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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Trauer und großer Jammer eingekehrt; Armut, Krankheit und Tod hatten jählings ihren Einzug gehalten, und keiner machte sich solche Vorwürfe wie Kunz von Goldberg, welcher sich einbildete, daß aus dem Verkauf nichts geworden wäre, wenn er sich nicht so warm dafür erklärt hätte.
    Man hatte natürlich sofort an Gebhard telegraphiert, und die Antwort lautete, daß er schleunigst kommen werde, er kenne keinen Freund namens de Lormelle. Goldberg ließ sich Urlaub geben, um der verwaisten Familie Helfer sein zu können. Auch Hedwig, seine Frau, rief er herbei.
    Aber ehe beide eintrafen, nämlich Hedwig und der Urlaub, stellten sich zwei andere ein. Am fünften Tag nach dem Unglücksfall meldete ein Diener Kunz von Goldberg, daß zwei Fremde angekommen seien, welche mit Herrn Hugo von Königsau zu sprechen verlangt hätten.
    „Du sagtest doch, daß dieser krank sei und unfähig, jemand zu empfangen?“
    „Allerdings. Darum wünschten sie, bei Ihnen eintreten zu dürfen.“
    „Ihre Namen?“
    „Sie wollten dieselben Ihnen selbst sagen.“
    „Eigentümlich! Aber führe sie zu mir.“
    Nach einigen Augenblicken traten die Angemeldeten ein. Kaum hatte Kunz einen Blick auf sie geworfen, so sprang er von seinem Stuhl auf. Nicht Rallion rief seine Aufmerksamkeit hervor, sondern Richemonte, dessen Antlitz er mit seinem Blick durchbohren zu wollen schien. Wer dieses Gesicht einmal gesehen hatte, der war nicht imstande, es wieder zu vergessen. Und er hatte es gesehen, drüben in Afrika, kurz nach der Löwenjagd.
    Die beiden verbeugten sich, aber auf eine Weise, welche die Absicht erkennen ließ, das gerade Gegenteil von Höflichkeit erkennen zu lassen.
    „Sie sind Herr von Goldberg?“ fragte Rallion.
    „Wie Sie wissen!“ antwortete Kunz. „Sie kommen jedenfalls, um mir Ihr Verschwinden aus dem Postwagen zu erklären.“
    „Oh, ich werde Ihnen noch ganz andere Sachen zu erklären haben.“
    „Vielleicht werden Sie mir endlich auch Satisfaktion geben wollen!“ meinte Kunz in verächtlichem Ton.
    „Gewiß! Das ist ja gerade der Grund meiner Anwesenheit. Ich komme nämlich, um Ihnen mitzuteilen –“
    „O bitte, bitte!“ unterbrach ihn Kunz. „Wollen Sie mir nicht vorher den anderen Herrn vorstellen?“
    „Eigentlich wollte ich dies erst später tun, doch kann ich Ihnen den Namen meines Freundes sagen: Herr Kapitän Albin Richemonte.“
    Goldberg fühlte sich einen Augenblick lang nicht imstande, sich zu bewegen oder einen Laut von sich zu geben; aber er war ein vollendeter Charakter und beim Militär so gut geschult, daß er seine Züge zu beherrschen verstand. Also das war der Mensch, welcher der Teufel der Familie Königsau genannt werden mußte.
    Im Gesicht Goldbergs zuckte keine Miene. Sein Auge ruhte mit einem starren, fast totem Ausdruck auf dem Kapitän; nach einigen Minuten aber meinte er zu Rallion:
    „Fahren Sie jetzt fort.“
    „Das wird sofort geschehen. Herr von Königsau hat seine bisherigen Besitzungen an den Grafen von Smirnoff verkauft?“
    „Ja.“
    „Unter der Bedingung, diese Besitzungen mit seinem Privateigentum binnen eines Monats, vom Tag des Kaufabschlusses an gerechnet, zu verlassen?“
    „Ja.“
    „Nun, so teile ich Ihnen mit, daß ich in alle Rechte des Grafen Smirnoff getreten bin. Ich habe ihm die beiden Güter abgekauft.“
    Zwischen Goldbergs Zähnen drang ein zischendes Pfeifen hervor, der einzige Laut, welchen er während einer ganzen Weile hören ließ. Tausend Gedanken und Vermutungen kreuzten sich in seinem Kopf.
    „Ich hoffe, daß Sie gehört haben, was ich soeben sagte“, meinte Rallion.
    Goldberg nickte leise und antwortete sodann:
    „Ich habe Sie sehr wohl verstanden. Ich glaube sogar, daß Sie mir mehr, viel mehr mitgeteilt haben, als was Sie bezweckten. Ich ersuche Sie, mir in das Nebenzimmer zu folgen.“
    Er stieß eine Tür auf und ließ die beiden vorangehen. Sie blieben wie gebannt am Eingang stehen. Das Gemach, in welchem sie sich befanden, war mit schwarzem Tuch ausgeschlagen; kein Tisch, kein Stuhl, kein Möbel war vorhanden. In der Mitte des Raums aber erhob sich ein imposantes Castrum doloris, ein mit schwarzem Krepp und Samt drapierter Katafalk, an dessen Seiten auf hohen Leuchten eigenartig duftende Walratskerzen brannten. Die Fenster waren verhangen, und das Licht der Kerzen fiel auf einen Sarg, welcher die Blicke der beiden Eingetretenen magnetisch auf sich zog. In demselben lag Margot, die einstige Liebe eines Kaisers, in helles, schimmerndes

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