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55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

Titel: 55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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die gewaltige Erscheinung des alten Kriegshelden machte doch einen solchen Eindruck auf ihn, daß es nicht dazu kam. Er fühlte sich nicht imstande, den Sprecher Lügen zu strafen; das verdoppelte seine Wut; er wagte nicht, dieselbe an den beiden Deutschen auszulassen, und darum wendete er sich als echter Feigling an die beiden Damen:
    „Ah, Sie haben geplaudert!“ stieß er knirschend hervor.
    „Ich nicht“, antwortete die Mutter ängstlich.
    „Aber ich“, sagte Margot mutig.
    „Zu wem?“
    „Zu Herrn von Königsau.“
    „Wann?“
    „Gestern.“
    „Ah! Sind Sie so vertraut mit ihm, daß Sie ihm bereits solche Geheimnisse mitteilen?“
    „Danach hat der Kerl zwar den Teufel zu fragen“, fiel hier Blücher ein, „aber er soll dennoch eine Antwort haben, damit er nur sieht, daß er ganz umsonst im trüben gefischt hat.“ Und sich an den Franzosen wendend, fuhr er fort: „Ja, diese beiden Leutchen sind allerdings bereits sehr vertraut miteinander, nämlich so vertraut, daß ich gekommen bin, Madame Richemonte um ihr Jawort zu bitten.“
    „Ah!“
    Dieser Ruf des Erstaunens wurde von zweien ausgesprochen, nämlich von dem Baron und auch von Margots Mutter, welche von ihrer Tochter noch nicht erfahren hatte, was gestern abend zwischen ihr und Königsau vorgekommen war.
    Der Baron blickte den Sprecher erstaunt an, so erstaunt, als ob er es gar nicht für möglich halte, daß er die Wahrheit gehört habe. Er fragte, zu Margot gewendet: „Sie werden eiligst zugeben, daß ich jetzt falsch gehört habe?“
    „Papperlapapp!“ rief da Blücher. „Nichts wird zugegeben! Wer kann denn wissen, was der Mann gehört hat? Wissen wir denn, ob sich seine Ohren in Ordnung befinden? Aber sehen soll er doch, daß es mein Ernst ist. Komm, mein Sohn; nimm dein Mädchen bei der Hand, und höre, was ich eurer Mama sagen werde!“
    Blücher faßte dabei Königsau und Margot an, legte ihr Hände ineinander, schob beide zur Mutter hin, stellte sich kerzengerade vor die letztere auf, machte ein Honneur, als ob er vor einem Landesherrn stehe und sagte:
    „Madame – erstens haben sich diese beiden lieb; zweitens wollen sie sich heiraten, und drittens bitte ich um Ihr Jawort dazu. Wer etwas dawider hat, der mag es mir sagen; ich werde ihn bei der Parabel nehmen, daß er die lieben Engel im Himmel geigen und pfeifen hören soll!“
    Diese Werbung kam Frau Richemonte so unerwartet, daß sie für den Augenblick gar keine Antwort fand. Sie hätte jedoch auch gar keine Zeit dazu gehabt, sie zu geben, denn ehe sie nur sprechen konnte, trat der Baron näher und sagte:
    „Ich sehe, daß man hier Komödie spielen will; da ich meine Rolle nicht erst auswendig zu lernen brauche, so halte ich es nicht für nötig, den stummen Zuschauer abzugeben. Madame, ich ersuche Sie, Ihre Entscheidung zurückzuhalten, bis auch ich gesprochen habe!“
    Er griff in die Tasche, zog ein Portefeuille hervor, öffnete dasselbe, nahm einige Papiere heraus und hielt sie Frau Richemonte entgegen. Dann fuhr er höhnisch fort:
    „Madame, ich gebe mir die Ehre, Ihnen diese Wechsel zur Zahlung zu präsentieren. Wird die Summe nicht augenblicklich entrichtet, so wandern Sie ins Schuldgefängnis.“
    „Mein Gott!“ rief die geängstigte Frau. „Das kommt alles so plötzlich über mich; ich weiß ja gar nicht, was ich tun oder sagen soll!“
    „Sie brauchen gar nichts zu sagen oder zu tun, als nur zu zahlen“, sagte der Baron.
    „Schurke!“ meinte der Marschall.
    „Gilt dies etwa mir?“ fragte der Baron.
    „Ja, Moßieh, wem sonst?“ antwortete Blücher. „Es befindet sich außer Ihnen ja kein Schurke hier.“
    „Darüber werden wir später sprechen“, lachte der Franzose verlegen. „Jetzt aber will ich Zahlung haben.“
    „Die werden Sie erhalten“, antwortete Königsau.
    Er streckte die Hand nach den Papieren aus, der Baron zog sie jedoch schnell zurück, blickte ihn höhnisch an und fragte:
    „Wollen Sie vielleicht für Madame zahlen?“
    „Ich hoffe, daß Madame mir gestattet, ihr den Betrag zur Verfügung zu stellen!“
    Der Baron stieß ein lautes Lachen aus und rief:
    „Das ist lustig! Ahnen Sie, wie hoch sich die Summe beläuft?“
    „Einhundertfünfzigtausend Franken“, antwortete der Deutsche gleichmütig.
    „Allerdings. Sie scheinen von Mademoiselle sehr genau unterrichtet worden zu sein. Aber wissen Sie auch, daß der Betrag augenblicklich bezahlt werden muß?“
    „Er steht zur Verfügung!“
    Bei diesen Worten griff Königsau in

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