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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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seinem Gebieter zurückgekehrt war, teilte er ihm mit, was er erfahren hatte. Der Herr blickte nach dem Seitental hinüber und schätzte die Entfernung mit dem Blick ab.
    „Wir bleiben hier, um beim Morgengrauen unser Heil zu versuchen. Endlich, endlich einmal ein Löwe. Ich hoffe, daß ich Wort halten kann!“
    Beide hatten ein echt militärisches Aussehen und sprachen jetzt reines Französisch miteinander. Der Diener antwortete:
    „Auch ich wünsche, daß wir einmal so ein Tier zu Gesicht bekommen. Es ist doch ein eigener Wunsch von einer Braut, das Fell und die Reißzähne eines Löwen zu besitzen. Dies beides zu holen, ist gefährlich.“
    „Fürchtest du dich?“
    „Nein. Ein Löwe ist doch nur eine etwas größere Katze!“
    „Hm. Eine etwas sehr große Katze sogar. Es geht mir gerade wie dir, ich habe auch noch keinen wirklich wilden Löwen gesehen. Vielleicht wäre es gut, wenn wir während des Mittags die Gegend einmal rekognoszierten.“
    „Das Seitenteil, wo das Vieh stecken soll?“
    „Ja. Natürlich zu Fuß. Wir hätten nur eine halbe Stunde bis hinüber.“
    „Ich stehe zu Befehl, Herr Hauptmann.“
    Einige Zeit später brachen sie auf, geradeso, als ob sie einen Gang auf Hasen oder Hühner unternehmen wollten. Die Beduinen sahen ihrem Beginnen mit Kopfschütteln zu; es war ihnen ein wahnsinniges Wagstück.
    Die beiden wanderten über die Breite des Haupttals hinüber und schritten dann das weit engere Nebental empor. Es war mit Mimosen und Terebinthen bestanden und mit wirrem Fels und Geröll angefüllt. In diesem Tal sollte, wie sie bereits gestern erfahren hatten, ein männlicher Löwe sein Lager haben. Sie hofften, seine Fährte zu finden und so den Ort zu entdecken, wo sie ihn morgen bei Tagesgrauen aufsuchen wollten.
    Es ist wahr, daß der Löwe sich nur selten zur Mittagszeit zeigt. Indessen, durch irgendeinen Umstand aus seiner Ruhe aufgescheucht, kann er doch einmal zum Vorschein kommen, und dann ist es gefährlich, ihm zu begegnen. Er rächt sich für die ärgerliche Störung.
    Indem sie so zwischen Busch und Felsen emporstiegen, blieb der Diener plötzlich stehen und faßte den Herrn am Arm.
    „Um Gottes willen, was ist das?“ fragte er, empor nach der Talwand deutend.
    Der Hauptmann folgte mit dem Blick der angedeuteten Richtung und zuckte zusammen, ob vor Überraschung oder Schreck, das war schwer zu unterscheiden.
    „Tausend Donner! Ein Löwe!“ flüsterte er. „Ja, das ist ein echter, richtiger Löwe und nicht so einer, wie man in der Menagerie findet. Was tun wir? Wagen wir es?“
    Seitwärts vor ihnen, und zwar etwas über ihnen, kam ein riesiges Tier talabwärts geschritten, langsam und majestätisch im Bewußtsein seiner Riesenkraft. Noch zwei Minuten, so mußte der Löwe die beiden sehen. Der Diener war ein waghalsiger Patron. Er antwortete:
    „Der Kerl ist gerade noch einmal so groß, als ich mir ihn vorgestellt habe; aber geschossen wird er. Wer weiß, ob wir ihn morgen so vor die Büchse bekommen. Wohin schießt man ihn?“
    „In das Herz. Nur im Notfall zielt man in das Auge.“
    „Gut. Ducken wir uns hier hinter die Büsche nieder. Da sieht er uns nicht. Jeder hat zwei Kugeln, das gibt vier und wird genügen.“
    Gesagt, getan! Sie knieten hinter den Büschen nieder und legten die Gewehre an. Das Tier befand sich jetzt wohl dreißig Schritt vor ihnen und zwanzig Fuß höher als sie.
    „Schieß du zuerst“, befahl der Hauptmann. „Ich bleibe zur Sicherheit in Reserve.“
    Er tat recht daran, wie sich sofort zeigte. Der Diener zielte und drückte ab. Der Schuß krachte, allein der Löwe blieb unversehrt. Die zweite Kugel traf ihn in den Leib, ohne ihn tödlich zu verletzen.
    Jetzt aber hatte er auch die Stelle bemerkt, von welcher aus er angegriffen worden war. Er stieß ein tiefes, fürchterliches Brüllen aus und kam herbeigesprungen. Dazu genügten ihm fünf Sprünge.
    „Um Gottes willen, wir sind verloren!“ schrie der Diener und warf sich zu Boden. Vorher so verwegen, war es jetzt mit seinem Mut vorüber.
    Der Hauptmann blieb unbeweglich knien. Als der Löwe im Sprung sich in der Luft befand, drückte er zum ersten Mal ab, und gleich darauf folgte auch die zweite Kugel. Das gewaltige Tier machte mitten im Sprung eine Wendung seitwärts und stürzte zur Erde nieder. Ein kurzes, dumpfes Brüllen und Röcheln, ein krampfhaftes Schlagen und Zucken der Pranken; dann war es tot.
    „Gott sei Dank. Das waren zwei Meisterschüsse!“ meinte der Diener. „Ich

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