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55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

Titel: 55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Fluten vor dem Schiff auf- und übereinandergeschoben wurden. Der Heizer war mit dem Maschinisten vor Angst auf das Deck gesprungen, und die nun sich selbst überlassene Maschine arbeitete, ohne gestoppt zu werden, gegen die mächtigen Massen des Floßes an. Dadurch stieg das Schiff vorn in die Höhe und sank hinten tiefer in den Strom. Ein Krach ertönte ganz vorn am Vorderteile, und sofort drang das Wasser in einem armdicken Strahl zu der durchbrochenen Wand herein.
    Jetzt drängten die Passagiere unter wildem Angstgeheul nach der Tür. Da kam Müller der Gedanke an die Baronesse. Diese war jedenfalls auch an Bord. Er sprang nach der Seite, auf welcher Fritz stand, ohne sich in das Gedränge zu mischen, den Blick auf seinen Herrn gerichtet, um sich nach dessen Verhalten zu richten.
    „Fritz“, rief dieser, so daß er die Worte trotz des Schreiens der Menschen, des Tosens der Fluten und des Heulens des Sturmes hören konnte, „hast du zwei vornehme Damen einsteigen sehen?“
    „Ja, eine Blonde und eine Braune“, antwortete der Gefragte. „Sie müssen in der ersten Kajüte sein.“
    „Komm, schnell zu ihnen!“
    Er sprang zu der kleinen Tür hinaus, welche in die Restaurationsküche und den Maschinenraum führte. Aus diesem letzteren ging eine schmale, steile Treppe nach dem Verdeck. Fritz folgte ihm sofort.
    Als sie oben ankamen, sahen sie zunächst den Kapitän liegen, welcher mit dem Kopf auf die harten Planken gestürzt war und die Besinnung verloren hatte. Am Hinterteil waren die französischen Herren beschäftigt, den dort hängenden Hilfskahn näher heranzuziehen, um sich in denselben zu retten. Müller sprang hinzu und rief:
    „Halt! Die Damen gehen vor!“
    „Nein, wir selbst gehen vor. Pack dich, Tölpel!“ antwortete der Oberst, indem er hinab in den Kahn sprang.
    Das Schiff war hinten bereits so tief gesunken, daß das Wasser bis an die Fenster der Kajüte stieg. Müller sah, daß keine Zeit zu verlieren sei. Er gab es auf, mit den Franzosen um das Boot zu kämpfen, zumal jetzt auch die anderen Passagiere herbeidrängten und unter vielstimmigem Brüllen nach demselben verlangten. Er sprang zur Kajütentreppe, und Fritz folgte ihm hinunter.
    Dort lehnten die beiden Mädchen noch eng umschlungen in der Ecke. Nanon hielt die Augen geschlossen, Marion aber blickte den Kommenden voll entgegen.
    „Ist's gefährlich?“ fragte sie.
    Müller deutete nach dem Fenster, über welchem die Wogen bereits emporschlugen.
    „Kommen Sie, schnell, schnell!“ rief er, die Hand nach Marion ausstreckend.
    „Holen Sie den Grafen Rallion!“ befahl sie, ohne vorher zu fragen, ob Müller denselben auch kenne.
    „Er ist entflohen. Um Gottes willen, schnell!“
    Die Flut hatte soeben die Scheibe des einen Fensters eingedrückt und drang durch die entstandene Öffnung herein. In wenigen Augenblicken mußte das Schiff sinken. Müller faßte die Baronesse, hob sie empor, als ob sie ein Kind sei, und eilte mit ihr nach dem Verdeck. Fritz hatte Nanon ergriffen und sprang hinter ihm her.
    Da oben hatte die Gefahr den höchsten Grad erreicht. Der Regen schien nicht mehr in Tropfen, sondern in einer kompakten Masse zu fallen, durch welche der Blitz seine Feuerstrahlen schleuderte. Das Vorderteil des Schiffes hatte sich hoch emporgearbeitet, während das Hinterteil sichtbar immer tiefer sank. Mächtige Stämme und Hölzer, welche sich vom Floß losgerissen hatten, schossen vorüber. Soeben löste sich der Kahn, in welchem die Franzosen saßen, vom Schiff, und ein hundertstimmiges Wutgeheul folgte ihm.
    „Feigling!“ murmelte Marion. Und lauter, so daß Müller es hören mußte, fügte sie hinzu. „Nun gibt es keine Rettung; wir sind verloren!“
    Er ließ sie auf die Füße gleiten, deutete hinaus auf die wirbelnde Flut und fragte:
    „Wollen Sie sich mir anvertrauen?“
    Sie war trotz ihres mutigen Herzens totenbleich geworden und antwortete:
    „Gegen diesen Aufruhr der Elemente ist jeder Kampf vergebens.“
    „Man muß es versuchen. Sehen Sie!“
    Er deutete nach Doktor Bertrand, welcher in diesem Augenblick über Bord sprang, faßte sie abermals fest und zog sie nach dem Steuer. Dort lag das Schiff bereits so tief, daß das Wasser das Verdeck erreichte. Es bedurfte hier keines Sprungs; man konnte langsam in das Wasser gleiten. Marion blickte sich nach der Freundin um. Diese hing ohnmächtig an Fritzens Hals, der jetzt an seinem Herrn vorübereilte und mit seiner schönen Last in die Fluten glitt. Da legte auch die

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