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55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

Titel: 55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Geblendeten weit von sich und schickte sich an, seinen Weg weiter fortzusetzen, als er sich von zwei Armen fest umschlossen fühlte. Bereits glaubte er, sich eines neuen Feindes erwehren zu müssen, da aber hörte er in ängstlichem Ton die Worte:
    „Hugo, um Gottes willen, hat er dich getroffen?“
    „Ah, Margot?“ antwortete er überrascht. „Wie kommst du hierher? Was tust du auf der Straße?“
    Sie schmiegte sich fest und innig an ihn und antwortete:
    „Ich sah, daß er dir nachschlich, und hatte so große Angst, ich mußte euch folgen.“
    „Du sahst es? So bist du aus dem Haus getreten, als ich fortging?“
    „Ja. Er stand unter dem Tor gegenüber.“
    „Du liebes, liebes, du heldenhaftes Mädchen!“ rief er, sie noch fester an sich drückend. „Was für ein herrliches Weib wirst du mir sein! Aber weißt du, wer es war?“
    „Ja“, hauchte sie.
    „Nun?“
    „Der Kapitän.“
    Sie sagte nicht ‚der Bruder‘; sie schämte sich, dieses Wort auszusprechen. Die Sorge um den Geliebten aber war noch nicht beruhigt, sie fragte zum zweiten Mal dringend:
    „Hat er dich getroffen?“
    „Nein, wie ich glaube. Aber hier stoße ich an etwas. Was ist es?“
    Er bückte sich nieder und fand die Stiefel, welche dem Kapitän entfallen waren, als er von dem Lieutenant fortgeschleudert worden war.
    „Ah, seine Stiefel!“ lachte dieser. „Das ist spaßhaft; man wird sie ihm wiederschicken müssen. Aber komm, Kind! Die Leute sind durch meinen Schuß aufmerksam gemacht worden; man öffnet bereits die Fenster und die Türen. Wir wollen gehen.“
    Er nahm ihren Arm in den seinen, um sie zu führen; da aber fragte sie:
    „Du willst wieder zu mir umkehren, Hugo?“
    „Ja. Ich darf dich doch unmöglich allein nach Hause gehen lassen!“
    „Oh, doch! Du darfst nicht mitkommen, denn er wird dich erwarten und abermals anfallen.“
    „Glaube das nicht“, antwortete er im Ton der Überzeugung; „er ist davongelaufen wie ein Hase. Und wenn er es ja wagte, mich abermals anzugreifen, so würde ich ihn niederschießen, obgleich er dein Bruder ist. Komm, Geliebte, damit wir von den Leuten nicht gar noch belästigt werden. Ich müßte den Vorfall erzählen, und mag doch nicht als Ankläger auftreten, da es sich um einen Menschen handelt, der dein Verwandter ist, obgleich er es nicht wert ist, es zu sein.“
    „Du Guter! Du willst ihm vergeben?“ fragte sie, indem sie zurückkehrten.
    „Ja; aber ich werde ein Wort mit ihm sprechen.“
    „Tue es nicht; vermeide ihn. Er könnte dir abermals gefährlich werden!“
    „Ich werde dafür sorgen, daß dies nicht geschehen kann.“
    Da auf den Schuß kein weiterer Lärm erfolgte, so machten die Bewohner der Straße ihre Fenster wieder zu. Es kam ja jetzt sehr häufig vor, daß geschossen wurde, und sie dachten, daß sich irgendein müßiger Mensch den Spaß gemacht habe, die Ruhe der Schlafenden zu stören, indem er sich die Mühe gab, ein wenig Pulver zu verblitzen.
    Königsau hatte den rechten Arm um die Schulter der Geliebten gelegt und ihren linken Arm um seine Taille gezogen. So schritten sie nebeneinander wortlos hin. Beide nur sich den Gefühlen hingebend, welche die überwundene Gefahr in ihnen hervorgebracht hatte. Da fühlte Margot etwas Warmes und Nasses an ihrem Hals. Sie blieb erschrocken stehen.
    „Mein Gott, was ist das?“ fragte sie. „Zeige deinen Arm her, mein Hugo.“
    Er tat ihr den Willen. Sie untersuchte den Arm und sagte dann erschrocken:
    „Gott, du bist verwundet! Hier im Oberarm quillt aus einer Wunde Blut.“
    Er hatte den Stich, welchen er erhalten hatte, bisher gar nicht gefühlt, jetzt aber kam ihm die Empfindung, daß er verletzt worden sei.
    „Ist's möglich?“ fragte er. „Ich habe es gar nicht bemerkt.“
    „So komm, komm schnell nach Hause, damit wir die Wunde untersuchen“, sagte sie voller Angst. „Gütiger Himmel, es wird doch nicht gefährlich sein!“
    „Auf keinen Fall“, beruhigte er sie. „Die Klinge des Dolches ist von dem Panzer abgeglitten und hat mir den Arm ein wenig gestreift; weiter ist es nichts.“
    „Wie gut, daß du den Panzer trugst; er hätte sich sonst getötet!“
    Sie zog ihn mit sich fort, erfüllt von jener Angst, welche durch die Besorgnis der Liebe verdoppelt wird. Diese Besorgnis verdoppelte ihre Schritte so, daß er ihr kaum zu folgen vermochte. So erreichten sie sehr bald das Haus, in welchem sie wohnte. Dort gab sie dem Portier das Zeichen, zu öffnen. Anstatt in seinem Zimmer an der Schnur zu

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