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56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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verließ Liama ihr Zelt und schritt hinaus zu den Herden. Zuweilen blieb sie stehen, um sich umzusehen. In der Tiefe einer Schlucht verschwand sie.
    Bald darauf öffnete sich auch das Zelt der beiden Brüder. Abu Hassan und Saadi traten hervor. Der Blick des letzteren glitt sofort nach des Scheiks Zelt hin. Dieser war nicht zu sehen; er hatte sich zurückgezogen.
    Die Brüder gingen von Zelt zu Zelt und von Mann zu Mann. Saadi mußte sich begrüßen lassen. Als dies vorüber war, trennte er sich von dem Bruder und schritt der Schlucht entgegen.
    Ihr mußte er vor allen Dingen einen Besuch machen, denn hier war es vor zwei Jahren gewesen, als der Stamm ebenso wie jetzt hier lagerte, daß ihm Liama gestanden hatte, daß er ihr lieber sei als alle Männer der Abu Hassan zusammengenommen.
    Er hatte keine Ahnung, daß die Geliebte vor ihm denselben Weg gegangen sei. Langsam stieg er in die mit Büschen besetzte Schlucht hinab, um zu der Stelle zu gelangen, an welcher er damals mit Liama gesessen hatte.
    Als er dort anlangte und die Sträucher auseinanderschob, stieß er einen Ruf des Entzückens aus. Er stand vor derjenigen, an welche er soeben gedacht hatte.
    „Liama!“ sagte er, halb flüsternd und halb frohlockend.
    Sie erglühte über und über.
    „Saadi“, hauchte sie.
    Er ergriff ihre beiden Hände.
    „Warum gingst Du hierher an diesen Ort?“ fragte er.
    Sie schlug die Augen nieder und antwortete nicht.
    „Warum gingst du hierher?“ wiederholte er.
    „Ich bin alle Tage hier“, antwortete sie endlich. „Aber warum ist dein erster Gang zu dieser Stelle?“
    „Weil ich dich hier gefunden habe.“
    Sein Auge verschlang fast das herrliche Mädchen. Es war viel, viel schöner geworden, seit er es nicht gesehen hatte.
    „Ich dachte, du habest diesen Ort vergessen“, sagte es.
    „Nie, nie werde ich ihn vergessen, so lange Allah mir das Leben schenkt. Und auch du bist hierher gegangen? Täglich?“
    „Täglich!“ antwortete Liama.
    Er bog sich nieder, sah ihr tief in die herrlichen Augen und fragte leise:
    „Nur des Ortes wegen?“
    „Nein, sondern des Andenkens wegen.“
    „Des Andenkens? An wen?“
    Sie zögerte mit der Antwort. Da legte er den Arm um sie, zog sie leise an sich heran und bat:
    „Sage es, Liama! An wen?“
    Da hob sie ihren feuchten Blick zu seinen Augen empor und antwortete:
    „An dich!“
    „So hast du an mich gedacht?“ fragte er hochbeglückt.
    „Ja.“
    „Und mich nie vergessen?“
    „Nie.“
    „Mich, den armen Mann? Du, die Tochter des reichen Scheiks?“
    „Allah macht alle Menschen reich!“
    „Ja, du hast recht! Auch ich bin reich, reich an unendlicher Liebe für dich, du schönste, herrlichste Tochter aller Zelte in der Wüste. Weißt du, was wir uns versprachen, ehe wir uns trennten?“
    Sie sagte nichts, aber sie nickte leise mit dem Kopf.
    „Sage es!“ bat er sie.
    „Sage du es!“
    „Wir versprachen, einander treu zu bleiben für das ganze Leben. Ich halte diesen Schwur. Und du, meine Liama?“
    „Ich auch“, bekräftigte sie.
    „Ich danke dir, du Wonne meines Lebens!“
    Er drückte sie inniger an sich und küßte ihre vollen, roten Lippen. Sie ließ sich dies gefallen; ja, er fühlt deutlich, daß ihr Mund den Druck des seinigen erwiderte.
    „Aber dein Vater?“ fragte er dann.
    „Allah wird seinen Willen lenken.“
    „Ja, Allah ist allmächtig und allgütig. Verdammst auch du mich, daß ich mit dem Inglis gegangen bin?“
    „Nein –“
    Er merkte, daß sie seinen Namen hatte aussprechen wollen.
    „Sprich weiter!“ bat er. „Sage das Wort!“
    Sie drückte ihr Köpfchen fester an seine Brust und hauchte erglühend:
    „Mein Saadi.“
    „Ich danke dir!“ sagte er, während sein Herz diese Wonne kaum zu fassen vermochte. „Soll ich mit deinem Vater sprechen?“
    „Ja.“
    „Soll ich ihm sagen, daß du mein sein willst?“
    „Sage es ihm.“
    „Ich war zwei Jahre nicht hier. Ist keiner gekommen, welcher seine Hand nach dir ausstrecken wollte?“
    „Es waren mehrere hier.“
    „Was sagte der Scheik?“
    „Sie waren ihm zu arm.“
    „Oh, ich bin ja noch viel ärmer als sie. Ich habe nicht einmal ein Lamm, um es zu schlachten, wenn mich ein Gast besucht.“
    Da legte sie alle Zurückhaltung ab, schlang die Arme um ihn und sagte:
    „Nein, du bist reich, denn die Tochter des Scheiks Menalek liebt nur dich und hat dir versprochen, dein Weib zu sein.“
    „Und dieses Wort wirst du halten?“
    „Ja. Nur der Tod soll uns

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