Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

Titel: 55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
besitze, Sie zu bezahlen? Sie selbst nennen sich meinen Freund. Ist es etwa eine freundschaftliche Handlung, mich jetzt zu drängen, jetzt, in dem Augenblick, der am allerwenigsten dazu geeignet ist?“
    „Unsere Ansichten über den gegenwärtigen Augenblick sind da allerdings sehr verschieden. Mir scheint er sehr geeignet zu sein, unsere Angelegenheiten in Ordnung zu bringen. Warum soll ich warten, da ich doch weiß, daß Sie nie die Mittel besitzen werden, mich zu bezahlen? Und was unsere für mich so kostspielige Freundschaft betrifft, so hege ich den Grundsatz, daß Verbindlichkeiten zwischen Freunden strenger nachzukommen sei als jeden anderen. Ich habe bereits zulange und zuviel Nachsicht mit Ihnen gehabt, lieber Richemonte.“
    „Ich kann nicht zahlen“, sagte dieser kurz.
    „So wandern Sie in die Schuldhaft.“
    „So weit werden Sie es nicht treiben.“
    „Ah, ich werde es doch so weit treiben!“
    „Wirklich?“ fragte der Kapitän.
    Er war bisher erregt in seinem Zimmer auf und ab gegangen. Jetzt blieb er plötzlich stehen, und während er das letzte Wort aussprach, schien seine Stimme zu zittern.
    „Wirklich!“ antwortete der Baron.
    Er erhob sich von seinem Sessel, auf welchem er Platz genommen hatte, trat zu Richemonte, legte diesem die Hand auf die Achsel und fuhr in einem entschiedenen Ton fort:
    „Sie wissen, daß ich Ihre Schwester liebe. Ich bin kein junger Geck mehr, und ich kann Ihnen sagen, daß die Liebe eines älteren Mannes eine ganz andere ist, als diejenige eines Menschen, der noch in den Knabenjahren steht. Margot ist schön, ihre Zärtlichkeiten hätten mich reich entschädigt für die großen Verluste, welche ich an Ihnen erleide. Dabei versprach ich Ihnen, die Wechsel zu vernichten, falls es uns gelänge, Ihre Schwester mir geneigt zu machen. Da diese Bedingung nicht erfüllt ist, so habe ich auch nicht nötig, meine Versprechen zu erfüllen. Das ist alles, was ich Ihnen zu bemerken habe, um mich zu rechtfertigen, falls es überhaupt einer Rechtfertigung bedürfen sollte.“
    Der Kapitän stand vor ihm, ohne ihn anzusehen. Er blickte finster durch das Fenster auf die gegenüberliegende Häuserreihe. Erst nach einer längeren Pause meinte er:
    „Müssen Sie denn nun wirklich die Hoffnung aufgeben?“
    „Jede.“
    „Weshalb jede?“
    „Weil sie ihn liebt.“
    „Diesen Deutschen? Ah, daß es auch gerade dieser sein muß! Sie meinen, die Sache in Ordnung zu haben, aber ich werde noch ein sehr entscheidendes Wort mit ihm reden!“
    „Sie?“ lachte der Baron. „Sie haben ihnen gar nichts zu sagen.“
    „Ich? Pah, bin ich nicht der Bruder?“
    „Wenngleich. Ist sie Ihnen durch ein Testament oder durch die Vormundschaftsbehörde unterstellt worden? Nein. Und selbst wenn Ihnen ein gewisses Recht zustünde, über das Schicksal Ihrer Schwester zu entscheiden, so sind Sie ganz und gar nicht der Mann, dasselbe geltend zu machen.“
    „Wer sagt Ihnen das?“
    „Niemand braucht mir es zu sagen; ich habe es jetzt gesehen. Ich habe bei Ihrem Eintritt es Ihnen angesehen, daß Sie zur Tür hinausgewiesen worden sind.“
    „Ja, sie haben dies allerdings gewagt!“ entfuhr es dem Kapitän.
    „Also wirklich? Ah, Kapitän Richemonte ergreift vor diesen Deutschen Reißaus!“
    „Schweigen Sie!“ brauste Richemonte auf. „Sie hätte es ebenso gemacht, wenn Ihnen dieser verdammte Feldmarschall Vorwärts so wie mir entgegengetreten wäre!“
    „Ja, wenn der Marschall Vorwärts kommt, so konzentriert sich der Kapitän rückwärts. Wie nennen Sie dies? Ich nenne es Hasenfüßigkeit.“
    „So sind Sie selbst ein Hasenfuß!“ rief der andere, sich sehr beleidigt fühlend. „Sie sind es ja, der bereits vor mir gewichen ist.“
    „Oh, das trifft nicht! Ihre Position als Bruder ist eine ganz andere als die meinige, da ich ein Fremder bin. Das Wort, welches ich soeben ausgesprochen habe, mag Ihnen nicht recht sein, aber es enthielt dennoch die Wahrheit.“
    „Inwiefern? Das möchte ich wissen!“
    „Erstens haben Sie sich die Tür weisen lassen, und zweitens werden Sie sich ja wohl entsinnen können, daß Sie einem Duell mit dem Deutschen ausgewichen sind.“
    „Donnerwetter! Sagen Sie mir, Baron, ob ich fechten kann!“
    „Sie sind allerdings Meister.“
    „Und ob ich schießen kann!“
    „Sie zielen außerordentlich sicher.“
    „Nun, habe ich mich also vor einem Zweikampfe zu fürchten?“
    „Es soll scheinen, nein.“
    „Wenn ich also ausgewichen bin, muß es aus einem anderen

Weitere Kostenlose Bücher