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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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entführt?“
    „Höchstwahrscheinlich. Hat man sie noch nicht wieder?“
    „O ja, man hat sie wieder.“
    „Das ist sehr hübsch. Ist sie selbst wieder gekommen?“
    „Nein. Man hat sie gebracht.“
    „Gebracht? Hm! Da muß es ihr auswärts sehr gut gefallen haben!“
    „Hören Sie, Monsieur, ich wollte, das wäre bei Ihnen auch der Fall. Machen Sie wenigstens jetzt, daß Sie bald nach auswärts kommen.“
    „Oh, das hat noch gute Zeit. Ich stehe nämlich hier infolge meines Amtes.“
    „Ah, so. Was sind Sie denn?“
    „Reporter.“
    „Für welches Blatt?“
    „Für eine türkische Zeitung in Konstantinopel. Es wurde mir dorther gemeldet, daß der Sultan die Absicht habe, einige Pariserinnen mausen zu lassen. Als ich nun hörte, daß Ihnen die gnädige Komtesse abhanden gekommen ist, so dachte ich sogleich, der Sultan stäke dahinter. Nun sie aber wieder da ist, werde ich sogleich nach Konstantinopel telegraphieren, daß er nicht dahintersteckt.“
    „Nein, der nicht. Es steckt vielmehr ein ganz obskurer Kneipenwirt dahinter. Er hat sie geraubt, um hunderttausend Franken Lösegeld zu erhalten. Das können Sie mit nach Konstantinopel telegraphieren.“
    „Schön. Und was noch?“
    „Daß die Polizei zu dumm gewesen ist, sie zu finden.“
    „Die Polizei? Ist die hier in Paris auch dumm? Ich dachte, bloß in Konstantinopel. Das muß ich hintelegraphieren. Was aber noch?“
    „Daß ein Weinhändler die Gnädige errettet hat.“
    „Das ist hübsch von ihm! Das ist ein Beweis, daß es doch mitunter einen Weinhändler gibt, der ein Gefühl hat und ein menschliches Gemüt. Hat er es denn allein fertig gebracht?“
    „Nein. Er hat seinen Diener mitgebracht. Ohne Domestiken ist so ein Rettungswerk niemals zu vollbringen.“
    „Sie meinen, ohne Domestiken und Portiers. Wo stecken denn nun die beiden Retter?“
    „Der Diener hat sich verduftet –“
    „Sapperlot! Ist er so ätherisch? Das muß ich nach Konstantinopel telegraphieren. Und der Herr?“
    „Der Herr liegt oben im Bett.“
    „Im Bett? Donnerwetter! Ist er so schläfrig?“
    „Krank.“
    „Krank? Was fehlt ihm?“
    „Ein Hund hat ihm den Arm zerbissen. Er hat viel Blut verloren, ohne es zu bemerken. Es muß ihm eine Ader, eine Arterie oder ein Ven – Ven –“
    „Sie meinen, daß ihm eine Krampfader in die unrechte Kehle gekommen ist?“
    „Ja, ja, so wird man es wohl nennen. Er ist droben bei uns umgefallen, und man hat nach dem Arzt gesandt, der soeben bei ihm ist.“
    „Ist das Wahrheit oder auch so eine Krampfaderfistel?“
    „Wahrheit.“
    „So muß ich schleunigst hinauf.“
    Er wollte fort; aber der Portier faßte ihn und hielt ihn zurück.
    „Was wollen Sie oben? Sie gehören nicht hinauf!“ meinte er.
    „O doch. Ich bin nämlich der verduftete Diener, ohne den so ein Rettungswerk gar nicht unternommen werden kann.“
    Damit riß er sich los und eilte die Treppe empor. Er kam gerade zur rechten Zeit, beim Anlegen des Verbandes mitzuhelfen. Sodann wurde er zu dem General gerufen.
    Diesem war es lieb, zu hören, daß der Diener Belmontes da sei. Von Martin konnte er Aufklärung über alles erhalten; besonders auch über Sally, welche mit der Komtesse gekommen war, ohne daß man ihren Anteil an der rettenden Tat genau kannte.
    Martin erzählte alles, so daß der General nun ganz genau unterrichtet war; dann begab er sich zu seinem Herrn, den er im tiefen Schlaf fand.
    Man bot ihm ein Zimmer an, er aber lehnte es ab. Er wußte seinen Herrn in guter Pflege und beschloß daher, nach Hause zu gehen und bei dieser Gelegenheit einmal bei seinem Schwälbchen vorüber zu gehen.
    Er bemerkte von weitem, daß ihre Wohnung erleuchtet sei. Das Fenster stand offen; sie selbst aber war nicht zu sehen. Er machte einen Versuch und klatschte in die Hände. Richtig, er hatte sich nicht verrechnet. Das hübsche Köpfchen erschien oben im Rahmen des Fensters.
    „Pst!“ machte er es hinauf.
    „Bruder?“ fragte sie hinunter.
    „Nein, Martin!“
    „Ah! Ich komme.“
    Es dauerte nicht lange, so wurde die Haustür geöffnet.
    „Endlich! Endlich!“ flüsterte sie ihm entgegen.
    „Hast du meine Karte gefunden?“
    „Ja. Galt sie denn mir?“
    „Freilich. Komm, sage mir guten Abend und laß dich küssen!“
    Er wollte sie an sich ziehen, sie aber wehrte ab und sagte:
    „Halt! Noch nicht! Erst muß ich wissen, warum du mir nicht Wort gehalten hast! Erst lädst du mich ein, und dann, wenn ich komme, bist du ausgeflogen.“
    „Wie es die

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