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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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denke ich, daß du deinen Freunden einige Flaschen anbieten wirst, da du jetzt so gut bei Mitteln bist.“
    „Das fällt mir gar nicht ein. Ich habe nicht so viel Geld, wie du vielleicht denkst, und muß damit auslangen, bis ich wieder eine neue Stellung habe.“
    „Geizhals! Eigentlich hast du, da du so lange Zeit nicht hier gewesen bist, wieder Einstand zu zahlen, und so denke ich – na, er soll dir erlassen bleiben; denn da kommt einer, der nicht so knauserig ist wie du.“
    Bei diesen Worten drehte er sich nach der Tür, durch welche ein neuer Ankömmling eingetreten war.
    Dieser war ein junger, vielleicht achtundzwanzigjähriger Mann mit angenehmen, sogar männlich schönen Gesichtszügen. Das ziemlich kurz geschnittene Haar war ebenso wie der volle Schnurrbart, welcher seine Oberlippe zierte, von tiefschwarzer Farbe, gegen welche der helle Teint frappierend abstach. Seine Gestalt war nicht zu hoch, aber breit und kräftig gebaut. Er machte trotz des einfachen Anzuges, dessen Hauptteil in einer blauen Leinwandbluse bestand, einen sehr angenehmen, fast möchte man sagen, an diesem Ort distinguierten Eindruck.
    „Das ist der Changeur!“ rief der vorherige Sprecher. „Willkommen! Warum bist du an den letzten Tagen nicht da gewesen?“
    Alle schüttelten dem Ankömmling die Hand. Sally, die Kellnerin, war mit einem lauten Freudenschrei aufgesprungen und ließ ihm gar keinen Augenblick Zeit, auf Gruß und Frage zu antworten.
    „Endlich, endlich kommst du!“ rief sie, indem sie beide Arme um ihn schlang. „Wo bist du während dieser langen Zeit gewesen?“
    „Lange Zeit?“ fragte er unter einem seltsamen Lächeln, welches wohl freundlich sein sollte, aber einen mühsam unterdrückten Widerwillen doch nicht ganz zu verbergen vermochte. „Es sind ja nur drei Tage!“
    „Aber dennoch eine Ewigkeit für meine Sehnsucht! Warum bist du nicht gekommen?“
    „Geschäfte!“ antwortete er unter einem leichten Achselzucken.
    „Sind sie dir gelungen?“
    „Wie stets!“
    „Ja, du bist ein kluger Kopf!“ meinte sie stolz. „Du wirst dich nie erwischen lassen. Komm! Du mußt mir erzählen!“
    Sie wollte ihn nach ihrem vorigen Sitz ziehen; er aber wehrte ab und antwortete:
    „Später, Sally! Ich darf die Kameraden nicht vernachlässigen; auch habe ich vor allen Dingen Durst. Gib mir Wein, aber vom guten. Verstanden? Und diesen Messieurs bringst du drei Flaschen Absinth. Sie trinken dieses starke Zeug lieber als den Wein. Wenn man gute Geschäfte gemacht hat, muß man auch die Kameraden leben lassen.“
    „Siehst du, Bajazzo, daß der Changeur nobel ist?“ fragte der frühere Wortführer. „Er beginnt zu regalieren, nachdem er kaum hereingetreten ist!“
    Der Changeur nahm bei den übrigen Platz, während Sally, schmollend über seine Weigerung, sich zu ihr zu setzen, sich entfernte, um das Verlangte herbeizuholen.
    „Bajazzo?“ fragte er, den Alten betrachtend. „Ein neuer Kamerad?“
    „Ja. Ein alter Sünder, dem man Vertrauen schenken kann“, wurde ihm dieser vorgestellt.
    „In was arbeitet er?“
    „In allem. Er nimmt mit, was er bekommen kann. Der Mann war nämlich bei der Truppe eines maurischen Gauklers, den man Abu Hassan, den Zauberer, nennt. Dort ist seine Stieftochter, die Turmseilkünstlerin, vom Seil gestürzt und hat den Hals gebrochen, und vor Schmerz darüber ist er der Gesellschaft mit der Kasse und diesem prachtvollen Anzug durchgebrannt.“
    „Schuft!“ rief der Bajazzo.
    „Schweig!“ rief der andere. „Deine Art und Weise kenne ich! Ah, da kommt der Wein und der Absinth. Laßt uns einschenken und anstoßen! Wer weiß, wie oft wir noch in dieser Weise beisammen sein können.“
    „Hast du Sorge, daß man dich erwischt und einsteckt?“ fragte die Kellnerin, welche vorhin dem Bajazzo einen Kuß gegeben hatte.
    „Halt das Maul, Betty! Es handelt sich hier um ganz andere Dinge!“
    „Wichtige natürlich!“ meinte sie schnippisch.
    „Ja, sehr wichtige!“
    Er schenkte sich und den anderen ein und erhob sich dann.
    „Stoßt an!“ forderte er sie auf. „Der alte Kapitän soll leben!“
    Sie stießen zwar mit an, waren aber über diesen unerwarteten Toast so erstaunt, daß sie zu trinken zögerten.
    „Der alte Kapitän? Wer ist das, Levier?“ fragte einer von ihnen.
    Das französische Wort Levier bedeutet Brechwerkzeug, Brecheisen. Diesen Namen trug der Mann, eine deutliche Erklärung des Handwerkes, welches er betrieb.
    „Wer der alte Kapitän ist?“ meinte er. „Ich

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