Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

Titel: 55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
laut schallendes, herzliches Gelächter aus.
    „Alle Teufel, das klingt gefährlich! Der alte Blücher vor Gericht als Hausfriedensbrecher! Wie er sich da wohl ausnehmen würde! Hören Sie, machen Sie sich doch um Gottes willen nicht so unendlich lächerlich, sondern vernehmen Sie, was ich Ihnen in aller Güte zu sagen habe.“
    „Ich mag nichts hören!“ klang die Antwort.
    „So werden Sie fühlen müssen!“
    „Ah! Was?“
    „Das ist es eben, was ich Ihnen sagen will, und was Sie doch wohl anhören werden müssen. Ihre häuslichen Verhältnisse gehen mich nichts an; ob Sie Herr Ihrer Schwester und Herr dieser Wohnung sind, das ist mir auch ganz egal; nicht egal aber ist es mir, wenn Sie fortfahren, mich zu beschimpfen und zu beleidigen. Sie verlangen von mir, diese Räume zu verlassen, und ich stelle als Antwort das gleiche Verlangen an Sie. Sie haben mich öffentlich beschimpft; Sie haben ebenso öffentlich die deutsche Nation beleidigt; es kostet mich ein einziges Wort, einen einzigen Wink, Sie in Untersuchungshaft zu bringen und verurteilen zu lassen. Sie haben diesem Herrn die Genugtuung verweigert und sind infolgedessen von ihm geohrfeigt worden. Ein Wort von mir an Ihr Generalkommando, so werden Sie aus dem Heer ausgestoßen und infam kassiert. Sie sind mir gegenüber ein Zwerg; ich habe es verschmäht, mich mit Ihnen herumzuhudeln, nun Sie aber selbst hier nicht Verstand zeigen, so muß ich Ihnen denselben beibringen. Verlassen Sie dieses Zimmer sofort, sonst gebe ich Ihnen mein Ehrenwort, daß Sie in einer Stunde sich in Untersuchungshaft befinden und in einigen Tagen aus der Armee gestoßen werden. Noch sind wir Deutschen Herren von Paris, und ich habe ganz und gar nicht die Absicht, einen kleinen Kapitän glauben zu lassen, daß wir uns vor ihm fürchten!“
    Eine solche Zurechtweisung hatte der Kapitän nicht erwartet. Er zögerte einige Augenblicke, zu antworten, da er sich aber nicht sofort ergeben wollte, sagte er dann:
    „Welcher von uns beiden Feldmarschall ist und welcher Kapitän, das ist gleichgültig. Wir stehen uns Mann gegen Mann gegenüber, und da fürchte ich Sie nicht!“
    „Gehen Sie!“ gebot Blücher, indem er mit der Hand nach der Tür zeigte.
    „Ich wiederhole, daß ich als Bruder –“
    „Hinaus!“ unterbrach ihn der Alte.
    „Daß ich als Bruder das Recht habe, über meine Schwester zu –“
    „Hinaus!“
    Dieses letzte ‚Hinaus‘ war in einem Ton gerufen, gegen welchen es absolut keinen Widerstand gab. Diese zwei Silben waren nicht etwa überlaut gebrüllt, aber sie drangen durch Mark und Bein; sie hatten einen so entschiedenen, schneidigen Ton, daß es dem Franzosen war, als ob er mit Fäusten ergriffen und aus dem Zimmer gestoßen werde. Er öffnete die Tür und ging. Er hatte nur von dem Eindruck, welchen der Befehl des Marschalls machte, die furchtsamen Bewegungen eines Wesens, welches mit Füßen aus der Tür gestoßen wird. Aber draußen, in dem Vorsaal angekommen, ballte er die Hand, erhob sie drohend rückwärts und knirschte:
    „Das will ich euch eintränken, das sollt ihr mir büßen! Diese Blamage sollt ihr mir so teuer bezahlen, daß euch Hören und Sehen vergehen wird.“
    Richemonte trat in seine Wohnung, in welcher ihn der Baron erwartete. Dieser bemerkte die Erregung, welche auf dem von Zorn verzerrten Gesicht zu lesen war, und fragte:
    „Ah, hat man es mit Ihnen ebenso gemacht wie mit mir? Diese Deutschen haben den Platz behauptet, wie ich sehe?“
    „Wie wollen Sie dies sehen?“ fragte der andere ergrimmt.
    „Nun“, lachte der Baron, „Sie haben ja ganz das Äußere eines Schulknaben, welcher die Rute erhalten hat. Das bemerkt man, ohne Menschenkenner zu sein.“
    „Holte Sie der Teufel!“ fluchte Richemonte.
    „Ist dies wirkliche Ihre Meinung?“ klang die boshafte Frage.
    „Ja, ganz ernstlich.“
    „Nun, so will ich, ehe er mich holt, meine irdischen Angelegenheiten in Ordnung bringen, so wie es sich für einen Geschäftsmann schickt und ziemt. Hier, lieber Freund, habe ich einige Papiere, in welche Einsicht zu nehmen ich Sie bitte.“
    Er zog mehrere Wechsel aus der Tasche und präsentierte dieselben dem Kapitän.
    „Die mag der Teufel gefälligst mit holen!“ sagte dieser.
    Er wendete sich ab, ohne einen Blick in die Papiere zu werfen.
    „Gut“, sagte der Baron; „er mag sie immerhin holen, aber erst, nachdem sie bezahlt und wertlos geworden sind.“
    „Aber, zum Donnerwetter, können Sie denn nicht warten, bis ich die Mittel

Weitere Kostenlose Bücher