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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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als zwanzig Pferde waren gestürzt und hatten dabei die Reiter abgeworfen, die unter dem wilden Angstgeschrei die Flucht ergriffen. Die ganze Kavallerieabteilung geriet in Unordnung, kam erst ins Stocken und wandte sich dann, um dem gefährlichen Feind zu entgehen.
    „Das war brav!“ lachte Sam. „Das hat geholfen! Diese Kerle haben einen so heilsamen Schreck davongetragen, daß sie ganz sicher das Wiederkommen vergessen werden. Nun muß sich auch ihre Infanterie zurückziehen, und es fragt sich nur, ob sie den Flüchtlingen überlegen ist.“
    „Ganz bedeutend“, erhielt er zur Antwort.
    „Sapperment! Da ist es freilich geraten, daß die Flüchtlinge an ihre Sicherheit denken. Gibt es einen Ort, den sie aufsuchen können?“
    „Ja, den Hof des Peter Dobronitsch da hinter uns. Er hat ein sehr gutes Versteck für sie.“
    „Schön! So ziehen wir uns auf diesen Hof zurück. Auf der einen Seite sind wir durch den Fluß gedeckt, und auf der anderen Seite werden wir fünfzehn den Flügel bilden, weil wir die besten Schützen sind. Ich werde das dem Anführer der Flüchtigen mitteilen und bei dieser Gelegenheit gleich einmal rekognoszieren.“
    Sam ging zu seinem Pferd und stieg auf. Aber er setzte sich nicht aufrecht in den Sattel, denn da wäre er von den Kosaken gesehen und später wiedererkannt worden, sondern er hing sich nach der Weise der Indianer mit dem rechten Bein in den Sattel und mit dem linken Arme in den Halsriemen des Pferdes, so daß er sich hinter dem Körper des Pferdes versteckte. Auf diese Weise konnte er nicht gesehen werden, während es ihm möglich war, alles genau zu beobachten.
    Nun ritt er fort, in langsamem Schritt, um Alexius Boroda aufzusuchen, nach der Flußbiegung zu, an der sich das Lager der Flüchtlinge befunden hatte. Hier kam ihm ein junger Mann entgegengeritten, betrachtete ihn mit prüfendem Blick und fragte dann, sein Pferd anhaltend:
    „Wen suchst du?“
    „Alexius Boroda.“
    „Der bin ich.“
    Sam warf einen erstaunten Blick auf den Jüngling.
    „Einen so berühmten Zobeljäger habe ich mir allerdings anders gedacht.“
    „Wer aber bist du? Ich kenne dich nicht. Wer sind die Schützen, die uns so kräftig beigestanden haben? Du kommst aus der Richtung, in der geschossen wurde, und wirst mir also Auskunft geben können.“
    „Das kann ich. Geschossen haben die Zobeljäger, angeführt von Nummer Fünf.“
    „Aha! Dachte es mir. Aber du? Wer bist du?“
    „Ich bin ein fremder Reisender und kam mit zwei Kameraden des Weges daher. Wir hörten, daß ‚arme Leute‘ sich in Gefahr befanden, und beschlossen, ihnen zu helfen. Das ist alles. Jetzt habe ich dich aufgesucht, um dir zu sagen, daß es für euch das beste ist, ein sicheres Versteck aufzusuchen. Ich höre, daß der Bauer Peter Dobronitsch –“
    „Weiß schon, weiß schon!“ unterbrach ihn der Zobeljäger. „Ja, wir ziehen uns nach dem Gut des Peter Dobronitsch zurück. Dort gibt es ein Versteck, das für uns alle ausreicht. Niemand kann es finden. Die Hauptsache ist, daß wir uns den Weg dorthin offenhalten.“
    „Das werde ich besorgen. Wir sind fünfzehn Personen. Ich habe den anderen bereits den Befehl erteilt, den linken Flügel beim Rückzug zu bilden. Du kannst dich also ruhig an die Spitze deiner Leute stellen und den Marsch beginnen. Wir werden dir die Kosaken vom Leib halten.“
    Boroda lenkte sein Pferd nun wieder rückwärts und stieß bald zu seinem Trupp. Der besprochene Plan wurde ausgeführt und ging außerordentlich regelrecht vonstatten. Die Kosaken legten kein Hindernis in den Weg. Sie folgten den Flüchtlingen langsam und vorsichtig nach. Sie befanden sich ja in der festen Überzeugung, dieselben in ihren Händen zu haben, denn diese konnten nicht über den Fluß, und auf der anderen Seite lag der Baikalsee, nach dessen Ufer man sie nur zu treiben brauchte, um sie dann in aller Gemächlichkeit gefangen zu nehmen.
    So gestaltete sich der Rückzug folgendermaßen: Voran die Flüchtlinge, ihre Weiber und Kinder an der Spitze, kommandiert von Alexius Boroda. Nach ihnen die fünfzehn Jäger unter dem Kommando von Sam Barth, und hinterher die Kosaken.
    Der schlaue Sam zog sich nur äußerst langsam zurück, damit die Flüchtlinge genug Zeit finden konnten, sich in Sicherheit zu bringen. Letztere hatten den Hof des Bauern längst erreicht, als Sam noch fast eine Viertelstunde von demselben entfernt hielt und durch einzelne, auf die Pferde sehr wohl gezielte Schüsse die Kosaken bedeutete, sich

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