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55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

Titel: 55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ganz verteufelte Geschichte. Da habe ich am zweiten April den Befehl über das schlesische Heer niedergelegt, und nun denken diese Federfuchser, ich hätte nichts mehr zu sagen. Ich habe dich empfohlen, aber es ist leider kein Rittmeister mehr offen. Aber ich werde an dich denken, und sobald die Gelegenheit vorhanden ist, sollst du sehen, daß ich Wort halte. Dort am Fenster steht der Pfeifenkasten und daneben der Tabak. Stopfe dir eine, mein Sohn. Bei einer Pfeife plaudert es sich besser, und ich habe jetzt gerade Zeit, was sonst nicht oft vorzukommen pflegt.“
    Königsau fühlte sich von dieser Nachricht natürlich ein wenig enttäuscht, doch war ihm die Leutseligkeit des Marschalls ein fast genügender Ersatz für die nicht in Erfüllung gegangene Erwartung des versprochenen Avancements. Als er später entlassen wurde, hatte er nicht weit zu gehen, da er in derselben Straße wohnte; doch sollte er nicht so schnell als er dachte, in sein Logis kommen.
    Eine junge Dame ging vor ihm her. Ihre Kleidung war diejenige der feineren Stände; sie mußte, soviel er von hinten bemerkte, von einer nicht gewöhnlichen Schönheit sein. Sein Auge haftete mit ungewöhnlichem Interesse an ihrer hohen, stolzen Gestalt, an der zierlichen Haltung ihres Kopfes und den kleinen Füßen, welche er bemerken konnte, da sie das Kleid leicht emporgerafft trug.
    Da kamen zwei Kosakenoffiziere ihr entgegen. Sie sahen die Dame, nickten einander zu und blieben nun auf dem Trottoir in einer so breitspurigen Weise stehen, daß jene nicht vorübergehen konnte. Sie wollte sich trotzdem an ihnen vorbeidrängen, da aber ergriff sie der eine beim Arm und fragte in schlechtem Französisch:
    „Fürchten Sie sich nicht, Mademoiselle, bei der gegenwärtigen fremden Bevölkerung so allein auf der Straße zu gehen? Wir werden Sie begleiten.“
    Sie blickte ihn groß und erstaunt an und antwortete:
    „Ich danke, Monsieur; ich bedarf Ihrer Begleitung nicht!“
    Um ihn anzusehen, hatte sie sich zur Seite gedreht, und dadurch bekam Königsau ihr Profil zu sehen, ein Profil von so seltener Reinheit, so voll und doch so weich und zart, wie er noch niemals eines gesehen zu haben glaubte.
    Der Russe ließ trotz der Ablehnung ihren Arm nicht los, sondern sagte lachend:
    „Es ist möglich, daß Sie unserer Begleitung nicht bedürfen, aber in unserer Heimat ist es nicht Sitte, eine Dame auf der Straße ohne Schutz lassen. Sie werden so freundlich sein, uns Ihre Wohnung zu nennen, Mademoiselle.“
    Da trat Königsau hinzu, ergriff die Hand, welche ihren Arm gefaßt hielt, und drückte die Finger derselben mit solcher Gewalt zusammen, daß der Russe die Dame fahren ließ. Trotz dieser Handgreiflichkeit verbeugte er sich sehr höflich und sagte:
    „Verzeihung, meine Herren Kameraden, diese Dame bedarf Ihrer Begleitung wirklich nicht; sie ist meine Braut, ich blieb nur ein wenig zurück.“
    Bei diesen Worten schlug eine jähe Röte über das wunderschöne Gesicht des Mädchens, aber es sagte kein Wort, ihn Lügen zu strafen. Der Russe fragte ihn:
    „Sie nennen mich Kamerad. Sind Sie Offizier?“
    „Ja.“
    „Ihr Name?“
    „Hugo von Königsau, von den Ziethenhusaren.“
    „Ah, das ist eine wackere Truppe. Ich gratuliere Ihnen zu Ihrer Braut und bitte um Verzeihung. Wir sahen Sie wohl auch, wußten aber nicht, daß Sie beide zueinander gehörten.“
    Er hatte seine erste Frage mit zornig blitzenden Augen ausgesprochen, gab aber seine letzte Antwort bedeutend freundlicher. Er mochte erfahren haben, daß mit den Ziethenhusaren nicht sehr zu spaßen sei und schritt mit seinem Begleiter weiter, während Königsau den Arm der Dame sanft in den seinen zog und so mit ihr den Weg fortsetzte. Sie blickte ihn forschend von der Seite an; er tat, als ob er es nicht bemerke, obgleich er förmlich fühlte, daß ihr Auge auf ihm ruhte. Erst nach einer Weile sagte er:
    „Mademoiselle, ich bin sehr kühn gewesen, und ich fühle, daß ich mich zu entschuldigen habe.“
    Er schwieg. Vielleicht erwartete er, ein Wort aus ihrem Mund zu hören; da sie aber schwieg, so fuhr er fort:
    „Ich kenne nämlich die Russen. Es war Graf Mertschakeff, der wegen seiner Roheiten mehr berüchtigt und gefürchtet, als berühmt ist. Ich war gewiß, daß er sich nicht zurückweisen lassen werde, und wagte daher, Sie meine Braut zu nennen, das einzige Mittel, Sie von ihm zu befreien. Werden Sie mir dies verzeihen können?“
    Er blickte ihr jetzt zum ersten Mal in die Augen. Es waren dunkle

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