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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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habe meine Vorkehrungen so getroffen, daß ich sie fangen werde.“
    „Sollte dir das gelingen, so würde es mich herzlich freuen“, meinte Dobronitsch trotz seiner Angst.
    „Davon bin ich überzeugt“, lacht der Major höhnisch. „Und um dir diese Freude zu verdoppeln, habe ich die Absicht, dich jetzt mit mir zu nehmen, du sollst dabeisein, wenn ich diese Mäuse in die Falle bekomme. Diesen Spaß will ich dir schon machen.“
    „Ich bitte dich, mir das zu erlassen.“
    „Fällt mir nicht ein! Wenn ich dich jetzt von mir ließe, würdest du nichts Schleunigeres zu tun haben, als sie zu warnen. Und das will ich natürlich vermeiden. Also vorwärts!“
    Dobronitsch sah sich also wirklich gezwungen, mitzugehen.
    Der Umstand, daß der Major ihn mitgenommen hatte, war seiner Frau und Tochter höchst bedenklich erschienen. Als der Bauer auch nach einiger Zeit nicht zurückkehrte, wandten sich die beiden daher an Sam, der sich von dem Gelage ferngehalten hatte.
    Als sie ihm ihre Befürchtungen mitteilten, lachte er befriedigt auf und antwortete:
    „So etwas habe ich erwartet. Aber habt ja keine Angst. Dem Bauern geschieht gar nichts. Er soll nur dabeisein, wenn sie nachher die ‚armen Leute‘ fangen, die aber fortgehen werden.“
    „Was?“ rief Mila ängstlich. „Sie wollen fort? Wann wollen sie denn aufbrechen?“
    „Gerade um Mitternacht.“
    „Herrgott! Das ist doch bereits in einer Viertelstunde!“
    „Allerdings“, meinte Sam, dem die Erregung des schönen Mädchens innerlich Freude bereitete.
    Das Weinen war Mila näher als das Lachen. Sie wollte eiligst fort. Sam aber ergriff ihre Hand, hielt sie zurück und sagte:
    „Nicht so eilig! Ich habe dir ja noch gar nicht mitgeteilt, daß nicht alle fortgehen. Einige bleiben, zum Beispiel Nummer Zehn.“
    „Weiter niemand?“
    „Die Familie Boroda.“
    „Die Eltern nur?“
    „Nein, sondern auch der Sohn.“
    Mila hatte bisher kraftvoll an seinem Arme gezogen, um sich von ihm zu befreien. Jetzt gab sie schnell diesen Widerstand auf.
    „Ist das auch wahr?“ fragte sie beruhigt.
    „Ja. Ich bin ja der Onkel, bei dem er bleiben wird.“
    „Wie hast du mich erschreckt!“ seufzte sie.
    „Hältst du denn auf diese Familie so sehr viel?“
    Mila antwortete auf diese Frage nicht, sondern erklärte:
    „Ich muß jetzt hinauf. Wenn sie aufbrechen, sollen sie wenigstens Abschied nehmen. Aber du sagtest doch, daß der Major sie fangen will.“
    „Er will, aber er bekommt sie nicht. Ich habe dafür gesorgt, daß er sie an einer ganz anderen Stelle erwartet, als wo sie wirklich erscheinen werden. Gehe hinauf in die Höhle und sage den Flüchtigen, daß ich sie erwarte!“
    Mila leistete dieser Aufforderung sofort Folge und wurde dabei von ihrer Mutter begleitet.
    Der umsichtige Sam hatte bereits dafür gesorgt, daß diejenigen Pferde, die den Verbannten gehörten, von den verschwiegenen Knechten heimlich hereingebracht worden waren. Die Kosaken standen dem nicht im Weg, da sie sich nach der Fähre gezogen hatten.
    Wenige Minuten vor Mitternacht kamen die Flüchtlinge an der Pechtanne herabgeklettert. Die Besitzer der Pferde sattelten dieselben. Die Frauen setzten sich auf, und sodann wurde der nächtliche Ritt und Weg begonnen. An der Spitze befanden sich Sam, Jim, Major Sendewitsch, Alexius Boroda und Georg von Adlerhorst, der bisherige Kosak Nummer Zehn. Tim war als Wächter des einstigen Derwisches zurückgeblieben.
    Auch Nummer Fünf, der frühere Maharadscha, hatte sich mit seinen Jägern anschließen wollen, aber Sam hatte vermocht, ihn davon abzuhalten. Es war ja gar nicht notwendig, daß so viele Leute sich der Gefahr der Entdeckung aussetzten.
    Es wurde natürlich kein einziger Kosak auf dem Weg gefunden. Vor der Stanitza stiegen die Reiter und Reiterinnen ab. Die letzteren blieben mit einigen älteren Personen zur Bewachung der Pferde zurück; die anderen aber drangen durch das jetzt nicht verschlossene und völlig unbewachte Walltor leise und jedes Geräusch vermeidend in die Stanitza ein.
    Nirgends ließ sich ein Licht sehen. Die Zivilbewohner der Stanitza waren schlafen gegangen. Sam suchte sich nur einige umsichtige Männer heraus, unter denen sich Alexius, der Major, Jim und Georg von Adlerhorst befanden, legte seine Oberkleidung ab und borgte sich von einem der Verbannten den Mantel, den derselbe trug. Dann zog er ein bisher verborgen gehaltenes Gefäß hervor und sagte:
    „Hier ist Ruß aus der Esse von Peter Dobronitsch. Schwärzt euch eure

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