführen. Wer weiß, was geschehen wäre, wenn ich nicht den Riegel vorgeschoben hätte. Leuten, die sich nächtlicherweise einschleichen, ist alles zuzutrauen. Ich werde die Angelegenheit von dem Richter untersuchen lassen.“
    Diese Ausführung verfehlte nicht, den beabsichtigten Eindruck auf den Oberleutnant zu machen. Er wandte sich daher in zürnendem Ton an den Wachtmeister.
    „Kerl, du hast die Knute verdient. Es ist dein Glück, daß ich nicht dein Vorgesetzter bin. Ich will die Sache nicht untersuchen. Dein Sotnik wird das tun, und ich werde ihm meine Meldung darüber zugehen lassen. Ein Soldat, noch dazu Wachtmeister, der sich in einem solchen Aufzug ertappen läßt, hat eine exemplarische Strafe verdient. Geh zum Brunnen und wasch dich. Dann meldest du dich wieder bei mir.“
    Der Kosak wollte sich erheben, aber mit den steifen Gliedern ging das nicht so schnell.
    „Nun vorwärts! Wird es bald!“
    Bei diesen Worten versetzte der Offizier dem Kosaken einige so kräftige Hiebe, daß dieser schnell auffuhr und davonsprang.
    „Und du, Schuft, mach dich schleunigst von dannen“, schrie der Oberleutnant Propow an, indem er tüchtig auf ihn einschlug.
    Der Bauer brüllte vor Schmerz laut auf und wollte fort. Da aber ergriff Dobronitsch ihn am Arm und sagte:
    „Halt, Nachbarchen! Der Herr Offizier hat dich zwar aufgefordert, zu gehen, aber ich kann es dir nicht erlauben. Ich habe dich in meiner Wohnung ertappt, in die du des Nachts heimlich eingedrungen bist. Ich habe keine Lust, dich so gemütlich nach Hause gehen zu lassen. Du bleibst hier. Ich werde dich dem Gericht übergeben und deshalb sogleich nach der Stadt schicken. Ich kann mich ja meines Lebens gar nicht mehr sicher fühlen und werde dir, bis die Polizei kommt, dasselbe Logis anweisen, das du selbst dir gestern auserwählt hast.“
    Der Fromme erschrak auf das höchste. Das hatte er sich freilich nicht gedacht.
    „Wie, Nachbar, du willst mich anzeigen?“ stammelte er. „Ich habe dir ja gar nichts getan. Und in die Räucherkammer willst du mich stecken? Herrgott! Mir das! Dem frommen, Gott wohlgefälligen Sergius Propow!“
    „Du nennst dich fromm? Nun wohl, ich werde dir in der Räucherkammer Gelegenheit geben, recht ungestört andächtige Betrachtungen anzustellen. Steckt ihn hinein, und vergeßt es nicht, den Riegel vorzuschieben.“
    Doch erst als der Offizier ihm einige tüchtige Hiebe überzogen hatte, ließ sich der Gott Wohlgefällige abführen und in die Räucherkammer schließen.
    Nachdem diese Angelegenheit beendet war, dachte der Offizier wieder an die seinige, nämlich an die Durchsuchung des Bauerngutes nach dem entflohenen Kosaken Nummer Zehn und wandte sich an den Besitzer:
    „Peter Dobronitsch, jetzt möchte ich einmal die oberen Räume und die Keller deines Hauses sehen, vielleicht befindet sich der Gesuchte dort.“
    „Ich werde dir alles aufschließen lassen.“
    „Am besten ist es schon, daß

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