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56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zurück. Er wurde natürlich sofort von Königsau aufgesucht und jener empfing denselben mit seiner herkömmlichen, freundlichen Derbheit.
    „Guten Morgen, mein Junge!“ meinte der Marschall. „Ich höre, du hättest einen solchen Schmiß über den Kopf erhalten, daß der Teufel jeden Augenblick bereit gewesen sei, dich zu holen?“
    „Ja, es war ein verfluchter Schmiß, Exzellenz“, antwortete Hugo.
    „Der Teufel hat aber doch auf dich verzichten müssen? Na, das ist gut, das freut mich! Quecken, Hederich, Sauerampfer und anderes Unkraut verliert sich nicht so leicht; das habe ich an mir selber hundertmal erfahren.“
    „Aber eine verdammte Geschichte war es doch, Durchlaucht!“
    „Hm! Ja! So ein Hieb wirft einen aufs Bette. Da gibt's rotrussisches Seifenpflaster, Weiermüllers Universalpflaster, Schwarzburger Zugpflaster, gelben Zug, roten Teakel, Heinswalder Kanaillenpflaster, Brausebeutel, Rizinusöl, Brechmittel, Purganzen und lauter solches verfluchtes Zeug, was einen Kranken nur noch elender macht, anstatt ihm auf die Socken zu helfen. Ich kenne das, oh, ich kenne das sehr genau. Mir aber dürfen diese Pflasterkasten nicht wieder an den Corpus. Wenn ich einmal meinen letzten Atem schnappe, so will ich ohne Medizin gen Himmel fahren.“
    „Mag sein, Exzellenz. Aber das ist es nicht, was mich am meisten geärgert hat.“
    „Nicht? Nun, was hat dich denn sonst gewurmt?“
    „Zweierlei.“
    „Laß es hören.“
    „Erstens, daß ich nicht weiter mitmachen konnte.“
    „Ja, das ist allerdings für einen jeden braven Kerl eine verflucht unangenehme Geschichte; aber man muß sich dreinfinden.“
    „Man bringt es auch fertig“, sagte Königsau, „wenn man sich über verschiedenes hinwegzusetzen vermag.“
    Blücher klopfte seine Tonpfeife an der Ecke des Tisches aus, so daß die noch glimmende Asche auf den Teppich fiel und ihn versengte, blickte den Lieutenant von der Seite forschend an und fragte:
    „Über verschiedenes? Was wäre das wohl, he?“
    „Nun“, antwortete Hugo etwas zögernd, „das versäumte Avancement zum Beispiel.“
    Der Alte nickte bedächtig und wohlwollend.
    „Hm, ja, das ist allerdings wahr“, sagte er. „So etwas ist zum Ohrfeigenkriegen. Aber da kann man doch wohl ein wenig nachhelfen. Du hast uns ganz famose Dienste geleistet. Du hast uns hundertmal mehr genützt, als wenn du Kombattant geblieben wärst. Laß mich sorgen, mein Junge. Ein Wort, welches der alte Blücher sagt, wird schon noch gelten, meinst du nicht auch?“
    „Ich denke es“, antwortete Königsau lächelnd.
    „Na, also! Ich wollte es ihnen auch nicht geraten haben, eine Empfehlung von mir in den Wind zu schmeißen. Ich bin in solchen Dingen ein ganz kurioser Kauz. Aber, was ist denn nun das andere, worüber du dich ärgerst?“
    „Die Kriegskasse, Exzellenz.“
    „Die Kriegskasse? Alle Wetter, ja! Ich detachierte dich doch mit einer kleinen Anzahl von Leuten, um diese alte Sparbüchse anderweit in Sicherheit zu bringen. Du kamst nicht wieder, und ich mußte weiter, immer hinter diesem Bonaparte her, um ihm zu zeigen, was deutsche Hiebe für Beulen machen. Dann hörte ich, daß du verwundet worden seist. Was ist denn mit der Kasse geworden?“
    „Ja, das weiß ich nicht, Exzellenz.“
    „Nicht?“ fragte Blücher verwundert. „So bist du verwundet worden, noch ehe du zur Kriegskasse kamst?“
    „Nein, später.“
    „Aber, da mußt du doch wissen, ob du sie gefunden hast?“
    „Jedenfalls habe ich sie gefunden.“
    „Und anderswo vergraben?“
    „Ich denke es.“
    „Ich denke? Alle Teufel, was ist das für ein dummes Wort! Hier kann es ja gar nichts zu denken geben!“
    „Eigentlich nicht, Durchlaucht. Aber ich habe es leider vergessen.“
    „Vergessen? Das mit der Kriegskasse? Alles? Den ganzen Schwamm? Mensch! Kerl! Bist du ein Kind, so etwas Wichtiges zu vergessen?“
    Königsau deutete auf die blutrote Narbe, welche sich über den ganzen Kopf und noch über die Stirn bis auf die Nasenwurzel herabzog und antwortete: „Ich kann nichts dafür, Exzellenz. Diese da ist schuld.“
    „Die Wunde? Heiliges Donnerwetter! Hat sie dich um das Gedächtnis gebracht?“
    „Leider. Ich bin nicht imstande, mich auf das zu besinnen, was in der Nacht vor meiner Verwundung geschehen ist.“
    „Du hast dir keine Mühe gegeben, mein Junge.“
    „O doch, und welche! Ich habe ganze Tage und Nächte durchgewacht, gesonnen und gegrübelt. Die Erinnerung aber hat nicht kommen wollen.“
    „Das ist

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