Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
empor, bis sein Kopf an die Falltür stieß und lauschte eine kurze Zeit. Dann hob er die Tür empor, hielt die Laterne in die Höhe und blickte in den Keller. Er konnte nach dem, was er erfahren hatte, sich denken, daß das Haus von der Polizei besetzt war. Daher war Vorsicht geboten. Glücklicherweise bemerkte er, daß in dieser hinteren Abteilung von einem Menschen keine Spur zu sehen sei.
    „Es ist niemand da“, flüsterte er ihr zu. „Komm herauf.“
    Er selbst stieg vollends empor, und sie folgte ihm.
    „Nun, wo ist das Versteck?“ fragte er. „Du kannst es mir zeigen, ohne ein Wort zu sprechen; dann hast du deinen Schwur gehalten.“
    Natürlich sprach er so leise wie möglich. Er war fieberhaft erregt, ließ es sich aber nicht merken. Das Mädchen trat einige Schritte vor, bückte sich dann fast bis zum Boden nieder und deutete auf einen Mauerstein, welcher ganz fest zwischen den anderen zu stecken schien. Ein Eisenring war an ihm angebracht. Lemartel erfaßte den Ring und zog. Der Stein folgte dieser Anstrengung und nach ihm auch die rechts und links von ihm befindlichen. Dadurch wurde eine Öffnung sichtbar, welche eine ziemliche Tiefe besaß. Der Lumpenkönig leuchtete in dieselbe hinein und mußte sich beherrschen, um nicht einen lauten Ruf des Erstaunens auszustoßen.
    Er erblickte Geldrollen und Pakete, welche jedenfalls Papiergeld enthielten, Ringe, Ketten, Armbänder und allerlei ähnliche Schmuckgegenstände. Und ganz hinten – ah, er langte hinein und zog ein kleines Kästchen hervor, welches er genau betrachtete. Es war verschlossen und kein Schlüssel steckte im Loch.
    „Das ist es!“ sagte er, indem sein Auge aufleuchtete.
    „Dieses Kästchen wurde Ihnen gestohlen?“ fragte sie.
    „Ja. Ich werde der Polizei Meldung machen.“
    „Warum denn, Monsieur?“
    „Damit ich es wieder bekomme.“
    „Dazu ist ja gar keine Meldung nötig! Wenn es Ihnen gehört, so können Sie es ja behalten. Das ist keine Sünde und auch kein Verbrechen.“
    Natürlich hatte er sich nur den Anschein gegeben, als ob er Anzeige machen wollte. Er nahm eine nachdenkliche Miene an und meinte flüsternd:
    „Du hast eigentlich ganz recht. Melde ich es der Polizei, so wird das Kästchen konfisziert, obgleich es mein Eigentum ist, und ich kann monatelang warten, ehe ich es erhalte. Also du meinst, daß ich es mitnehmen soll?“
    „Ja. Was ist drin?“
    „Nichts gerade Wertvolles. Nur Scheine und Zeugnisse, welche ich vielleicht noch einmal brauchen werde. Die Diebe haben das Kästchen jedenfalls nur deshalb mitgenommen, weil die Elfenbeinarbeit daran eine wertvolle ist. Stecken wir die Steine wieder an ihren Platz!“
    Er verschloß das Versteck wieder, wie es erst gewesen war, und nahm das kleine Kästchen an sich. Dann stiegen sie wieder hinab, wobei er die Falltür über sich niederließ. Unten im Gewölbe angekommen, sagte das Mädchen:
    „Nun sind Sie also vollständig zufriedengestellt, Monsieur?“
    „Ja.“
    „Das ist uns leichter geworden, als ich es dachte. Ich werde darum die Belohnung, welche Sie mir versprochen haben, wohl gar nicht annehmen können.“
    „Du wirst sie erhalten und annehmen, denn du hast sie verdient. Komm, laß uns zurückkehren.“
    Sie gelangten auf demselben Weg, den sie gekommen waren, und in ganz derselben Weise in die Lumpenniederlage Lemartels zurück. Dorf öffnete er sein Pult und zahlte ihr die Summe aus. Sie konnte es nicht fassen, plötzlich so reich geworden zu sein, und zog im Übermaße ihres Glücks seine Hand an ihre Lippen. Dann entfernte sie sich.
    Kaum war sie fort, so trat er den Gang zum zweiten Mal an. Während er die Katakomben durchschritt, murmelte er vor sich hin:
    „Soll ich etwa den Schatz liegen lassen, den dieser Spitzbube da aufgespeichert hat! Ich würde der größte Tor der Erde sein. Habe ich mir kein Gewissen daraus gemacht, damals die Familie Königsau nebst Graf Rallion und den Kapitän um ihr Geld zu betrügen, so brauche ich jetzt erst recht keine Bedenken zu hegen!“
    Unter der Falltür angekommen, lauschte er. Er bemerkte, daß jemand im Keller sei. Es wurde geklopft und gehämmert.
    „Donnerwetter!“ dachte er. „Sollte man ahnen, daß der Alte hier ein heimliches Versteck hat, und nach demselben suchen? Das wäre fatal! Ich muß warten.“
    Er wartete lange Zeit, aber die Bewegung, welche im Keller herrschte, wollte nicht aufhören. Darum kehrte er endlich zurück und beschloß, den Weg am Tag nochmals zu unternehmen.
    Er kam erst

Weitere Kostenlose Bücher