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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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willen, Vater“, flüsterte sie ihm leise zu. „Wir müssen sie retten. Wir müssen Boroda durch einen Boten benachrichtigen.“
    „Das ist aber höchst gefährlich!“
    „Leider. Es wird sich nicht leicht jemand dazu hergeben wollen. Ich werde selbst reiten müssen.“
    „Aber hast du gehört, daß die Armen eingeschlossen werden sollen? Da wirst du nun nicht mehr zu ihnen gelangen können.“
    „Es muß eben gewagt werden. Vielleicht komme ich, noch bevor die Linie der Angreifer geschlossen worden ist, durch.“
    „Dann kannst du später aber nicht wieder zurück.“
    „Das ist eben das große Bedenken, das ich habe. Schau, da reiten sie ab!“
    Die Häscher hatten den Hof noch nicht alle verlassen, so kam der Zobeljäger Nummer Fünf zu Peter Dobronitsch geeilt und flüsterte ihm zu:
    „Du willst die Armen retten?“
    „Ja.“
    „Hast du einen tüchtigen Mann dazu?“
    „Nein. Ich reite selbst.“
    „Ich werde reiten, hast du vielleicht etwas an Boroda auszurichten?“
    „Sag ihm, was du hier gesehen hast. Das reicht aus. Ich würde den Dienst von dir nicht annehmen, wenn ich nicht dächte, daß ich möglicherweise hier sehr nötig gebraucht werden kann. Auch weiß ich, wer du bist. Einen besseren Mann kann ich gar nicht senden.“
    Nummer Fünf stieg zu Pferd, legte seine Doppelbüchse quer über die Knie und wollte schon dem Pferd die Sporen geben, als er sich noch auf etwas besann und sich an seine Gefährten, die Zobeljäger, wandte:
    „Brüder, werdet ihr unter Umständen an dem Kampf für die ‚armen Leute‘ mit teilnehmen?“
    „Ja“, lautete die Antwort.
    „Für wen?“
    „Für die ‚armen Leute‘ natürlich.“
    „Schön! Ich verlasse mich auf euch. Reitet jetzt nach dem Fluß und wartet an der Fähre. Vielleicht hole ich euch.“
    Nach diesen Worten ritt Nummer Fünf davon, erst langsam und dann, als er das Gehöft hinter sich hatte, im Trab.
    Als er sich nach den Kosaken umblickte, sah er sie rechter Hand vor sich gerade nach Osten reiten. Sie bildeten noch keine Kette, sondern ritten in einem zusammengedrängten Trupp.
    Das war ihm ungeheuer lieb, denn so konnte er zwischen ihnen und dem Fluß unbemerkt hindurchkommen.
    Er gab daher seinem Pferd die Sporen, legte sich weit vornüber und sprengte nun in sausender Karriere in der eingeschlagenen Richtung weiter.
    Bald hatte er die Kosaken, ohne von ihnen gesehen worden zu sein, überholt.
    So war er kaum eine halbe Stunde unterwegs, als der Fluß eine Biegung nach links machte, und nach rechts wieder zurückkehrte. Dadurch entstand ein Bogen, der eine Halbinsel einschloß, die mit dichtem Gestrüpp und einzelnen Bäumen bestanden war und den Ort bildete, an dem die ‚armen Leute‘ sich versteckt hielten.
    Nummer Fünf sprengte in vollem Galopp mitten in das Gestrüpp hinein, bis vor ihm einige Männergestalten auseinander fuhren.
    „Wo ist Boroda?“ fragte er, sein Pferd anhaltend.
    „Boroda? Wir kennen keinen Boroda“, antwortete einer.
    „Um Gottes willen, sagt die Wahrheit! Ihr seid ‚arme Leute‘ und lagert hier. Die Kosaken haben euch entdeckt und sind schon unterwegs, euch zu fangen. Wenn ihr mich nicht schnell zu Boroda führt, seid ihr alle verloren.“
    „Um Gottes willen! Ist's wahr?“
    „Ja, schnell, schnell!“
    „Ich vertraue dir. Siehst du die dicklaubige Esche da drüben links? Dort befindet er sich.“
    Der Zobeljäger folgte der Weisung. Je weiter er vorwärts kam, desto mehr Menschen erblickte er, und allen rief er seine Warnung zu. Laute Rufe erschollen, und als der Maharadscha an der Esche anlangte, war fast schon das ganze Lager alarmiert.
    Unter dem Baum standen vier oder fünf bewaffnete Männer.
    „Wer von euch ist Boroda?“ fragte der Reiter.
    „Ich bin es“, antwortete der Jüngste. „Wer bist du? Was willst du?“
    „Ich komme von Peter Dobronitsch, bei dem soeben sechzig Kosaken abgeritten sind; von der anderen Seite kommen dreißig, und hier von geradeaus sollt ihr von hundert Fußkosaken angegriffen werden. Alle sind bereits unterwegs.“
    „Alle Teufel, so sind wir verraten? Da gibt es nur einen einzigen Rettungsweg: Wir ziehen uns kämpfend nach dem Hof von Dobronitsch hin, wo wir sofort in dem Versteck, das ich euch beschrieben habe, verschwinden. Oder hat einer von euch einen besseren Plan?“
    „Nein, nein.“
    „Verzeih“, sagte der Maharadscha. „Du willst dich nach dem Hof des Peter Dobronitsch hinziehen. Wird das gelingen?“
    „Es muß gelingen!“
    „Auf dieser

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