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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Die Kosaken sind so mit ihren Pferden verwachsen, daß ich an dem Gelingen deines Vorhabens mit vollem Recht zweifle.“
    „Nun, ich werde einmal rekognoszieren. Es ist sehr wahrscheinlich, daß das Militär deine Besitzung zu Fuße umlagert. Ist meine Vermutung richtig, so hat man die Tiere irgendwo zusammengetrieben, wo sie sich unter der Obhut von nur wenigen Leuten befinden. Wie es damit steht, werden wir ja sehen können, wenn wir jetzt nach der Stanitza reiten. Also du willst mit?“
    „Gern.“
    „So laß dein Pferd satteln.“
    Einige Minuten später stiegen Sam und Dobronitsch auf und ritten der ungefähr zwei Stunden entfernten Stanitza zu.

DRITTES KAPITEL
    Entlarvt
    Sie waren noch nicht sehr weit vom Hof weggekommen, so stießen sie auf die Kosakenposten, die den strengen Befehl hatten, keinen Menschen durchzulassen, und wurden daher zu dem hier kommandierenden Leutnant gebracht. Da es nur auf die gesuchten ‚armen Leute‘ abgesehen war, so durften sie weiterreiten, nachdem der Offizier sie gesehen hatte.
    „Sie greifen es wirklich ernsthaft an“, bemerkte Sam. „Man muß da den Verstand anstrengen, wenn man sie überlisten will.“
    „Gerade darum bin ich neugierig darauf, wie du das anfangen willst.“
    „Das weiß ich selbst noch nicht. Im rechten Augenblick kommt schon der richtige Gedanke. Die Hauptsache ist, daß kein Mensch von meinem Vorhaben etwas ahnen darf. Freilich muß ich mir sagen, daß wir noch mehr brauchen, als nur Pferde. Der Ritt muß sehr schnell geschehen. Das halten die Frauen, die sich bei den Flüchtigen befinden, aber nicht aus.“
    „Ja. Für diese müßte man Wagen haben.“
    „Sind solche zu bekommen?“
    „Zu kaufen nicht.“
    „So stehlen wir sie.“
    „Herr, du bist ja ein riesiger Spitzbube.“
    „Ja, ich mause wie ein Rabe, wenn man mich dazu zwingt. Aber ich will dir im Vertrauen sagen, daß die Geschädigten ganz sicher Ersatz erhalten werden, und wenn wir erst nach unserer Ankunft in der Heimat zahlen sollten.“
    „Das ist Deutschland?“
    „Ja.“
    „Ich wollte, ich könnte mit. Ich bleibe in der Gegend von Moskau.“
    „Warum könntest du nicht mit nach Deutschland?“
    „Ich glaube nicht, daß meine Tochter Mila –“
    Dobronitsch hielt nachdenklich inne.
    „Mila? Hm!“ meinte Sam. „Ihretwegen möchte ich einmal aufrichtig mit dir reden. Ist sie dein einziges Kind?“
    „Ich habe nur sie.“
    „Hm! So würdest du dich wohl auch niemals von ihr trennen?“
    „Im ganzen Leben nicht.“
    „Wenn sie nun einen Mann nähme, der nicht in Rußland wohnt?“
    „Warum fragst du so?“
    „Weil ich einen Ausländer weiß, der ganz prächtig für sie paßt.“
    „So teile mir vor allen Dingen mit, wer es ist!“
    „Mein Neffe. Sage mir, wie gefällt dir Alexius Boroda, der Zobeljäger?“
    „Er ist ein tüchtiger Kerl.“
    „Das denke ich auch. Möchtest du ihn nicht vielleicht zum Schwiegersohn haben, Peter Dobronitsch?“
    „Diesen?“ fragte der Bauer, indem er Sam erstaunt anblickte. „Wie kommst du auf diesen Gedanken?“
    „Weil sich die beiden liebhaben. Mila saß bei uns droben in der Höhle, und da hatte ich Gelegenheit, die beiden jungen Leute zu beobachten und zu sehen, daß sie sich sehr gut sind. Ein vierundzwanzigjähriger Bursche und ein achtzehnjähriges Mädchen können so etwas nur schwer verbergen.“
    „Mila soll dem Zobeljäger gut sein? Hm! Das ist mir sonderbar, ganz außerordentlich sonderbar!“
    „Gefällt es dir nicht?“
    „Darauf kann ich nicht antworten. Ich habe ja noch kaum daran gedacht, daß sie heiraten könnte.“
    „Einmal wird sie es doch tun.“
    „Ja, die Eltern eines Mädchens müssen sich allzeit sagen, daß sie die Tochter einmal hergeben müssen. Das habe ich aber bisher unterlassen.“
    „So bitte ich dich sehr, dich nun mit diesem Gedanken vertraut zu machen. Wenn dir Boroda als Schwiegersohn nicht recht ist, so sage es mir aufrichtig!“
    „Warum sollte er mir nicht recht sein?“
    „Er ist vielleicht arm.“
    „Das schadet nichts. Desto reicher bin ich, und meine Tochter wird ja einst meine einzige Erbin sein.“
    „Er ist ein Verbannter, ein Flüchtling.“
    „Was tut das? Er geht fort, und ich bleibe ja auch nicht hier. Übrigens ist nicht er verbannt, sondern sein Vater.“
    „Das ist sehr gutherzig von dir gedacht.“
    „Meinst du? Ich kann es mir denken, wie stolz ich sein werde, wenn ich meine reiche Tochter einem armen, aber braven Manne geben werde. Daß er arm ist, das

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