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55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

Titel: 55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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aufgefallen.
    Dieses Zimmer hatte nämlich kein Fenster. Es bildete einen achteckigen Raum, dessen eine Wand durch die Tür gebildet wurde. Die anderen sieben Seiten wurden von Gemälden eingenommen, welche in der Weise angelegt waren, daß der Baderaum eine von Weinranken überdachte Insel bildete, um welche badende Frauen und Männer in den obszönsten Stellungen zu erblicken waren. Aus der Mitte des Rankendaches hing eine rosafarbene Ampel herab, welche die drastischen Szenen mit einem wollüstigen Licht übergoß.
    Gerade unter dieser Ampel stand eine marmorne Badewanne, welche nicht mit Wasser, sondern mit Milch gefüllt war. Und in diesem weichen, weißen Bad plätscherte die üppige Gestalt der Baronin. Die gnädige Frau behauptete nämlich, daß die Milch das einzige Mittel sei, einen schönen Teint und die Reinheit der Formen bis in das späteste Alter zu erhalten. Und so wurde der bedeutendste Teil vom Ertrag der herrschaftlichen Milcherei für die täglichen Bäder der gestrengen Herrin verwendet, ohne daß der Baron etwas dagegen zu sagen gehabt hätte.
    Ob die Ansicht der Baronin richtig war, mag dahingestellt bleiben; gewiß aber ist, daß sie nach dem Bad sich stets in einer besseren Laune als sonst befand. Dies schien auch heute der Fall zu sein. Sie stieg aus der stärkenden Flut und ließ diese langsam abtropfen. Dabei betrachtete sie die Wandgemälde und verglich die Schönheiten der badenden Frauen mit den Reizen, welche sie selbst besaß. Diese Vergleichung schien nicht unbefriedigend ausgefallen zu sein, denn es spielte ein selbstbewußtes Lächeln um ihre vollen, schwellenden Lippen, und sie flüsterte, stolz mit dem Kopf nickend:
    „Wahrhaftig, wäre ich ein Mann, so würde ich mich unbedingt in mich selbst verlieben. Ich kenne keine zweite, welche so wie ich geeignet wäre, auch den weitestgehenden Ansprüchen zu genügen. Das tut die Milch. Sie konserviert den weiblichen Körper. Die Milch! Hahaha, dieser Stoff ist mir vertraut. Früher habe ich ihn mit diesen eigenen Händen gemolken, als Dienstmädchen, und jetzt bade ich mich in ihm, als Baronin!“
    Sie schlüpfte in das Badehemd und klingelte. Eine Zofe trat ein, um sie zu bedienen. Sie trocknete die gnädige Frau ab, vertauschte das Badehemd mit feiner Leibwäsche und begleitete ihre Herrin sodann nach dem Boudoir, um die eigentliche Toilette zu beginnen.
    „Ist Alexander schon wach?“ fragte die schöne Frau.
    „Bereits seit zwei Stunden“, antwortete die Zofe.
    „Ah, wieviel Uhr haben wir!“
    „Elf.“
    „So hat er sich bereits um neun Uhr erhoben! Das darf ich nicht dulden. Mein guter Knabe hat keine so eiserne Konstitution wie ein Eisenschmied. Was tut er jetzt?“
    „Er befindet sich bei dem gnädigen Herrn Kapitän, der ihm, wie ich glaube, Fechtunterricht erteilt.“
    „Fechtunterricht! Einem sechzehnjährigen Knaben! Ich sehe, daß ich mit meinem Herrn Schwiegerpapa wieder einmal ernstlich sprechen muß. Alexander muß sich physisch noch bedeutend entwickeln, ehe er einen Degen in die Hand nehmen darf. Hast du den Direktor bereits gesehen?“
    „Nein. Er kommt gewöhnlich erst ein Viertel nach elf.“
    „So passe auf. Ich habe ihn zu sprechen, bevor er zum Kapitän geht.“
    „Ich werde ihn auf der Treppe erwarten.“
    Bei diesen Worten überflog das Gesicht des Mädchens ein impertinentes, vielsagendes. Lächeln, welches die Herrin nicht bemerkte, da die Zofe hinter ihr stand.
    Über dem Boudoir der Baronin lag das Lieblingszimmer des Kapitäns. Es war ein dreifenstriger Raum, mit den einfachsten Möbeln ausgestattet. Zwei altmodische Spiegel hingen an den Fensterpfeilern. Stahlstiche der Siege Napoleons des Ersten schmückten die Wände, und dazwischen hingen Waffen aller Art, erbeutete Trophäen und verschiedene andere Andenken an die Märsche und Schlachten, welche der Kapitän unter dem großen Korsen mitgemacht und in denen er mitgefochten hatte. Er war Kapitän der berühmten Garde gewesen, hatte für den Ruhm Napoleons und Frankreichs geblutet und lebte nur der Erinnerung jener großen, ereignisreichen Zeiten. Trotz seines hohen Alters schwärmte er noch heute für die Glorie Frankreichs, hing mit ganzer Seele an dem Namen Napoleon und war bereit, die wenigen Jahre, welche ihm voraussichtlich noch beschieden waren, der Ehre seines Vaterlandes und der Befestigung des Thrones seines Herrschers zum Opfer zu bringen.
    Der alte Krieger, den die Last der Jahre nicht zu beugen vermocht hatte, glich einem seit

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