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55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

Titel: 55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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trauen darf. Ich habe es erfahren, bin aber niemals so klug gewesen wie du, mich danach zu verhalten. In dieser Beziehung ist der alte Blücher ein fürchterlicher Esel, du brauchst dies aber keinem Menschen zu sagen.“
    „Am meisten freue ich mich über meinen Gewinn, weil ich nun nicht nötig habe, mein Gut zu verkaufen. Ich kann Margot die hundertundfünfzigtausend Franken geben und behalte dennoch eine bedeutende Summe übrig. Das macht mich so glücklich, wie ich es im ganzen Leben noch nicht gewesen bin.“
    „Ich gönne es dir. Wann willst du ihr das Geld geben?“
    „Morgen gleich.“
    „Schön. Laß dir das Geld in Papier umwechseln, daß du es bequemer tragen kannst, übrigens wirst du Wort halten, und mich um halb drei Uhr abholen?“
    „Das versteht sich, Exzellenz.“
    „Und du denkst nicht, daß die Alte, ihre Mutter, Sperenzien machen wird?“
    „Ich glaube es nicht.“
    „Ich wollte es ihr auch nicht geraten haben. Einem Kerl, der vor lauter Liebe anderthalbhunderttausend Franken opfert, kann man seine Tochter schon geben. Also ein Vater ist nicht da?“
    „Nein, aber ein Bruder, wie ich Eurer Exzellenz ja bereits erzählt habe“, antwortete der Lieutenant. Und zögernd fügte er hinzu: „Sie kennen ihn bereits.“
    „Ah! Wo hätte ich ihn denn gesehen?“
    „Wir haben ihn unter für ihn allerdings nicht sehr günstigen Umständen kennengelernt. Es ist derjenige, den ich ohrfeigte.“
    „Donnerwetter! Und du willst der Schwager dieses Kerls werden?“
    „Der Stiefschwager“, verbesserte Königsau.
    „Das ist egal. Schwager ist Schwager, und wenn der Halunke zehnmal stief ist. Ja, diesem Kerl traue ich alles zu, was du mir von ihm erzählt hast. Ein Mensch, der einem die Genugtuung verweigert, ist auch fähig, sein Vermögen zu verschachern. Na, ich hoffe, daß er uns morgen nicht in die Quere läuft, sonst würde ich ihn kurieren, daß ihm Hören und Sehen vergeht. Aber sage mir, mein Junge, wo ist denn die Bude, in der du wohnst?“
    „Ganz in der Nähe. Das dritte Haus von hier.“
    „So wohnst du also nicht weit von mir. Na, komm. Man hat mich heute im Biribi ganz gehörig gerupft; das will ich verschlafen.“
    Vor der Wohnung des Lieutenants angekommen, gab er ihm das Geld, welches er getragen hatte, und verabschiedete sich in leutseliger Weise von ihm.
    Als Königsau in seiner Stube Licht gemacht hatte, breitete er seinen Gewinn auf dem Tisch aus, um ihn zu zählen. Er war mit einem Schlag zu einem Vermögen gekommen. Es war, als hätte Gott ihn heute mit dem Marschall zusammengeführt, um ihm das Opfer, welches er der Geliebten bringen wollte, zu erleichtern. Das ungeheure Glück, welches er gehabt hatte, dünkte ihm das Ja und Amen zu sein, welches die Vorsehung zu seiner Liebe sagte. Und als er sich schlafen legte, tat er es in dem Bewußtsein, morgen ein Glück zu erlangen, an welches er noch vor ganz kurzer Zeit nicht gedacht hatte.
    Als er am nächsten Morgen sich das Geld hatte umwechseln lassen, besaß er in seiner Brieftasche den Talisman, die Sorgen der Geliebten und ihrer Mutter zu beenden. Er konnte den Nachmittag kaum erwarten und machte bereits große Toilette, lange bevor die Zeit gekommen war.
    Blücher empfing ihn in voller Uniform. Er hatte Wort gehalten und sich ‚in Wichs und Glanz geschmissen‘. Die beiden Männer sahen aus, als ob sie bei der Königsparade zu erscheinen hätten.
    „Da bist du ja, mein Sohn“, sagte der Marschall. „Es ist punkt halb drei Uhr, wir müssen aufbrechen, und ich weiß wahrhaftig noch nicht, was ich sagen soll. Eine Anrede an meine Soldaten fällt mir immer ein; sie ist sofort da, sobald ich sie brauche; aber mit einer Werbung ist es denn doch ein anderes Ding. Ich habe mir schon fast den Kopf zerbrochen, aber noch nicht ein einziges Wort gefunden. Das wird eine schöne Geschichte werden, wenn ich dastehe, wie Toffel vor dem Pfarrer und keine Silbe hervorbringe!“
    „Oh“, sagte Königsau lächelnd, „Exzellenz dürfen nur drauf gehen wie auf den Feind.“
    „Hat sich was mit draufgehen! Es ist mir angst und bange bei der Geschichte. Ich glaube, ich reiße aus, wenn es losgehen soll. Der Teufel hole die Heiratsanträge! Ja, wenn ich diese Margot für mich haben wollte, da müßte es nur so pfeifen; aber für einen anderen die Kastanien aus dem Feuer holen, dabei kann man sich leicht die Finger verbrennen. Na, ich habe mich einmal mit dieser Geschichte eingelassen, und so muß sie auch ausgepatscht werden. Komm, Junge;

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