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56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hat dich dazu gemacht? Etwa du selbst? Du wurdest gewählt und kannst wieder abgesetzt werden.“
    „Zähle meine Herden! Was aber hast du?“
    „Ich habe Allah und mich; das ist genug.“
    „Lästere nicht! Du hast Allah verloren, denn du bist zu den Giaurs gegangen.“
    „Sind die Giaurs nicht deine Gäste gewesen?“
    „Verbietet das der Koran?“
    „Verbietet der Koran etwa, zu den Giaurs zu gehen?“
    „Du hast ihren Glauben gehört und bist nun selbst Giaur geworden.“
    „Wer sagt dir das?“
    „Ich sehe es. Wärst du ein Anhänger des Propheten geblieben, so würdest du die Gewalt des Vaters achten. Du willst das Kind dem Vater rauben.“
    „Nein, sondern ich will dem Vater zu seinem Kind noch einen Sohn geben, mich.“
    „Ich mag dich nicht. Du bist die Schande der Beni Hassan.“
    „Deine Beleidigung ist tödlich. Mein Messer hätte längst dein Herz gefunden, wenn ich nicht des Wortes gedächte, welches ich Liama gegeben habe.“
    „Dein Messer? Ah, du getraust dir nicht, dich zu rächen; du bist ein Feigling.“
    Saadis Wangen wurden bleich. Er mußte die ganze Macht seiner Liebe zu Hilfe nehmen, um ruhig zu bleiben.
    „Was habe ich dir getan, daß du solche Worte sagst?“ fragte er. „Ich liebe deine Tochter und schenke dir meine Ehrerbietung; dafür dankst du mir mit Beleidigungen, welche ein jeder andere mit dem Leben bezahlen würde. Soll ich den Stamm seines Scheiks und Liama ihres Vaters berauben? Soll ich die Blutrache in die Zelte deiner und meiner Verwandten tragen, nur um einer Liebe willen, welcher ich nicht widerstehen kann, weil Allah selbst sie in mein Herz gelegt hat?“
    Der Scheik schüttelte verächtlich mit dem Kopf.
    „Du wirst an keiner Blutrache schuld sein, denn du bist ein Feigling“, sagte er. „Ich habe bei dir die Waffen der Giaurs gesehen. Sie sind nicht gefährlich, denn du verstehst nicht, sie zu gebrauchen.“
    „Du irrst. Ich habe mit ihnen den Löwen erlegt und den Panther des Gebirges.“
    „Lüge nicht. Du wirst mit dabei gewesen sein, als Hunderte von Giaurs sich aufmachten, eine armselige Katze zu jagen, welche du in deiner Feigheit für einen Panther gehalten hast. Die Giaurs brüllen vor Angst, wenn sie eine Katze sehen, und das hast du von ihnen gelernt.“
    „Hat dir nicht der Inglis, welcher in deinem Zelt wohnte und den ich dann begleitete, gesagt, daß er ganz allein ausgeht, um den Löwen zu schießen?“
    „Er hat gelogen, und ich glaubte es ihm nicht. Um einen Löwen zu töten, sind mehr als fünfzig tapfere Jäger erforderlich.“
    „Er hat nicht gelogen, denn ich selbst bin dabei gewesen, als er den Löwen tötete, und ich erschoß das Weib des Löwen.“
    „Du lügst noch mehr als dieser Inglis. Wenn der Sohn eines Stammes auf die Rache des Blutes auszieht, so ist dies eine Pflicht und eine Ehre; aber wenn der Nachkomme eines Vaters das Dorf verläßt, nur um die Städte der Ungläubigen zu besuchen, so erntet er Schande.“
    „Ich habe den Stamm für kurze Zeit verlassen, weil ich arm war.“
    „O Allah! Du wolltest dir Geld verdienen?“
    „Ja.“
    „Du, ein freier Araber?“
    „Ja.“
    „Du gingst in den Dienst eines Ungläubigen? Schande über dich!“
    „Ich war nicht sein Diener, sondern sein Beschützer. Ich zeigte ihm die Wege der Wüste und der Steppe und machte ihn bekannt mit den Stämmen unserer Freunde. Ist dies eine Schande?“
    „Ja, denn er gab dir Lohn dafür.“
    „Er gab mir keinen Lohn. Ich verlangte nichts von ihm; ich ging nur deshalb mit ihm, weil ich ein Geschenk von ihm erwartete und andere Gegenden kennen lernen wollte. Ist es eine Schande, ein Geschenk anzunehmen?“
    Darauf konnte oder mochte der Scheik nicht antworten. Er fragte höhnisch:
    „Ist sein Geschenk reich ausgefallen?“
    „Ich bin zufrieden“, sagte Saadi zurückhaltend.
    „Was hat er dir gegeben?“
    „Er hat mir Gold gegeben. Dieser Inglis war sehr reich, und er hatte mich lieb, ich kann mir ein Zelt erbauen.“
    „So erbaue es und führe als Weib hinein, welche du willst, nur meine Tochter nicht. Wenn ich dich noch einmal bei ihr sehe, so werde ich dich durchpeitschen lassen, gerade so, wie die Beherrscher von Algier ihre Sklaven schlagen ließen.“
    „Ich wiederhole dir, daß ich dich töten würde, sobald du es wagtest, die Hand an mich zu legen.“
    „Oh, du tust dies nicht; du bist ja ein Feigling.“
    „Deine Worte sind nicht die Worte eines weisen Mannes. Lerne von mir, dem Jüngeren, wie es sich schickt, seine

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