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56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Ausführung zu bringen. Er griff nämlich, unbemerkt von dem anderen, in seine Tasche, und zog einen Nickfänger hervor, der auch als Dolch zu brauchen war.
    „Und wenn wir die Kriegskasse haben, was tun wir mit ihr?“ fragte er, um den anderen zu beschäftigen.
    „Teilen, natürlich!“ antwortete Reillac. „Wir haben heute beide den glücklichsten Tag unseres Leben.“
    „Beide? O nein!“
    „Nicht? Inwiefern nicht? Sie werden doch nicht etwa so dumm sein, eine Teilung des Schatzes auszuschlagen?“
    „Nennen Sie das wirklich dumm?“
    „Natürlich.“
    „Warum?“
    „Nun, wer soll die Kasse denn sonst erhalten, als wir? Wollen Sie sie gar dem Staat überlassen?“
    „Das fällt mir gar nicht ein. Aber auf eine Teilung brauche ich trotzdem nicht einzugehen. Ich brauche das Geld für mich allein.“
    „Ah! Meinen Sie?“ fragte der Baron, indem er eine Bewegung machte, sich nach ihm umzudrehen. „Sie denken, ich soll den Schatz Ihnen allein überlassen, Kapitän?“
    „Ja.“
    „Nein, so verrückt bin ich doch nicht, denn – oh – ooh!!!“
    Er stieß diesen Ruf nur halblaut aus; mehr war ihm nicht möglich, denn gerade in diesem Augenblick war Richemontes Klinge ihm durch den Rücken genau bis in das Herz gedrungen. Ein krampfhaftes Zittern durchlief seine Glieder; dann streckten sich seine Extremitäten; er war – tot.
    „So, mein Herr Baron!“ grinste der Kapitän. „Nun teilen Sie, mit wem Sie wollen. Sie haben meinen Vater verführt und mich unglücklich gemacht. Sie haben den Grund gelegt zu allem, was ich bin. Jetzt kommt die Strafe. Dem Kaiser werde ich sagen, daß Königsau Sie im Kampf erstochen habe. Die Kriegskasse ist mein; die Diamanten werden mein und die Wechsel auch.“
    Er öffnete den Rock des Toten und visierte die Taschen desselben.
    Er fand eine reich gespickte Börse und ein Portefeuille, welches voller Banknoten war. Auch die Wechsel und die kaiserliche Bestätigung der Verlobung befanden sich darin.
    „Das genügt, um Margot zu seiner Universalerbin zu machen. Sie wird in meine Hand gegeben sein; folglich bin ich der eigentliche Erbe“, murmelte er. „Jetzt mag Königsau kommen und die Steine vergraben. Ich schieße ihn einfach nieder, sobald er im Begriff steht, sein Pferd wieder zu besteigen.“
    Während er auf das Erscheinen des Lieutenants wartete, steckte er seinen Raub zu sich. Er hatte das kaum getan, so fuhr er zusammen, denn ein Schuß erscholl.
    „Was war das?“ fragte er. „Ein Schuß! Donnerwetter, noch einer – und noch einer. Drei Schüsse! Sie kamen aus der Gegend, wo die Köhlerhütte liegt! Drei Schüsse und drei Wächter bei den Gefangenen! Was ist da vorgegangen? Ich muß es wissen.“
    Er kroch eilig aus den Sträuchern hervor und sprang dem Ausgang der Schlucht zu. Dort blieb er einen Augenblick halten.
    „Die Pferde fort!“ sagte er. Und sich mit der Faust an den Kopf schlagend, fügte er hinzu: „Beim Teufel, dieser Königsau ist mir wirklich abermals überlegen gewesen. Die Kasse liegt da, aber das von den Steinen war Schwindel, augenblicklich erdacht, um mit guter Manier fortzukommen. Denn jetzt ist es gewiß, daß er mich bemerkt und gesehen hat. Aber noch sind wir nicht fertig, Monsieur Königsau. Noch bin ich da, um eine letztes Wort mit Ihnen zu sprechen.“
    Seine beiden Pistolen ziehend und schußfertig haltend, eilte er auf die Köhlerhütte zu, sich jedoch vorsichtig in Deckung der Bäume haltend.
    Seine Vermutung war ganz richtig. –
    Als Königsau die Hand der Geliebten ergriffen und mit ihr die Pferde erreicht hatte, band er die letzteren los und sagte leise:
    „Schnell auf das Pferd, Margot! Schnell, schnell!“
    „Warum?“ fragte sie, ganz erstaunt über den plötzlich veränderten Ausdruck seiner Gesichtszüge.
    „Das sage ich dir noch.“
    Bei diesen Worten hatte er sie auch bereits in den Sattel gehoben. Im nächsten Augenblick saß auch er auf, ergriff den Zügel ihres Pferdes und lenkte nach der Hütte zurück, aber auf einem Umwege.
    „Zurück?“ fragte sie. „Warum?“
    „Um Mama zu retten“, antwortete er.
    „Zu retten? Befindet sie sich denn in Gefahr?“
    „Ja, in einer sehr großen. Sie ist gefangen.“
    „Mein Gott! Das ist ja unmöglich! Wie könntest du das wissen?“
    „Ich weiß es. Weißt du, wen ich gesehen habe, als wir auf der Stelle standen, wo die Kriegskasse liegt?“
    „Wen?“ fragte sie voller Angst.
    „Deinen Bruder. Er lag in dem Gebüsch. Und hart neben ihm bemerkte ich

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