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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Bewegung gegen mich kostet Ihnen das Leben.“

FÜNFTES KAPITEL
    Die Depesche
    Gleich nach Schluß der Oper hatte der Changeur sich nach seiner in der Rue Richelieu liegenden Wohnung begeben. Das Haus, in welchem er sich eingemietet hatte, war ein ziemlich neues und glich mehr einem Palast als einem Privatgebäude.
    Als er eintrat, grüßte der Portier ehrerbietig. Eine Treppe hoch stand auf einem Porzellanschild der Name ‚Arthur Belmonte‘. Eine Bezeichnung des Standes war nicht zu lesen. Er zog die Glocke, und ein junger Mann von vielleicht dreiundzwanzig Jahren, in welchem man einen Diener vermuten konnte, öffnete. Als der Changeur sein Zimmer erreicht hatte und die Türen hinter ihm geschlossen waren, fragte er den, der ihm geöffnet hatte:
    „Guten Abend, lieber Martin. War jemand da?“
    „Nein, Herr Belmonte“, lautete die Antwort.
    „Keine Anfrage gehalten?“
    „Gar keine.“
    „Briefe?“
    „Ein einziger. Der Poststempel deutet auf Meudon.“
    „Meudon?“ fragte Belmonte mit freudiger Miene. „Ah, vielleicht doch von dem Direktor der Geschützfabrik! Zeig her!“
    Martin brachte den Brief, Belmonte öffnete ihn und las. Während des Lesens erheiterte sich sein Gesicht zusehends.
    „Ja, er ist von ihm“, sagte er dann. „Unser Wein aus Roussillon tut Wunder.“
    „Wird er welchen kaufen?“
    „Wahrscheinlich. Zunächst soll ich ihn besuchen, um eine Probe durchzukosten. Morgen vormittag oder bereits früh reise ich nach Meudon.“
    „Donnerwetter! Vielleicht läßt er Sie die Fabrik sehen, Herr Belmonte.“
    „Ich hoffe es.“
    „Dann bekommen Sie auch die famosen Mitrailleusen zu Gesicht. Ich wollte, daß ich dabei sein könnte.“
    „Das überlaß mir allein. Übrigens muß einer von uns beiden zu Hause sein.“
    Belmonte hatte seinen südfranzösischen Dialekt gesprochen, der Diener aber ein so reines Französisch, daß man hätte meinen sollen, er müsse unbedingt ein geborener Franzose sein. Sein Herr zog den Rock aus, legte dafür ein leichteres Hausjackett an und sagte dann:
    „Du mußt heute abend noch auf das Telegraphenbüro.“
    „So spät!“ meinte Martin, indem sein hübsches Gesicht den Ausdruck der Enttäuschung annahm. Doch war dieser Ausdruck von dem des Mißmutes weit entfernt.
    „Ja, ich habe nämlich Wichtiges erfahren, was ich sogleich benachrichtigen muß.“
    „Wohl in Beziehung des Krieges?“ fragte Martin rasch.
    „Ja, es handelt sich um die Bildung von Franctireur-Corps und großen Waffenniederlagen.“
    Martin nahm schleunigst an dem Schreibtisch Platz, zog einen Papierbogen hervor, griff zur Feder und fragte:
    „Sie werden mir die Depesche wie gewöhnlich diktieren?“
    „Allerdings. Brennen wir uns aber zuvor eine Zigarre an!“
    Es schien ein eigentümlich freundliches Verhältnis zwischen diesen beiden zu herrschen, ein Verhältnis, welches man nur aus ganz ungewöhnlichen Umständen herzuleiten vermochte. Die Vertraulichkeit zwischen ihnen hatte dabei ganz und gar nicht den Anstrich jener Familiarität, welche man zwischen langjährigen Dienern und deren Herren zu beobachten pflegt.
    Beide steckten sich eine Zigarre aus einem und demselben Kistchen an, Martin wartete schreibfertig, und Belmonte ging nachdenklich im Zimmer auf und ab. Dann begann das Diktat.
    Wer aber geglaubt hätte, dasselbe verstehen oder gar belauschen zu können, der hätte sich geirrt, denn das, was Belmonte diktierte, waren keine Worte, sondern – Ziffern, und sogar sehr viele, lange, lange Reihen von Ziffern. Die Adresse bestand aus einem einfachen, bürgerlichen Vor- und Zunamen, lautend auf die Behrenstraße in Berlin.
    Als Belmonte geendet hatte, sprang der Diener auf.
    „Ah, also Kapitän Richemonte heißt der Mann?“ sagte er. „Waffenvorräte legt er an? Das ist von großer, von der allergrößten Wichtigkeit für uns.“
    „Natürlich. Ich bin begierig, welche Instruktionen ich erhalten werde. Eigentlich ist es jetzt gefährlich, von Paris in Chiffren nach Berlin zu telegraphieren. Man wird die Depesche scheinbar aufgeben, faktisch sie aber erst dann befördern, wenn sie der Polizei zur Entzifferung vorgelegen hat. Doch kann ich mich da auf dich verlassen. Du bist ja ein sehr geschickter Telegraphist, lieber Martin.“
    Der Diener machte ein überaus komisch pfiffiges Gesicht und antwortete:
    „Ja, es soll diesen Franzosen etwas schwer werden, mich zu meiern, denn ich weiß mich zu –“
    Er wurde von einer warnenden Gebärde seines Herrn unterbrochen.

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