55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät
wir wollen gehen!“
Sie machten sich auf den Weg. Als sie ihr Ziel erreichten und von dem Mädchen eingelassen wurden, kam Margot ihnen entgegengeeilt. Aus ihrem schönen Gesicht leuchtete die Freude, und sie hielt die Arme erhoben, um den Geliebten zu umfangen; als sie aber den Alten erblickte, ließ sie dieselben wieder fallen.
„Na, na, nehmt euch immer beim Kopfe!“ sagte er. „Ich bin verschwiegen und rede es nicht aus!“
Sie wurde ob dieser gutmütigen derben Anrede sichtlich verlegen, und diese Verlegenheit steigerte sich, als Königsau ihr in seinem Begleiter den berühmten Feldmarschall vorstellte, von dessen Eigenschaften man sich so wunderbare Dinge erzählte.
Sie traten in den Salon. Blücher blickte forschend umher, und dann auf das Mädchen, klopfte dem Lieutenant auf die Achsel und sagte:
„Junge, ich bin zufrieden mit dir! Diese Margot ist ein verteufelt hübsches Kind. Weiß Gott, das Maul möchte einem wässerig werden, wenn man sie ansieht. Das wird eine Frau, mit der du dich nicht zu schämen brauchst!“
Königsau erfuhr, daß die Mutter sich leidlich wieder erholt habe und bald erscheinen werde. Als sie eintrat, sah sie allerdings noch angegriffen aus. Auch sie wunderte sich, daß Königsau nicht allein gekommen war; als sie aber hörte, wer der andere Besucher sei, flog es doch wie eine stolze Genugtuung über ihr Gesicht.
Das Gespräch erstreckte sich zunächst auf allgemeines und ging dann auf das gestrige Ereignis über. Blücher freute sich, daß die beiden Damen Deutsch verstanden, und unterhielt sich in einer Weise mit ihnen, als ob sie alte Freundinnen von ihm seien. So verging über eine Stunde, ohne daß er des eigentlichen Grundes seiner Anwesenheit gedacht hätte; er schien den rechten Anfang noch nicht gefunden zu haben.
Da klingelte es draußen. Man hörte, daß das Mädchen den Vorsaal öffnete und den Kommenden eintreten ließ. Es war der Baron de Reillac.
Er stutzte, als er die beiden Offiziere erblickte. Er hatte Blücher gesehen und kannte ihn also. Als er den Namen Königsau nennen hörte, wußte er sogleich, daß dieser der Offizier sei, welcher Albin Richemonte geohrfeigt hatte. Er fragte sich, was die beiden Herren hier wohl zu suchen hätten, und fand keine andere Erklärung, als die, daß sie eben dieser Angelegenheit wegen gekommen seien. Sie hatten den Kapitän nicht gefunden, und waren deshalb bei dessen Mutter eingetreten. So dachte er.
Blücher hingegen wußte beim Nennen des Namens des Franzosen sofort, daß es jener Baron sei, welcher sich den Besitz Margots erzwingen wollte; darum schenkte er ihm nicht die mindeste Beachtung und erwiderte nicht einmal seinen Gruß.
„Sie suchen den Kapitän Richemonte?“ fragte Reillac.
„Woraus schließen Sie das?“ fragte Königsau kalt.
„Aus Ihrer Anwesenheit, Monsieur.“
„Da irren Sie sich. Der Kapitän hat sich nicht geneigt erklärt, sich mit meiner Person zu beschäftigen. Meine Anwesenheit gilt den Damen.“
„Ah!“ rief der Franzose überrascht. „Sie kennen einander?“
„Wie Sie sehen.“
Da kam dem Baron ein Gedanke. Die Anwesenheit des Lieutenants galt jedenfalls mehr der Tochter als der Mutter. Hatte er etwa Absichten auf Margot? Eine fürchterliche Eifersucht erfaßte den Mann. Er wollte Gewißheit haben und fragte daher:
„Kennen Sie einander schon längere Zeit?“
„Interessieren Sie sich dafür?“ lächelte der Deutsche.
„Allerdings. Ich zähle mich zu den Freunden dieser Damen und nehme also teil an allem, was sie betrifft.“
„Nun, dann will ich Ihnen mitteilen, daß wir uns zwar erst seit kurzem kennen, daß ich aber die Überzeugung hege, daß unsere Bekanntschaft sehr lange dauern, ja, wie ich hoffe, nur mit dem Leben enden wird.“
Das war deutlich geantwortet. Der Deutsche hatte Absichten auf Margot, das wußte der Baron jetzt. Er nahm sich vor, ihm sofort alle Hoffnungen zu nehmen und sagte darum:
„Welcher Umstand berechtigt Sie zu dieser Überzeugung?“
Königsau warf ihm einen erstaunten Blick zu, zuckte die Achseln und antwortete:
„Mir scheint, Sie wollen mich examinieren!“
Der Baron ließ sich durch diese abweisende Frage nicht irre machen.
„Ein wenig“, antwortete er. „Das Wohl von Madame und Mademoiselle liegt mir zu sehr am Herzen, als daß es mir gleichgültig sein sollte, welche neue Bekanntschaft sie macht. Es ist da sehr notwendig, vorher zu prüfen.“
„Ah! Haben sie etwa die Absicht, mich zu beleidigen?“
„Nicht im
Weitere Kostenlose Bücher