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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wieder? Und zwar unangemeldet! Ah! Ich verstehe! Sie wollen sich die Hunderttausend nebst der übrigen Summe holen.“
    „Sie irren von neuem. Ich will mir nichts holen, sondern ich bringe Ihnen etwas.“
    „So erklären Sie, was – mein Gott, was ist das? Sie bluten ja ganz entsetzlich!“
    Fast erschrocken blickte Belmonte an sich nieder, und nun erst bemerkte er, daß das Blut in schweren Tropfen aus seinem linken Ärmel zur Erde fiel. Er hatte bisher vor Aufregung nicht den mindesten Schmerz empfunden; aber in dem Augenblick, in welchem er das Blut sah, fühlte er, daß er verwundet sei.
    „Entschuldigung, Exzellenz!“ sagte er. „Ich wußte nicht, daß ich blute; sonst wäre ich nicht hier eingedrungen. Der Hund wird mich in den Arm gebissen haben.“
    „Welcher Hund?“
    „Der mich verhindern wollte, Ihnen eine gute Nachricht zu bringen. Ich komme nämlich, Ihnen zu sagen, daß Sie die gnädige Komtesse vielleicht noch heute abend wiedersehen werden.“
    „Wirklich? Wirklich? Wäre das möglich?“ rief der Graf freudig. „Sind ihre Peiniger geneigt, sie mir bereits heute zurückzugeben?“
    „Ihre Peiniger? Ich glaube nicht – daß – daß diese – daß diese – ah, wie wird – wird –!“
    Er konnte kein Wort mehr hervorbringen. Ein dicker Blutstrahl schoß ganz plötzlich aus seinem Ärmel hervor. Er griff mit der Rechten nach der Lehne eines nahen Stuhles und verlor, von dem schnell herzutretenden Diener gehalten, die Besinnung.
    Nun war es ihm, als träume er, daß er verwundet wurde. Er hörte wie aus weiter Ferne laute Ausrufe und freudiges Schluchzen; dann verschwand diese Vision.
    Als er erwachte, lag er in einem prachtvoll ausgestatteten Zimmer auf einem Ruhebett. Er war angekleidet und trug den Arm, welcher ihn sehr schmerzte, in der Binde. Einige Augenblicke später war er wieder eingeschlafen.

SECHSTES KAPITEL
    Auf Schleichwegen
    Die Gäste des Vaters Main hatten keine Ahnung von dem gehabt, was unter ihnen im Flaschenkeller und sodann über ihnen vorgegangen war, bis endlich der Kellnerin Betty auffiel, daß Sally sich nicht sehen ließ und ebenso wenig der Student aus Tours. Auch wußte sie, daß ihr Herr in den Keller gegangen war, um Wein zu holen. Warum kam er nicht mit demselben? Befanden sich etwa alle drei da unten beim Wein?
    Sie wurde von Minute zu Minute neugieriger und stieg endlich mit einem Licht die Kellertreppe hinab. Da hörte sie ein leises Stöhnen. Sie erschrak und eilte zurück zu den Gästen.
    „Kommt schnell herab in den Keller; da ist etwas passiert!“
    Bei dieser Botschaft hörte natürlich die Unterhaltung sofort auf. Es wurden Lichter angebrannt, und dann begab man sich hinab. Da lag der Wirt, halb besinnungslos, hielt die Hand an den hinteren Teil des Kopfes und wimmerte.
    „Hier ist etwas geschehen“, sagte der Emissär. „Er hat einen Hieb erhalten. Schafft ihn herauf und reibt ihm die Stelle mit Branntwein ein! Wer mag das gewesen sein?“
    „Sally fehlt“, meinte Betty.
    „Sally? Die wird ihn doch nicht überfallen haben!“
    „Auch der Student ist hinaus und noch nicht wieder zurück!“
    „Wer weiß, wo er steckt! Er wird in die Sally verliebt sein. Diese beiden sind es nicht gewesen.“
    „Was wird es sein“, meinte einer. „Vater Main ist ganz einfach die Treppe hinabgestürzt.“
    „Die Treppe hinab so weit nach hinten? Das ist ganz und gar unmöglich!“
    „Er hat sich nach hinten geschleppt.“
    „Warten wir, bis er wieder zu sich kommt; dann werden wir es erfahren.“
    Die Einreibung auf den Hinterkopf, frisches Wasser in das Gesicht und eine tüchtige Prise Schnupftabak in die Nase brachte den Wirt bald zur Besinnung. Er blickte erst ganz erstaunt um sich und fuhr sich mit der Hand tastend nach der schmerzenden Stelle. Da aber kehrte ihm das Gedächtnis zurück, und sofort stand er auf.
    „Donnerwetter, wo ist der Student?“ fragte er.
    „Er ist mit der Sally zur Treppe hinauf, wohl in den Hof“, antwortete Betty.
    „Dort würde der Hund beide zerreißen. Der Kerl hat mir einen Hieb gegeben. Ich war gerade im Umdrehen, als er zuschlug, und habe ihn erkannt. Suchen wir ihn!“
    Sie fanden die Treppentür verschlossen, und erst nun merkte der Wirt, daß ihm die Schlüssel fehlten. Er nahm ein Licht und eilte in den Keller. Als er zurückkehrte, rief er:
    „Er hat mir die Schlüssel gestohlen; er hat irgend etwas Schlimmes vor. Schnell, schnell, daß wir ihn noch erwischen.“
    Er riß hinter den Fässern eine

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