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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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diesen Worten seinen Neffen. Das Gesicht desselben wurde blutrot; seine Augen glänzten.
    „Was? Mila geht mit?“ fragte Boroda schnell.
    „Ja. Ganz gewiß. Ich habe mit ihrem Vater darüber gesprochen.“
    „Das ist herrlich, das ist prächtig!“
    Sam macht ein erstauntes Gesicht und bemerkte:
    „Was hast du denn? Du bist ja ganz aus dem Häuschen! Was geht dich diese Mila Dobronitsch an?“
    „Die?“ meinte Alexis verlegen. „Gar nichts. Aber ich – ich interessiere mich sehr für ihren Vater.“
    „So! Das ist etwas anderes. Ich lasse es gelten. Also, Major, du hörst, daß du auf meinen Neffen verzichten muß. Du wirst den Ruhm allein haben, diese waghalsige Expedition geleitet zu haben. Hoffentlich nimmst du das nicht übel!“
    „Gar nicht. Ich kann keinem zumuten, das Schlechtere zu wählen, wenn er das Bessere haben kann.“
    „Schön! Darüber sind wir also einig. Wie aber steht es mit den nötigen Geldmitteln?“
    „Die sind vollständig vorhanden. Wir haben uns nicht so planlos wie andere auf die Flucht begeben. Wir haben jahrelang an den Vorbereitungen gearbeitet und die Sache förmlich organisiert. Es verstand sich ganz von selbst, daß eine solche Schar sich nicht durch Sibirien, die Mongolei, China oder Persien betteln konnte. Darum mußten wir vor allen Dingen darauf sehen, die nötigen Geldmittel zu erwerben. In dieser Beziehung sind wir also gerüstet. Es bleibt mir nur der Wunsch, daß du uns heute noch deine Hilfe widmest. Das übrige bringen wir dann schon allein fertig.“
    „Das versteht sich von selbst. Der Plan ist von mir, und so werde ich euch helfen, so gut, so lange und so weit ich kann.“
    „Und wann verlassen wir die Höhle?“
    „Gerade um Mitternacht. Das wird die allerbeste Zeit sein, nicht zu früh und nicht zu spät.“
    „Gut! So werde ich die Gefährten benachrichtigen und ihnen mitteilen, was geschehen soll.“
    „Und ich werde mich entfernen, um die Vorbereitungen zu treffen. Sorgt dafür, daß um Mitternacht alles bereit ist!“
    Sam ging und kehrte zu Peter Dobronitsch zurück, den er vor dem Brunnen fand.
    „Abgemacht!“ sagte er. „Heute wirst du deine Gäste los.“
    „Heute? Das ist nicht möglich. Auf welche Weise denn?“
    „Das sage ich dir nicht.“
    „So werde ich auch nicht fragen. Es ist mir natürlich lieb, wenn ich ganz aus dem Spiel bleibe.“
    „Das sollst du. Und du sollst sogar beweisen können, daß du unbeteiligt bist. Weißt du, wo der Major sich befindet?“
    „Nein. Ich kenne die Stelle nicht, an der er die Umzingelung überwacht und kommandiert.“
    „So suche sie zu erfahren. Du gehst zu ihm und lädst ihn für den Abend zum Essen ein, vielleicht auch die Offiziere dazu, die abkommen können. Es wird dir leicht sein, dieselben bis nach Mitternacht festzuhalten. Dann ist es geschehen. Reite sogleich, denn in einer halben Stunde wird es bereits dunkel sein.“
    Der Bauer bestieg das noch gesattelte Pferd und ritt davon. Er hatte seine Aufgabe sehr schnell gelöst, denn es dauerte gar nicht lange, so kehrte er zurück. Sam hatte ihn erwartet und ließ sich von ihm die Stelle, an der der Major sich befand, genau beschreiben. Weshalb er dies wissen wolle, sagte er nicht.
    Dann suchte der Dicke den Tungusen Gisa auf, der auf Karpalas Befehl den Kosaken Nummer Zehn hierher begleitet hatte, und fragte ihn, ob er bereit sei, zum Entkommen der Verbannten mitzuhelfen, wenn ihm dies gar keine Gefahr bringen könne. Da er augenblicklich eine zustimmende Antwort erhielt, erklärte er dem Tungusen, was dieser zu tun habe. Sodann gingen sie beide miteinander davon, und zwar nach der von Dobronitsch beschriebenen Stelle zu.
    Dieser letztere hatte von dem Major eine zusagende Antwort erhalten, denn ein Kosakenoffizier in Sibirien ist stets bereit, einen Abend bei Wein und gutem Essen zuzubringen.
    Sam und Gisa schlichen sich so vorsichtig über die jetzt dunkle Ebene, daß sie von niemand gesehen werden konnten. In der Nähe der betreffenden Stelle angekommen, verdoppelten sie ihre Behutsamkeit und krochen nur äußerst langsam, tief auf dem Boden liegend, fort. Endlich sahen sie nur wenige Schritte vor sich eine dunkle, unbestimmte Masse. Dies war eine Art Schutzhütte, die die Kosaken in der Eile aus allerlei Zweigwerk hatten herstellen müssen, damit ihr Kommandierender die Nacht hindurch nicht unter freiem Himmel zu herbergen brauche.
    „Das ist das Nest, in dem der Vogel steckt“, flüsterte Sam dem Tungusen zu. „Jetzt gilt es,

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