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56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Lichtschein blendete ihn, während Königsau den Vorteil desselben hatte.
    Der Fliehende hörte den Verfolger immer näher hinter sich und beschloß, ihm standzuhalten. Er blieb stehen, holte Atem und drehte sich um. Der Deutsche war kaum drei Schritte hinter ihm. Da sah der Vagabund, daß sein Gegner unbewaffnet war. Er warf seine Flinte weg, die er bis jetzt noch in der Hand gehalten hatte, zog sein Messer und rief frohlockend:
    „Ah. Komm her, daß ich dich umarme!“
    Er sprang auf Königsau ein, dieser aber war geistesgegenwärtig; er senkte seine Fackel und stieß den brennenden Schwalm, von welchem der glühende Talg tropfte, dem Gegner in das Gesicht und die Augen.
    Der also Verwundete warf sein Messer weg und schlug beide Hände unter lautem Brüllen vor die Augen. Königsau packte ihn beim Kragen, so daß der Mann zum Stürzen kam, und kehrte im eiligsten Lauf, den Geblendeten nach sich schleppend, zu dem Kampfplatz zurück, auf welchem sich kein einziger Feind mehr befand.
    „Hier“, rief er, „bringe ich den Mörder des Kaisers.“
    Alle blickten auf ihn.
    „Des Kaisers?“ fragte Ney erstaunt.
    „Ja, er hat ihn erschossen.“
    Da deutete Ney lächelnd seitwärts. Dort stand im Schatten der brave Florian mit seinem blutigen Säbel, und neben ihm – Napoleon.
    „Ah! Der Kaiser ist gerettet? Ist nicht tot?“ rief Königsau.
    Er hatte dem Alten beide Knie auf die Brust gesetzt, hielt in der Linken die noch brennende Fackel, mit der Rechten umspannte er die Kehle seines Gegners.
    Da kam der Kaiser herbei und sagte:
    „Nein, mein Braver, ich bin nicht tot. Man hat die letzte Kugel auf mich gezielt, mich aber nicht getroffen.“
    „Dieser Kerl war es, Sire.“
    „Ah, Sie haben ihn geholt?“
    „Ja.“
    „Ohne Waffe?“
    „Mit der Fackel.“
    „Außerordentlich! Jan Hoorn, einen Riemen. Bindet diesen Mann. Er wird uns Aufschluß geben müssen.“
    Jetzt erst richtete sich Königsau auf. Der Kaiser streckte ihm die Hand entgegen.
    „Nehmen Sie meine Hand, Sie tapferer junger Mann. Sie haben mich gerettet.“
    „Mich auch“, sagte Ney näher tretend.
    „Mich auch“, fügte Grouchy hinzu.
    „Uns alle!“ machte Gourgaud den Beschluß.
    Und auch diese drei Männer streckten ihm ihre Hände entgegen. Im Schlag des ersten Wagens, dessen Pferde bereits beruhigt waren, erschien ein schönes, bleiches Gesicht, in dessen Augen Freudentränen schimmerten. Oder waren es Tränen des Schmerzes?
    „Ich sprach schon diesen wackeren Kutscher dort“, fuhr Napoleon fort. „Er ist uns zu Hilfe gekommen, ehe wir es merkten, und hat zwei Feinde mit seinem langen Degen erstochen, eben als sie unter dem Wagen hindurchkriechen wollten, um uns von hinten anzugreifen. Wie ist es Ihnen denn gelungen, uns zu Hilfe zu kommen, Herr Kapitän?“
    Königsau errötete. Sollte er sich der Vergeßlichkeit, der Nachlässigkeit zeihen? Er antwortete:
    „Sire, ich belauschte zufälligerweise heute zwei Männer, welche von Marschällen, von Geld und Überfall sprachen. Ich gab diesem Gespräch keinerlei Beachtung, da ich dachte, sie erzählten sich irgendein Ereignis –“
    „Ach, ich beginne zu begreifen.“
    „Ich hatte dann das Glück, Euer Majestät zu sehen, und, erst später, als ich mich mit dem Kutscher allein auf dem Rückweg befand, brachte mich der Umstand, daß der Kutscher sich in Gesellschaft zweier Marschälle befunden hatte, auf den Gedanken, daß hier von keiner Erzählung, sondern von einem wirklichen Überfall die Rede sei.“
    „Ah, so. Sie eilten uns sofort zu Hilfe?“
    „Ich spannte schleunigst aus, nahm für den braven Florian ein zweites Pferd und galoppierte nach. Das ist alles, Sire.“
    „Nein, das ist nicht alles, mein Lieber; denn Ihr Werk begann nun erst. Wir waren hart bedrängt. Sie kamen im rechten Augenblick. Denn man ist ja nicht mit einem Waffenarsenal versehen, wie es in einem solchen Fall vonnöten wäre. Ich hatte nur einen Degen. Aber, wie viele Feinde haben Sie getötet, Kapitän?“
    „Ich glaube sieben.“
    „Sieben und erst acht. Sie sind ein wahrer Bayard. Sie bleiben natürlich jetzt an meiner Seite. Ah, was ist das?“
    In der Ferne ließ sich starkes Pferdegetrappel hören, und bald sah man auch eine Anzahl beweglicher Lichter funkeln.
    „Verzeihung, Sire“, sagte Königsau, „das ist der Maire von La Chêne.“
    „Was will er?“
    „Ich befahl ihm, sämtliche Recken und Helden des Ortes zu versammeln, um seinem Kaiser zu Hilfe zu kommen; er solle erschossen

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