Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
verkehrt, und zwar so oft, daß an ein Verkennen gar nicht zu denken ist.“
    „Trug Richemonte in Algier maurische Kleidung?“
    „Ja.“
    „Mit einem Turban?“
    „Ja, wie Deval berichtete.“
    „So ist es sicher, daß er Mohammedaner geworden ist.“
    „Diesem ehrlosen Menschen ist dies recht gut zuzutrauen. Gibt es noch etwas, was über Algier zu lesen ist?“
    „Ja, hier wird berichtet, daß der Generalgouverneur sich auf einer Inspektionsreise durch die Kolonie befindet. Das ist es, was uns am meisten interessiert.“
    „Cavaignac wird uns ganz sicher überraschen. Man erwartet ihn binnen einer Woche hier, aber ich wette, daß er früher –“
    Er wurde unterbrochen. Die Tür wurde aufgerissen, und ein jüngerer Offizier trat ein. Man sah es ihm an, daß er sehr schnell gelaufen war.
    „Was ist's? Was gibt's? Was bringen Sie?“ tönte es ihm entgegen.
    Der Gefragte holte tief Atem und ergriff eines der vollen, auf dem Tisch stehenden Gläser. Nachdem er es hinuntergestürzt hatte, antwortete er:
    „Eine Neuigkeit, Messieurs.“
    „Gut oder schlimm?“
    „Wie man es nimmt. Cavaignac, der Generalgouverneur, wird sogleich ankommen.“
    „Alle Teufel!“ rief der vorige Sprecher. „So habe ich ganz recht geweissagt. Also er ist noch nicht da?“
    „Nein, aber soeben traf einer seiner Adjutanten ein. Der General befindet sich noch auf der Straße von Busada her, wird aber in einer halben Stunde eintreffen.“
    „Dann bleibt uns noch Zeit, die Geister des Weines in Wasser zu ersäufen.“
    Er ergriff ein Wasserglas und leerte es in einem Zug. Die anderen folgten diesem Beispiel und stürmten dann zum Haus hinaus.
    Außer dem Wirt befand sich nur noch der Beduine im Zimmer. Er hatte die Worte des Gesprächs scheinbar gar nicht beachtet, aber doch alles deutlich vernommen. Er erhob sich jetzt von seinem Stuhl, legte die Pfeife hin und griff in die Tasche. Nachdem er ein kleines Silberstück neben die Tasse gelegt hatte, verließ er das Kaffeehaus und trat hinaus auf den freien Platz vor demselben.
    Im Schatten der Häuser hielten die Verkäufer ihre Waren feil. Er schritt auf einen Mann zu, welcher hinter einem Haufen von getrockneten Datteln saß.
    Dieser Mann war lang und hager und trug die Tracht der Eingeborenen. Er schien nicht wohlhabend zu sein, denn sein Turban war aus einem alten, zerfetzten Schal gewickelt, und sein schmutziger Burnus wurde von einem kamelhaarenen Strick zusammengehalten.
    „Sie sind fort“, sagte er leise zu dem Kommenden. „Ich sah sie gehen. Hast du etwas erlauscht?“
    Diese Worte waren in fließendem Französisch gesprochen. Der Gefragte antwortete ganz geläufig in derselben Sprache:
    „Ja.“
    „Von wem sprachen sie?“
    „Von dir.“
    „Von mir? Alle Teufel! Wie kommen sie auf mich?“
    „Sie kamen auf dich, weil sie vorher von einem Oberlieutenant von Königsau redeten.“
    Der Sitzende schien nahe am sechzigsten Jahr zu sein, konnte aber auch noch mehr zählen. Sein Haupthaar wurde vom Turban vollständig verdeckt. Sein Gesicht zeichnete sich durch einen großen, dichten, fast weißen Schnurrbart aus. Als er den zuletzt ausgesprochenen Namen hörte, zog sich sein Schnurrbart in die Höhe, so daß man zwei Reihen großer, gelber Zähne sehen konnte. Es war, als ob ein Raubtier gegen einen Angreifer die Zähne fletsche.
    „Königsau? Lieutenant?“ fragte er. „Ein Deutscher?“
    „Ja.“
    Die Augen des Alten glühten unheimlich auf, doch nach einem kurzen Nachdenken ließ er den erhobenen Kopf sinken und sagte:
    „Er ist es nicht. Es muß ein anderer sein.“
    „Warum?“
    „Der, welchen ich meine, kann jetzt längst nicht mehr Oberlieutenant sein. Es sind über dreißig Jahre vergangen. Was ist der Königsau, von dem sie sprachen?“
    „Er ist Mitglied einer afrikanischen Expedition, welche von Deutschland ausgerüstet wurde.“
    „Woher stammt er?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Wo befindet er sich?“
    „Auf dem Heimweg von Timbuktu.“
    „Ah! Das ist interessant.“
    „Höchst interessant, Cousin. Er führt nämlich große Schätze bei sich.“
    „Alle Teufel! Weißt du das genau?“
    „Die Offiziere sagten es. Es steht in der Zeitung.“
    Die Augen des Alten glänzten und funkelten wie diejenigen eines Raubtiers.
    „Ah! Vortrefflich! Welchen Weg schlägt er ein?“
    „Er kommt über Insalah und el Golea nach Tuggurt.“
    Da wäre der Alte vor Freude beinahe von seinem Sitz aufgefahren.
    „Nach Tuggurt?“ sagte er. „So ist es

Weitere Kostenlose Bücher