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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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keiner Uniform bedurfte.
    Der oben stehende Posten aber erhielt den Befehl, leise herabzukommen, um die Magd nicht aufzuwecken, und dann verließen die anderen außer Georg das Haus.
    Sie begaben sich zu den zurückgebliebenen Gefährten, denen indessen die Zeit ziemlich lang geworden war. Dann marschierten alle nach dem Zeughaus, das freilich diesen vielversprechenden Namen gar nicht verdiente. Unterwegs sagte Sendewitsch zu Sam:
    „Ich habe glücklicherweise einen Plan des Zeughauses gefunden und auch ein vollständiges Verzeichnis aller Gegenstände, die sich daselbst befinden. Der Major scheint sehr auf Ordnung zu halten und hat erst dieser Tage das Inventar aufgenommen. Ich weiß sogar, wo wir Laternen finden werden.“
    „Das ist vortrefflich! Jetzt haben wir zunächst die beiden Posten unschädlich zu machen. Einer steht vorn; der andere hinten. Ich nehme den ersteren und du, Jim, den letzteren. Wir beide sind in solchen Sachen am erfahrensten. Gib ihm einen kleinen Klaps, daß er die Besinnung verliert. Dann bringst du ihn nach vorn getragen. Wir binden sie darauf und stecken sie irgendwohin, wo sie uns nicht schaden können.“
    Als sie in der Nähe des erwähnten Gebäudes angekommen waren, blieben sie stehen, während Sam und Jim sich voranschlichen.
    Bereits nach kurzer Zeit stieß ersterer einen leisen Pfiff aus. Sie folgten, und als sie bei ihm anlangten, sahen sie ihn bei dem Posten stehen, der betäubt und bereits gebunden auf der Erde lag. Nur wenige Sekunden später kam der lange Jim, der seinen Kosaken wie einen Sack auf der Achsel trug.
    „Nun zunächst zu den Laternen“, meint Sam.
    „Hier durch die mittlere Tür“, sagte der Major.
    Sam versuchte den Hauptschlüssel; er schloß. Die Tür ging auf, und nun befanden sie sich in einem ziemlich weiten Gewölbe. Der Dicke brannte sein Licht an und leuchtete umher. Rings an den Wänden hingen Sättel mit dem nötigen Riemenzeug und auch Laternen dabei.
    Diese letzteren wurden angebrannt. Man brachte zunächst die beiden Posten unter, und sodann führte der Major seine Leute nach den Räumen, in denen sich die Uniformen befanden.
    Glücklicherweise schliefen alle Bewohner der Stanitza. Einen Nachtwächter gab es hier nicht, da alles militärisch eingerichtet war.
    Wäre jemand wach gewesen, so hätte er sehen können, daß alle Räume des Zeughauses nach und nach erleuchtet wurden. Es gab da ein außerordentlich lebhaftes, aber sehr geheimnisvolles Treiben, das weit über eine Stunde währte, dann kamen die Leute heraus. Die Lichter erloschen, und die Türen wurden verschlossen. Es war alles wieder so still und finster wie vorher.
    Im Falle es heller gewesen wäre, so hätte ein zufälliger Beobachter gesehen, daß alle, die in Zivilkleidern eingetreten waren, das Haus in Kosakenuniformen verließen. Jeder hatte einen Sattel nebst Zaumzeug auf dem Rücken. Einige hatten sich sogar mit Waffen versehen. Sie verließen die Stanitza durch das Walltor, durch das sie hereingekommen waren, und wandten sich dann nach rechts, um längs des Walles dahinzuschleichen, wo die Pferde standen.
    Als sie in der Nähe dieses Ortes anlangten, hielten sie wieder an, und Sam pirschte sich vorwärts, um auszuspüren, wie viele Kosaken die Pferde bewachten und wo dieselben sich befanden. Es waren ihrer nur vier. Sie lagen schlafend auf der Erde. Besser konnte man es ja gar nicht treffen.
    Der Dicke ging wieder zurück und holte die anderen herbei, denen es eine Leichtigkeit war, die Wächter zu überfallen. Ehe diese nur recht erwachten, waren sie gebunden. Man drohte ihnen, sie zu töten, wenn sie es wagen sollten, vor Anbruch des Tages einen Laut auszustoßen.
    Nun wurden die Pferde gesattelt. Auf die überzähligen Tiere – denn solche gab es – lud man den Vorrat von Munition und Proviant, der im Zeughaus gefunden worden war; dann ritten die vom Glück so sehr begünstigten ‚armen Leute‘ zu der Stelle zurück, an der die von ihnen zurückgelassenen Leute und Pferde vor der Stanitza hielten.
    Es war ihnen ein Streich gelungen, der in der Geschichte der Verbannung nach Sibirien geradezu beispiellos dastand.
    Nun wurden die Vorbereitungen zum endgültigen Aufbruch getroffen, die allerdings nicht viel Zeit in Anspruch nahmen. Die Leute drängten sich um den braven, pfiffigen Sam, um ihm ihren Dank auszusprechen. Er wies denselben jedoch zurück.
    „Nicht der Rede wert!“ lachte er. „Habe noch ganz andere Streiche vollbracht. Tut mir nur den einen Gefallen,

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