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56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Seite und eilte davon.
    Napoleon blickte Grouchy erstaunt an.
    „Haben Sie gesehen, Marschall?“ fragte er ganz betroffen.
    „Allerdings“, antwortete dieser lächelnd.
    „Und ich habe es ihr doch so zart wie möglich beigebracht.“
    „Zart zur Bewunderung, Sire!“
    „Ich habe sie so vorsichtig darauf vorbereitet.“
    „Höchst vorsichtig, Majestät.“
    „Und doch war sie wie im Fieber! Oh, diese Frauen! Besonders die Mütter!“
    „Ja. Die Töchter pflegen sanfter zu sein, Sire.“
    „Gewiß, gewiß, lieber Marschall. Wie zart lag diese Margot im Wagen! Wie sanft sagte sie, daß sie verwundet sei! Aber diese Mütter! Sie sind wie die Löwinnen! Sehen Sie, da bricht noch eine aus dem Käfig.“
    Er sah mit Schreck, daß jetzt auch die Baronin ihren Wagen verließ.
    „Auch diese will nach ihr sehen“, sagte er. „Ein Arzt wäre besser als zehn Mütter, meinen Sie nicht auch, Marschall?“
    Diese Frage war an Ney gerichtet, welcher bestürzt herbeitrat.
    „Allerdings, Sire“, antwortete er. „Ist die Dame verwundet?“
    „Ja, leider! Die letzte Kugel, welche auf mich gezielt war, hat sie getroffen.“
    „Welch ein Unglück! Ist die Wunde schwer?“
    „O mein Gott, der Wagen schwimmt!“ antwortete der Kaiser.
    „Da sollte man sofort aufbrechen –“
    „Ja, sofort aufbrechen!“ stimmte der Kaiser bei.
    „Oder sofort einen Boten fortjagen nach dem Arzt“, meinte Grouchy.
    „Ja, einen Boten schleunigst fort, nach dem Arzt“, sagte der Kaiser.
    Die großen Kriegshelden wußten hier, der Kaiser selbst an der Spitze, keinen Rat, nur weil eine Dame die Verwundete war.
    „Jan Hoorn, einen Eilboten nach dem Chirurgen!“ befahl der Kaiser.
    „Wohin, Sire?“ fragte der treue Kutscher.
    „Dahin, wo am schnellsten einer zu finden ist!“
    „Um Gottes willen, Sire“, meinte Ney. „Ehe der Chirurg kommt, kann sie sich verblutet haben. Sofort muß man nach Jeannette aufbrechen.“
    „Jan Hoorn, sofort aufbrechen, nach Jeannette“, gebot der Kaiser.
    Der Kutscher stand wirklich im Begriff, aufzusteigen und fortzufahren, ohne sich darum zu bekümmern, wie es im Wagen aussah, wer auf den Tritten desselben stand und wo sein Kaiser blieb; da aber erschien ein Retter in der Not.
    Königsau war es. Er hatte seine Pistolen gesucht und war dann mit Florian in die Büsche gegangen, um die Flinte zu suchen, welche sein Gefangener weggeworfen hatte. Jetzt kehrte er zurück.
    Als Frau Richemonte zu ihrer Tochter gekommen war, hatte sie der Schreck bei dem Anblick desselben beinahe zu Boden gerissen. Aber sie faßte sich mit Gewalt, ergriff der Verwundeten Hand und sagte, die Tränen zurückdrängend:
    „Kind, mein gutes Kind, ist es gefährlich?“
    „Ich glaube nicht, liebe Mama“, lispelte Margot.
    „Nicht? Gott sei Dank! Wo bist du getroffen?“
    „Vorn an der Schulter oder Achsel; ich weiß es nicht, wie man es nennt.“
    „Tut es weh?“
    „Nein, gar nicht. Aber ich bin sehr müde; ich möchte schlafen.“
    „Laß es mich sehen.“
    Sie stieg in den Wagen, um die Wunde zu untersuchen. Da kam die Baronin hervor. Diese war gefaßter und also geschickter zur Hilfe. Aber das Blut floß so reichlich, daß die Wunde auf diese Weise nicht untersucht werden konnte.
    „Um Gottes willen, was tun wir?“ fragte Frau Richemonte. „Hörst du, liebe Cousine, man will fortfahren.“
    „Wo ist Hugo?“ flüsterte die Verwundete.
    „Hugo? Ja. Willst du ihn haben?“
    „Ja, Mama. Er kennt die Wunden.“
    „Aber, Kind – ein Herr!“ meinte die Baronin.
    „Er ist mein Verlobter. Lieber soll er mich ansehen, als der Kaiser.“
    Das wurde in zwar schwachem, aber sehr bestimmtem Ton gesprochen. Darum trat die Baronin zurück und blickte sich um. Sie sah den Lieutenant eben näher treten und rief, ihrer Rolle als seine Verwandte treu bleibend:
    „Lieber Cousin, bitte! Ihre Hilfe wird gebraucht.“
    „Hilfe?“ fragte der Kaiser den Marschall Ney. „Ist der Kapitän auch Arzt?“
    „Wohl möglich, Sire! Ein Seemann muß oft sehr viel verstehen.“
    „Wozu meine Hilfe?“ fragte Königsau.
    „Es gibt eine Verwundete.“
    „Eine Verwundete? O mein Gott, doch nicht etwa –“
    Er hätte im ersten Schreck fast den Namen Margots genannt, doch nahm er sich zusammen und trat an den Wagen, wo ihm Frau Richemonte Platz machte.
    Es war den beiden Damen noch nicht eingefallen, den Überwurf zu entfernen, welcher um Margots Schultern lag. Königsau tat dies sofort; die Baronin mußte leuchten. Als er die

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