56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht
Pflicht: Und zu dieser gehört es, daß ich für die Sicherheit dieses Schatzes Sorge trage. Die Steine sind nämlich so unvorsichtig versenkt, da sie durch den einfachsten Zufall leicht entdeckt werden können. Darum bin ich mit dir hierher gegangen, um sie mit deiner Hilfe besser zu verbergen.“
„Wohin?“
„Ich habe den Plan, sie mit zur Kriegskasse zu stecken. Diese liegt ja an einem Ort, der niemals in den Verdacht kommen wird, einen Schatz, und zwar einen so großen, zu verbergen. Stimmst du bei?“
„Was du tust, das ist mir recht.“
„So warte hier, liebe Margot, bis ich wiederkomme. Ich werde jetzt die Diamanten holen.“
„Wie lange währt es, bis du wieder kommst?“
„Vielleicht zehn Minuten.“
„Oh, das ist sehr lange! Wie nun, wenn wir verfolgt werden?“
„Kein Mensch wird ahnen, daß wir hier in den Bergen stecken. Wir sind vollkommen sicher.“
„Oh, ich fürchte meinen Bruder.“
„Ich nicht. Ich glaube nicht, daß er mir gewachsen ist.“
„Aber ich mag nicht zehn Minuten lang hier allein bleiben, wo diese beiden Toten begraben liegen. Bitte, nimm mich lieber mit.“
„Nun gut. In zehn Minuten sind wir wieder hier, und fünf Minuten dauert das Vergraben der Steine; so können wir also nach einer Viertelstunde wieder aufbrechen.“
Er nahm sie bei der Hand und führte sie nach dem Ausgang der Schlucht hin, wo die Pferde standen, welche aber von hier aus nicht mehr gesehen werden konnten.
Richemonte und Reillac blickten einander an.
„Rasch, ihnen nach!“ flüsterte der letztere, indem er Miene machte, sein Versteck zu verlassen.
„Halt! Keine Dummheit, Baron!“ warnte der Kapitän, indem er ihn zurückhielt. „Wir müssen hier bleiben.“
„Ah! Warum?“
„Erstens könnten wir uns verraten, so daß er uns bemerkt, und dann wären die Diamanten für uns verloren, denn wir würden den Ort nicht erfahren, an welchem sie stecken.“
„Das ist allerdings wahr!“
„Und zweitens ist uns der Schmuck ja gewiß; er holt ihn doch herbei, und dieses müssen wir erst abwarten.“
„Hm! Wird er auch Wort halten?“
„Jedenfalls! Aber sagen Sie! Haben Sie alles gehört?“
„Jedes Wort!“
Die Augen des Kapitäns glühten vor Habsucht. Er, der arme Teufel, welcher des Geldes wegen so vieles gewagt und getan hatte, des Mammons wegen vor keiner Untat zurückgeschreckt war, stand oder lag vielmehr hier vor der Quelle eines Reichtums, der groß genug war, ihn tausendmal aus allen Verlegenheiten zu reißen. Aber an dieser Quelle lag noch ein zweiter. Sollte dieser auch mittrinken, mitgenießen können? Hatte dieser zweite nicht die Wechsel in der Tasche, welche der Grund so vielen Ärgers gewesen waren. Hatte dieser zweite nicht Margot zu seiner Universalerbin eingesetzt? Und sie konnte ihn nur dann beerben, wenn er – tot war.
Ein finsterer Gedanke zuckte durch Richemontes Gehirn, und dieser Gedanke wurde sofort zum festen Vorsatz.
„Was sagen Sie dazu?“ fragte er.
„Außerordentlich! Ganz außerordentlich!“
„Ja, wer hätte dies gedacht! Aber hatte ich nicht recht, als ich sagte, daß wir hier ein Geheimnis erfahren würden?“
„Ja, wunderbar. Wer kann hier eine vergrabene Kriegskasse vermuten.“
„Und wie schön hat dieser Königsau uns den Ort verraten.“
„Prächtig, Kapitän, prächtig! Aber wie ist er selbst denn eigentlich zu diesem Geheimnis gekommen?“
„Wer weiß es. Wären wir eher gekommen, so hätten wir es gehört. Doch ist das ja ganz gleichgültig. Es fragt sich nur, was wir tun werden.“
„Nun, das ist doch sehr einfach.“
„Was meinen Sie?“
„Zunächst nehmen wir sie gefangen, verraten aber nicht, daß wir sie belauscht haben. Wir bringen sie alle vier zum Kaiser, und dann – – –“
„Nun, dann?“
„Dann holen wir uns die Kasse.“
„Wenn wir diesen Plan ausführen wollen, dürfen wir sie aber nicht hier gefangennehmen.“
„Warum nicht?“
„Weil sie sonst wissen würden, daß wir sie belauscht haben. Und dann wäre die Kasse für uns verloren.“
„Das ist wahr. Es wird also am besten sein, wir sehen uns erst das Vergraben der Diamanten mit an, und dann wird sich ja ganz von selbst ergeben, was zu tun ist.“
„Richtig. Aber da wollen wir etwas tiefer in das Gebüsch kriechen. Wir könnten leicht bemerkt werden.“
„Ja, kommen Sie.“ Reillac kroch voran, und Richemonte folgte ihm, plazierte sich aber in der Weise ein wenig rückwärts neben ihm, daß es ihm leicht war, seinen Plan in
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