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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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also einen langen, schmalen Raum, der mit allerlei wirtschaftlichen Gerätschaften gefüllt war. Auch eine Leiter befand sich dabei.
    „Besser konnte es gar nicht eingerichtet sein“, sagt Sam. „Man kann von dem Wall aus ja ganz leicht in das Haus gelangen. Wenn man sich die Leiter holt und sie von dem Wall hier hinüber auf das Dach legt, in dem sich die große, offene Luke befindet, so hat man eine Brücke, die gar nicht bequemer sein kann. Das werde ich mir merken. Komm, wir wollen jetzt gehen, ich habe gesehen, was ich sehen wollte, und ein längeres Verweilen kann uns nur Schaden bringen.“
    Sie kehrten nach dem Wirtshaus zurück, tranken einen Schnaps und stiegen dann auf, um heimzukehren.
    Kaum auf dem Hof angelangt, begab sich Sam dann sofort nach der Pechtanne, um hinauf in die Höhle zu steigen.
    Dort suchte er die Anführer der Flüchtigen auf. Dies war sein Neffe Alexius Boroda und der bereits erwähnte frühere Major Sendewitsch, ein nicht zu alter Mann mit sehr energisch geschnittenen Gesichtszügen. Er winkte sie zur Seite und stieg mit ihnen hinan zur Höhe des Vulkankessels, von wo aus, wie bereits erwähnt, man die ganze Gegend bis auf weite Entfernung hin überblicken konnte. Dort ließ er sich mit ihnen nieder und begann ihnen nun von seinem Plan, den er für die Flucht der Verbannten entworfen hatte, zu sprechen.
    „Ihr müßt“, schloß er seine Rede, „unter allen Umständen als Kosaken, die eine hochgeborene Familie zu eskortieren haben, durch Sibirien flüchten, da ihr drüben in den Einöden der Mongolei und der Kirgisensteppe verkommen würdet.“
    „Mir steht der Verstand still!“ rief da Boroda erstaunt aus.
    „Ich werde ihn sogleich wieder in Bewegung bringen. Zu der herrschaftlichen Familie gehören natürlich die Frauen, die sich bei euch befinden. Der Major Sendewitsch hier kommandiert als Rittmeister die Eskorte, während die Herrschaften auf mehrere Kibitken verteilt werden. An jeder Ortschaft erhaltet ihr Relais und alle Nahrungsmittel, deren ihr bedürft.“
    „Aber, Oheim, wie denkst du dir denn eigentlich, daß dieser tolle Plan ins Werk zu setzen wäre?“
    „Das werde ich euch sagen, und wenn ihr tüchtige Kerle seid, so werdet ihr mir beistimmen.“
    Sam begann nun zu erklären, wie er sich die Ausführung seines Entwurfs dachte. Je weiter er sprach, desto mehr leuchteten die Augen des einstigen Majors auf, und als der Dicke geendet hatte, rief letzterer:
    „Bei Gott, eine kühne Idee! Aber toll ist sie nicht. Wir können auf diesen Plan ohne alle Bedenken eingehen. So gefährlich er erscheint, ist doch alles andere, was wir unternehmen können, gefährlicher. Wird es entdeckt, wer wir sind, so haben wir gute Pferde und gute Waffen. Wir kämpfen für Freiheit und Leben, und so sollte es wohl schwer werden, uns zu überwältigen. Ich akzeptiere von ganzem Herzen. Und du, Alexius Boroda?“
    „Aufrichtig gesagt, stimme auch ich bei. Der ganze Plan entspricht meinem Charakter und meinen Eigenheiten. Welche Wonne, allen diesen Häschern so ein außerordentliches Schnippchen zu schlagen! Und welches Aufsehen, wenn das Vorhaben gelingt! Daß eine Schar flüchtiger Verbannter offen mitten durch das Gebiet des Zaren reitet, dieser Fall ist noch gar nicht dagewesen. In aller Herren Länder wird man davon erzählen und in allen Zeitungen davon berichten! Ich mache mit Freuden mit.“
    „Du? Das wirst du bleibenlassen! Du bleibst bei mir.“
    Alexius machte beinahe ein enttäuschtes Gesicht.
    „Was? Bei dir soll ich bleiben?“ fragte er. „Mir dir soll ich reiten? Reitest du denn nicht mit uns?“
    „Nein, ich habe noch ganz andere Dinge vor. Ich bin kein Verbannter, und es wäre also zuviel von mir verlangt, mich den Flüchtigen anschließen zu sollen. So etwas wird man mir nicht zumuten.“
    „Da hast du freilich recht. Aber ich bin verfemt.“
    „Bei mir bist du sicher.“
    „Auch mein Vater und meine Mutter?“
    „Auch diese. Ich möchte den sehen, der es wagen wollte, euch nur anzurühren. Übrigens wird Steinbach kommen. Unter dessen Schutz bist du so sicher wie in Abrahams Schoß. Und ihr werdet nicht die einzigen sein, die als Verfolgte mit uns reiten. Kosak Nummer Zehn geht mit, und der Zobeljäger Nummer Fünf flieht auch mit uns. Aber es gibt eine noch viel bessere Gesellschaft für dich bei uns. Peter Dobronitsch hat hier verkauft und kehrt nach dem Westen zurück. Er wird sich mit seiner Frau und Tochter uns anschließen.“
    Sam beobachtete bei

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