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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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schaffen. Ich werde sein Haus genau durchsuchen. Paß auf!“
    Der Oberleutnant wandte sich jetzt wieder an Dobronitsch, dieses Mal jedoch in ruhigem Ton:
    „Ich bin überzeugt, daß du den Flüchtigen, den wir suchen, in deinem Haus versteckt hast!“
    „Da irrst du dich sehr.“
    „Nun gut, so lasse uns ein!“
    „Erkläre mir vorher bestimmt und deutlich, ob dieser Graf mir auch nur ein einziges Wort zu befehlen hat.“
    „Nein.“
    „Und ob ich deinen Befehlen zu gehorchen habe!“
    „Auch nicht.“
    „So bin ich befriedigt und erlaube euch, nach dem Flüchtling bei mir zu suchen.“
    Dobronitsch wandte sich darauf an seine Leute zurück und befahl ihnen:
    „Laßt die Soldaten eintreten. Mila und das Mütterchen mögen den Herrn Offizier überall umherführen. Ich aber bleibe hier, um dafür zu sorgen, daß kein Ungeziefer hereinkommt. Aber das sage ich: Wenn die Haussuchung nur das Geringste in meinem Haus zu Schaden bringt, so werde ich es bestrafen, gleichviel, wer der Betreffende gewesen ist. Ich heiße Peter Dobronitsch und verstehe in solchen Dingen keinen Spaß!“
    Der Offizier mochte dem Ordnungssinn seiner Kosaken doch nicht recht trauen und war besorgt, daß sie Unordnung anrichten würden, für die er dann verantwortlich sein müsse, darum erklärte er:
    „Ich werde mit dem Korporal allein eintreten. Wir brauchen keinen anderen. Die Leute aber mögen hier einen Halbkreis schließen, daß die Tür und der Platz vor dem Haus gut besetzt ist. Auf diese Weise kann uns niemand entkommen.“
    Das geschah.
    Die Kosaken zogen darauf von einer Ecke des Hauses bis zur anderen einen Bogen, innerhalb dessen sich nun alle Anwesenden befanden. Durch die Tür hätte also niemand entkommen können. Der Oberleutnant trat dann mit dem Unteroffizier ein.
    Der Graf, der sich vom Eingang zurückgezogen hatte, befand sich, wie ihm anzusehen war, in größerem Zorn. Jetzt näherte sich ihm der Derwisch und sagte:
    „Herr, ist es nicht eine Schande, daß ein Mann, wie du bist, sich von einem dummen Bauern in dieser Weise behandeln lassen muß?“
    „Schweig!“ schnauzte der Graf ihn an. „Ich habe jetzt keine Lust zu unnützen Reden.“
    „Aber wir müssen uns doch über unser Zusammentreffen aussprechen!“
    „Jetzt nicht! Später! Meinst du etwa, daß ich über dein Erscheinen hier so sehr entzückt bin?“
    „Wenn du wüßtest, was für Neuigkeiten ich dir zu berichten habe, würdest du mir nicht den Mund verbieten.“
    „Es wird nichts Gescheites sein!“
    Der Graf wandte sich zornig ab, und der Derwisch folgte ihm mit einem Blick, in dem nichts von Liebe und Zuneigung zu lesen war.
    Indessen hatte sich der Oberleutnant im Hausflur umgesehen und nach der Tür zur linken Hand gezeigt.
    „Was hegt hier?“ fragte er.
    „Die Wohnstube und die Nebenstube“, entgegnete Mila höflich, weil auch er in einem leidlich höflichen Ton gefragt hatte.
    „Dürfen wir hinein?“
    Statt aller Antwort öffnete Mila die Tür, und die vier, nämlich sie, ihre Mutter und die beiden Soldaten traten ein. Sofort untersuchten die letzteren die beiden Räume ganz genau, konnten aber keine Spur von dem Gesuchten finden. Nicht das mindeste deutete an, daß er hier gewesen sei.
    „Weiter!“ gebot darauf der Offizier, indem er sich wieder auf den Flur zurückbegab und sich erkundigte, was für ein Raum gegenüber liege.
    „Ein kleines Stübchen, neben dem sich die Räucherkammer befindet“, entgegnete Mila.
    Die Räucherkammer! Das Wort klang dem Offizier verlockend in die Ohren. So ein Ort kann ja sehr leicht als Versteck benutzt werden. Rasch trat er daher mit den drei anderen in das Stübchen und fragte, indem er nach dem eisernen Türchen deutete: „Da drinnen wird geräuchert?“
    „Ja.“
    Nun schob er den Riegel zurück und öffnete die Tür so weit, daß das Tageslicht in das feuchte rußige Gelaß drang. Er sah, als er hineinschaute, zunächst nichts; aber als er emporblickte, erkannte er zwei zusammengekrümmte affenartige Gestalten, die nebeneinander oben auf den Stangen hockten.
    „Donnerwetter!“ rief er. „Hier werden wohl gar, wie es scheint, Menschen geräuchert!“
    „Menschen?“ rief Mila erstaunt.
    „Schau einmal hinauf!“
    Als die beiden Frauen die Gestalten Propows und des Wachtmeisters gewahrten, die kein Wort sprachen und nur daran als lebende Wesen zu erkennen waren, daß sie die Arme und Beine bewegten, stießen sie laute Schreckensrufe aus und fuhren voller Angst zurück. Der Offizier

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