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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Seite stehen dir sechzig Reiter gegenüber, alle wohlbewaffnet. Durch diese mußt du dich schlagen, und zu deiner linken Seite hast du hundert Linienkosaken und hinter dir wieder dreißig Reiter.“
    „Es ist eine verzweifelte Lage; aber wir sterben lieber, als daß wir uns ergeben.“
    „Ich will dir einen Vorschlag machen. Suche die Angreifenden durch Parlamentäre hinzuhalten. Ich kehre natürlich jetzt zurück, um Dobronitsch zu benachrichtigen, daß die Warnung gelungen ist. Dort an der Fähre habe ich elf tapfere Kameraden, die euch helfen wollen. Wenn ich die in den Rücken der sechzig Reiter bringe, so kommen diese dadurch zwischen zwei Feuer und werden fliehen. Aber dann wird für euch der Weg nach dem Hof offen. Das übrige muß der Augenblick ergeben.“
    „Schön! Ein prächtiger Gedanke! Wann können wir die Feinde erwarten?“
    „In kürzester Frist. Aber wenn ihr klug sein wollt, so schont die Menschenleben. Schießt lieber die Pferde tot. Das gibt eine größere Panik, als wenn die Reiter fallen.“
    „Wenn es möglich ist, werden wir menschlich sein; aber ergeben wird sich von uns keiner. Doch wann triffst du mit deinen Freunden ein?“
    „In längstens einer halben Stunde. Lebt wohl bis dahin!“
    „Leb wohl, Brüderchen!“
    Der Maharadscha drehte sein Roß um und sprengte davon.
    Es war die höchste Zeit gewesen, wenn er noch durchkommen wollte. Er hatte kaum einen Werst zurückgelegt, als er zu seiner Linken die sechzig Kosaken bemerkte, die eben im Begriff standen, eine Linie zu bilden, die bis hinüber an den Fluß stoßen sollte.
    Er legte sich nun ganz auf den Rücken des Pferdes nieder, um ja nicht beachtet zu werden. Und doch wurde er gesehen, wenn auch nicht erkannt.
    Mehrere Kosaken stießen von der Truppe ab, um ihn zu verfolgen. Da er aber sein Pferd zur höchsten Eile antrieb und sie die Überzeugung gewannen, daß sie ihn nicht einholen konnten, kehrten sie zurück.
    Als der Zobeljäger wiederum zwei Werst hinter sich hatte, sah er eine Reiterin auf sich zukommen. Es war Mila, die Tochter des Peter Dobronitsch.
    Die Angst hatte ihr keine Ruhe gelassen. Sie jagte auf ihn zu und fragte:
    „Wie steht es? Hast du ihn getroffen?“
    „Ja, er ist gewarnt.“
    „Und wird er kämpfen?“
    „Gewiß! Reite schnell nach Haus und sag deinem Vater, er solle das Versteck bereitmachen, Boroda will sich mit seinen Leuten nach dem Hof zurückziehen und in dem Versteck verschwinden.“
    „Das ist klug! Das ist gut! Ich eile! Hast du noch eine Botschaft?“
    „Ja, sage deinem Vater, daß auch ich mitkämpfen will. Meine Kameraden werden sofort mit mir aufbrechen. Ich hole sie.“
    Dann trennten sie sich. Mila ritt nach dem Hof und der Zobeljäger nach der Fähre.
    Als der Zobeljäger an der Fähre ankam, standen seine elf Leute bereit. Sie hielten aber ihre Blicke auf das andere Ufer gerichtet, wo soeben drei Reiter auf die Fähre zukamen und sich dann am Seil herüberzogen.
    Es waren zwei hagere, außerordentlich lange Kerle und ein kleiner dicker Mensch. Alle drei trugen Kleidungsstücke, die hierzulande fremd waren, und bildeten einen Anblick, der den Maharadscha vergessen ließ, daß er Eile habe. Er blieb also mit den Seinen halten, bis die drei herüber waren.
    Langsam kamen sie die Steigung herangeritten und beobachteten, als sie oben anlangten, die zwölf Sibirier eine Zeitlang mit forschenden Blicken. Dann legte der kleine Dicke die Hand an die Krempe seines Hutes, lüftete denselben ein wenig und sagte:
    „Guten Tag, ihr Männer! Seid ihr hier bekannt?“
    „So leidlich“, antwortete der Maharadscha.
    „So bitten wir euch, uns Auskunft zu geben. Wir suchen einen Mann, der Peter Dobronitsch heißt.“
    „Der wohnt auf seinem Gut hier ganz in der Nähe.“
    „Kennt ihr ihn?“
    „Ja. Wir sind Freunde von ihm.“
    „Freut mich. Wir wollen auch Freunde von ihm werden.“
    „Sendet euch jemand zu ihm?“
    „Ja. Bula, der Tungusenfürst, und Karpala, seine Tochter.“
    „Dann seid ihr ihm jedenfalls willkommen. Reitet geradeaus, so werdet ihr bald dort sein.“
    „Danke, danke!“
    Die drei wollten weiter, blieben aber doch noch halten, als der Maharadscha die Bemerkung machte:
    „Ihr habt freilich die Zeit eurer Ankunft schlecht gewählt.“
    „Wieso?“
    „Es ist – es wird – Nun, es wird in Dobronitschens Hof in vielleicht einer halben Stunde einen blutigen Kampf geben.“
    „Sapperment! Und wir kommen dazu? Besser konnten wir es doch gar nicht

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