55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät
Sie dadurch zu betrüben, daß ich Ihr Anerbieten zurückweise. Ich nehme es also an und lege Ihnen dafür mein liebes, mein einziges Kind an das Herz. Gott segne Sie und lasse Sie das Glück finden, welches ich täglich für Sie von ihm erbitten werde. Ich werde Ihnen, da Sie keine Eltern mehr haben, eine treue Mutter sein und mich reich fühlen, neben der Tochter einen Sohn zu besitzen, wie Sie es sind.“
Sie legte die Hände der beiden zusammen und segnete sie. Margot umschlang sie innig und vergoß Tränen des Glücks, Königsau fühlte, daß er heute eine Seligkeit erobert habe, wie sie größer auf Erden nicht geboten werden kann; Blücher aber sagte:
„Kinder, nehmt auch meinen Segen; er wird vielleicht nicht viel wert sein, aber Schaden kann er euch wohl auch nicht bringen. Sie aber, Moßieh Edelmann, haben nun gesehen, wie ihre Angelegenheit steht. Sie sind überflüssig. Nehmen Sie das Geld, geben Sie die Wechsel heraus, und dann verschwinden Sie hinter den Kulissen, sonst passiert etwas, was Ihnen schon längst hätte passieren sollen.“
Die Augen des Barons funkelten vor Grimm. Er steckte das Geld zu sich und sagte:
„Ah, Sie glauben, gesiegt zu haben? Sehen Sie sich vor, daß Sie sich nicht irren. Was ich einmal erlangen will, das pflege ich nicht so leicht aufzugeben. Noch ist Margot nicht die Frau eines Deutschen. Man wird sehen, was die Zukunft bringt.“
„Was, du willst noch drohen!“ rief Blücher, indem er auf ihn zutrat. „Trappe schleunigst ab, sonst zeige ich dir das Loch, Moßieh Schurke!“
Der Franzose warf die Wechsel wütend in die Stube und ging. Er sah ein, daß gegenwärtig nichts mehr zu tun sei, aber er nahm sich vor, das Spiel noch nicht aufzugeben. Als er die Treppe hinabstieg, kam ein anderer dieselbe herauf. Es war der Kapitän, Margots Stiefbruder.
„Ah, Sie hier, Baron?“ fragte der letztere. „Wollen Sie zu mir?“
„Ich war bei Ihrer Mutter“, lautete die Antwort.
Die Worte wurden wie atemlos und in einem Ton gesprochen, welcher dem Kapitän auffallen mußte; darum fragte er:
„Was haben Sie? Ist Ihnen etwas Unangenehmes begegnet?“
„Nein, o nein, sondern im Gegenteil etwas sehr Angenehmes!“
„Was? Sie sind ja ganz und gar echauffiert.“
„Ihre Mutter hat mich bezahlt.“
„Bezahlt?“ meinte Richemonte erstaunt. „Unmöglich!“
„Nicht möglich, sondern wirklich. Ich habe soeben mein Geld erhalten.“
„Alles?“
„Alles!“
„Sie foppen mich! Woher will Mutter hundertundfünfzigtausend Franken nehmen?“
„Von dem Liebhaber ihrer Tochter.“
„Unsinn! Margot hat keinen Liebhaber.“
„Gehen Sie hinein, wenn Sie Lust haben, ihre Verlobung zu feiern!“
Der Kapitän blickte den anderen forschend an.
„Wie kommen Sie mir vor, Baron“, sagte er. „Verlobung? Sie sind doch nicht krank oder verrückt, sonst würde ich denken, daß Sie entweder im Fieber oder im Wahnsinn sprechen!“
„Ich bin auch im Fieber, aber im Fieber des Grimms und der Wut. Ich phantasiere trotzdem nicht, denn es ist die volle Wahrheit, daß Margot soeben verlobt worden ist.“
„Ah! Welch eine Nachricht! Verlobt, ohne mich! Mit wem denn?“
„Sie werden sich unendlich freuen, wenn Sie es hören. Raten Sie, Kapitän.“
„Pah, treiben wir keine Narrenspossen! Wer ist der Kerl?“
„Ein guter Bekannter von Ihnen.“
„Den Namen! Rasch!“
„Den kennen Sie bereits. Der Mann steht Ihnen sehr nahe, denn seine Hand ist bereits mit Ihren Wangen in eine sehr intime Berührung gekommen.“
Da stutzte der Kapitän.
„Sie wollen doch nicht sagen –“, meinte er. „Sprechen Sie von jenem Deutschen?“
„Ja.“
„Von dem Lieutenant von Königsau?“
„Ja.“
„Dieser Mensch ist bei meiner Mutter?“
„Versteht sich.“
„Er kennt Margot?“
„Er hat soeben um ihre Hand angehalten, und Ihre Mutter hat ihm das Jawort gegeben.“
Da fuhr der Kapitän zurück, als ob er ein Gespenst gesehen habe.
„Baron, Sie befinden sich dennoch im Delirium!“ rief er.
„Oh, ich bin im Gegenteil sehr bei Verstand. Sehen Sie sich die Szene doch selbst an!“
„Donnerwetter, Sie reden also doch die Wahrheit? Da muß ich allerdings schleunigst dazwischenplatzen wie eine Bombe. Ein jeder soll meine Schwester bekommen, nur dieser Mensch nicht! Er soll mir Rechenschaft geben, auf welche Weise er sie überlistet hat!“
„Sehr einfach! Er hat ihr das Geld gegeben, mich zu bezahlen.“
„Ah, von ihm ist es?“
„Von ihm.“
„So gehe ich
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