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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Polizei gesucht werden, kann es gar nicht geben. Aber sag doch einmal, wie lange du sie hier behalten willst!“
    „Bis sich die Gelegenheit zum Entkommen findet.“
    „Nun, wie denkst du dir die Flucht?“
    „Wir müssen die Kosaken ablenken und sie sicher machen. Dann führe ich die ‚armen Leute‘ durch die Grenzposten hindurch.“
    „Und dann?“
    „Befinden sie sich auf chinesischem Gebiet.“
    „Wo sie festgenommen und zurückgeliefert werden!“
    „Sie werden sich wehren. Ich habe dem ‚Engel‘ gesagt, daß für sie Waffen besorgt werden sollen, und hoffe, daß dies geschehen ist.“
    „Es ist geschehen. Ich selbst habe dem Kreishauptmann von Platowa den ganzen dortigen Waffenvorrat entwendet. Die Tungusen bringen genug Flinten und Munition mit.“
    „Gott sei Dank! So muß die Flucht gelingen!“
    „Das denke ich auch. Unter Umständen ist es gar nicht nötig, List anzuwenden. Wenigstens ich würde mich sofort anheischig machen, sämtliche Flüchtlinge sogar bei hellem Tag über die Grenze zu bringen. Wir könnten uns recht gut durchschlagen; das haben wir ja heute den Kosaken bewiesen. Aber wie stünde es dann, wenn sich die Flüchtigen auf jenseitigem Gebiete befinden? Müßten sie dann nicht Hungers sterben?“
    „An Proviant würde es ihnen freilich fehlen. Mitnehmen können sie keinen, da sie nur langsam fortzukommen vermögen. Also müßten sie unterwegs requirieren. Das ist aber für sie unmöglich.“
    „Nun, wie steht es denn, wenn ein Kosakenvolk eine weite Wanderung zu machen hat, wenn zum Beispiel eine Kosakenabteilung nach einem weit entfernten Ort versetzt wird?“
    „Oh, die leiden keine Not. Sie müssen an jedem Orte, den sie berühren, alles erhalten, was sie brauchen!“
    „So! Das ist gut, sehr gut! Da bin ich der Ansicht, daß sie sich als Kosaken von hier entfernen sollen. Kannst du mir vielleicht sagen, wo die hiesigen Kosaken ihre Uniformen erhalten?“
    „In der nächsten Stanitza, wo der Major kommandiert. Neben dem Haus des Majors steht ein kleineres Gebäude, in dem sich alle Ausrüstungsgegenstände befinden.“
    „Ach! Wenn man das einmal sehen könnte!“
    „Du brauchst nur hinzureiten.“
    „Aber wenn ich allein reite, so muß ich mich erkundigen, und durch meine Fragen könnte ich leicht Verdacht erregen.“
    „Nun, ich könnte dich wohl begleiten.“
    „Das wäre vortrefflich. Willst du mit?“
    „Erst muß ich wissen, was du vorhast.“
    „Ich möchte Uniformen, überhaupt Ausrüstungsgegenstände stehlen, um die Flüchtige als Kosaken auszustaffieren.“
    „Heda, bist du toll?“
    „Nein. Es kann doch nicht unmöglich sein, das Vorratshaus während der Nacht auszuräumen.“
    „Es wird bewacht, und zwar von zwei Posten.“
    „Die fürchten wir natürlich nicht.“
    „Aber es liegen zweihundert Kosaken in der Stanitza. Die habt ihr natürlich zu fürchten.“
    „Auch diese nicht. Du hast ganz vergessen, daß sie sich jetzt nicht dort befinden. Sie haben ja deine Besitzung eingeschlossen.“
    „Jetzt, in diesem Augenblick allerdings. Aber lange wird das jedenfalls nicht währen.“
    „Nun, so müssen wir eben dafür sorgen, daß es länger dauert, oder daß der Streich sehr bald ausgeführt wird.“
    „Aber selbst wenn es dir gelänge, so würde es doch vergeblich sein. Es würde euch die Hauptsache fehlen, nämlich Pferde. Die Flüchtlinge haben nur wenige mit, und diese sind ganz abgetrieben.“
    „So besorgen wir ihnen andere.“
    „Auf welche Weise denn?“
    „Hm! Man kauft sie.“
    „Von wem?“
    „Von dir zum Beispiel. Du scheinst ja eine ganze Herde zu besitzen.“
    „Sie gehört nicht mehr mir. Sie ist verkauft.“
    „Das ist freilich sehr dumm.“
    Sam ging nachdenklich in der Stube auf und ab. Endlich blieb er vor Dobronitsch stehen und sagte:
    „Ich hab's, ich hab's! Wir bekommen Pferde, und zwar weit mehr, als wir brauchen.“
    „Da bin ich neugierig.“
    „Von den Kosaken. Wenn wir die Uniformen stehlen wollen, so können wir auch die Pferde stehlen.“
    „Heiliger Himmel!“ rief Dobronitsch. „Pferdedieb willst du werden?“
    „Ja. Sogar mit dem größten Vergnügen.“
    „Weiß du, was das heißt?“
    „Ja. Aber wenn ich einen Waffenrock stehle, so bin ich ein Spitzbube, und stehle ich noch ein Pferd dazu, so bin ich auch noch derselbe. Warum soll ich also das Pferd stehenlassen, wenn ich es ebenso notwendig brauche wie den Rock?“
    „Diese Erklärung ist freilich nicht übel. Aber wie willst du es anfangen?

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