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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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es nicht zu verraten, daß er in meinem Kopf entsprungen ist, und daß ich sogar bei der Ausführung desselben mitgeholfen habe. Das russische Gesetz könnte mich sonst ein wenig beim Genick nehmen, und das soll keine ganz angenehme Empfindung sein.“
    „Kein Mensch soll etwas erfahren“, versicherte Major Sendewitsch. „Es liegt ja in unserem eigenen Interesse, gar nichts zu sagen.“
    „Hoffentlich gelingt es euch, den Plan ebenso gut auszuführen, wie heute seine Einleitung gelungen ist. Es ist ja alles vorhanden, was ihr dazu braucht – Pferde, Munition, Proviant und Legitimationspapiere.“
    „Nur Waffen haben wir wenig vorgefunden. Auch mit der Munition ist es nicht gar gut bestellt.“
    „Was das betrifft, so kann dem Mangel sehr leicht abgeholfen werden. Ihr reitet doch jedenfalls erst in der Richtung nach Platowa?“
    „Ja. Dann wenden wir uns westlich, um im Norden von Irkutsk an dieser Stadt vorüberzukommen.“
    „Nun, ihr werdet, wenn ihr gut aufpaßt, gar nicht weit von hier der Horde von Tungusen begegnen, die unter ihrem Fürsten Bula hierherkommen wollen, um euch Gewehre, Pulver und Patronen zu bringen. Sagt dem Fürsten, daß ihr diejenigen seid, für die diese Sachen bestimmt sind, und ihr werdet sie erhalten.“
    „Wenn er uns Glauben schenkt.“
    „So will ich dir ein Mittel sagen, dich zu legitimieren. Es reitet mit ihnen ein Herr, dessen Name Steinbach ist. Wende dich an ihn und sage ihm, daß ich, der dicke Sam, dich zu ihm sende. Melde ihm, daß er sich sputen soll, weil ich den früheren Derwisch bereits ergriffen habe. Das wird genügen.“
    „Gut! Ich werde es ausrichten. Hast du mir noch sonst etwas anzubefehlen?“
    „Nein, nichts mehr. Jetzt verliert weiter keine Zeit! Vor Anbruch des Morgens müßt ihr weit fort sein, wenn eure Flucht gelingen soll.“
    Es läßt sich leicht denken, daß der Abschied ein herzlicher war. Die Leute flossen vor Dank über. Sam verabredete mit Sendewitsch eine deutsche Adresse, an die derselbe sich später schriftlich wenden solle, um Nachricht von sich und dem Verlauf des abenteuerlichen Fluchtritts zu geben. Dann ritten die Flüchtigen davon.
    Sam begab sich mit den Zurückbleibenden wieder in das Haus des Majors. Es galt, da noch einige Maßregeln zu treffen.
    Georg von Adlerhorst öffnete ihnen auf ihr leises, vorsichtiges Klopfen und meldete ihnen, daß die Frau sich ruhig verhalten habe. Sie traten wieder in die Stube. Die Majorin saß am Tisch. Sie zeigte eine ergebene, niedergeschlagene Miene.
    „Nun Mütterchen, wir kommen, um uns von dir zu verabschieden“, sagte Sam. „Ich hoffe, daß du mit uns zufrieden bist.“
    Er hatte bereits vorher, als er mit ihr sprach, seine Stimme verstellt und tat dies auch jetzt wieder.
    Sie antwortete:
    „Getan habt ihr mir nichts; das ist wahr. Aber was ihr ohne mein Wissen vorgenommen habt, das weiß ich nicht.“
    „Dein Männchen wird es sehr bald erfahren und es dir dann sagen. Schau, ich hänge die Schlüssel in das Schränkchen zurück. Unser Besuch hat dir also nichts weiter gekostet als eine einzige kleine Flasche Wodka, und den wirst du wohl verschmerzen können. Jetzt aber sage mir einmal, ob du vielleicht ein unruhiges Blut hast!“
    „Träge war ich nie!“
    „Das ist nicht gut für dich. Wenn du nämlich so sehr beweglich bist, so muß ich fürchten, daß du, wenn wir fort sind, nicht auf dem Stuhl sitzen bleibst. Ich wünsche aber, daß du dich mit deiner Magd recht ruhig verhalten mögest, bis dein Männchen heimkehrt. Darum werde ich euch ein wenig anbinden müssen. Hole die Magd herab!“
    Dieser Befehl war an Jim gerichtet, der sich sofort nach oben begab.
    „Binden! Mich binden!“ rief die Majorin. „Weißt du, daß ich die Frau eines hohen Offiziers bin?“
    Sie stand auf und trat in stolzer Haltung auf ihn zu.
    „Bleib sitzen, Frauchen!“ antwortete jedoch Sam. „Ein Major ist gar kein so vornehmes Tier, wie du anzunehmen scheinst. Und gescheit ist der deinige auch nicht. Ich habe in meinem ganzen Leben noch keinen so dummen Menschen gefunden, wie er ist. Er sollte den Buckel voll Prügel bekommen, obgleich ich sehr begründete Zweifel habe, daß ihn das gescheiter machen werde. Er wollte uns fangen. Da haben wir ihn nach der Fähre gelockt. Dort hält er mit seinen dummen Kosaken. Und wenn er einsieht, daß wir ihm eine riesige Nase gedreht haben, so sind wir längst über die Grenze hinüber, und er mag zusehen, wie er den entflohenen Vogel wiederbekommt. Aber

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